zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Signal aus Potsdam

Volkstrauertag: Widerstand gegen Nazis gewürdigt

Stand:

Innenstadt / Teltower Vorstadt - In der Feierhalle des Neuen Friedhofs würdigte gestern der russische Botschafter Vladimir Kotenev, dass die ehemaligen Kriegsgegner unter dem Motto „Versöhnung über den Gräbern“ heute der Opfer von Krieg und Gewalt gemeinsam gedenken. Der Gegensatz zwischen Tätern und Opfern dürfe jedoch keinesfalls relativiert werden. Für die Landesregierung erinnerte Bildungsminister Holger Rupprecht an die Zivilcourage, mit der die Potsdamer am 5. November einen Neonazi-Aufmarsch in ihrer Stadt verhindert hatten. Dieses „Signal aus Potsdam“ sei ein ermutigendes Zeichen.

Rupprecht betonte, dass das Gedenken am Volkstrauertag allen Opfern gilt, den Widerständlern und Verfolgten ebenso wie den gefallenen Soldaten und den Toten unter der Zivilbevölkerung. Im Anschluss sprach Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz an der Kriegsgräberstätte Worte des Gedenkens. Die Veranstaltungen hatten am Vormittag mit einer Kranzniederlegung auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof Bassinplatz begonnen. Dabei würdigte Oberbürgermeister Jann Jakobs die Gedenkwoche zur Zerstörung der Stadt, die Ausstellung des Potsdam-Museum zum Alltag 1945 und andere Bemühungen, sich 60 Jahre nach dem Kriegsende weiter der historischen Wahrheit anzunähern und „daraus die Kraft zu schöpfen, den erneuten Versuchen zu widerstehen, braunes Gedankengut salonfähig zu machen“. Jakobs begrüßte vier Weltkriegsveteranen aus dem Oblast Kaliningrad, wo der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge inzwischen deutsch-russische Jugendlager für die Anlage und Pflege von Soldatenfriedhöfen veranstaltet.

Mit dem Ablauf blieb der Volksbund seinem Konzept für den Volkstrauertag treu, das von der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär kritisiert wird. Sie fordert, auf den Feiern Zeitzeugen aus dem antifaschistischen Widerstand auftreten zu lassen. Auch gestern hatte sie wieder zu einer alternativen Gedenkfeier am Stein für die in Potsdam verstorbenen Zwangsarbeiter eingeladen. Dabei sprach der kommunistische Widerständler Peter Gingold, der in der französischen Resistance und als Partisan in Italien gekämpft hatte. Gingold forderte, am Volkstrauertag das Gedenken auf den antifaschistischen Widerstand, vor allem aus der Arbeiterbewegung, und die Opfer der Massenvernichtung in den Konzentrationslagern zu konzentrieren. E. Hoh

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })