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Sport: Sigurdsson setzt auf Talente Handball-Nationalteam jetzt ohne Weltmeister

Berlin - Dagur Sigurdsson ist zu Wochenbeginn eine grundsätzliche Entscheidung abgenommen worden. Am Montag, dem Tag vor der ersten Kadernominierung des neuen Handball-Bundestrainers, hatte ein arrivierter Spieler sein Karriereende in der Nationalmannschaft öffentlich gemacht: Nach 167 Länderspielen und 576 Toren will sich Holger Glandorf in Zukunft nur noch auf seinen Klub, die SG Flensburg-Handewitt, konzentrieren.

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Berlin - Dagur Sigurdsson ist zu Wochenbeginn eine grundsätzliche Entscheidung abgenommen worden. Am Montag, dem Tag vor der ersten Kadernominierung des neuen Handball-Bundestrainers, hatte ein arrivierter Spieler sein Karriereende in der Nationalmannschaft öffentlich gemacht: Nach 167 Länderspielen und 576 Toren will sich Holger Glandorf in Zukunft nur noch auf seinen Klub, die SG Flensburg-Handewitt, konzentrieren. „Es ist für mich Zeit, auf die Signale meines Körpers zu hören“, sagte Glandorf, „jetzt sollen jüngere Spieler ihre Chance bekommen.“ Es klang beinahe so, als hätte ihm Sigurdsson diesen Satz im persönlichen Gespräch am Wochenende in den Mund gelegt. Die Wortwahl jedenfalls hätte vom Bundestrainer sein können.

Der Isländer soll ja bekanntlich das Gesicht sein für den sportlich so notwendigen Neustart in der A-Nationalmannschaft, und basierend auf diesem Plan hat Sigurdsson auch seine erste Auswahl zusammengestellt. Nach Glandorfs Abschied steht zum ersten Mal seit sieben Jahren kein Weltmeister von 2007 mehr im DHB-Aufgebot. Das sei Teil seines Perspektivplans, betont der Coach, aber andererseits keineswegs als Dogma zu verstehen. „Ich werde nie Spieler aus meinen Überlegungen ausschließen“, sagt Sigurdsson, „aber wir werden unserer jüngeren Generation jetzt mehr Verantwortung geben.“ In diesem Fall sogar: geben müssen. Sigurdssons langfristiges Ziel sind die Olympischen Spiele 2020, spätestens dann sollen Deutschlands Handballer wieder zur Weltspitze gehören. Entsprechend jung sind heute die Akteure, auf die man in sechs Jahren hofft.

Für den Lehrgang und die Länderspiele gegen die Schweiz am 20. und 21. September ist zum ersten Mal auch das womöglich größte deutsche Talent nominiert worden: Paul Drux von den Füchsen Berlin reist stellvertretend für die kürzlich bei der EM siegreiche U-20-Auswahl zur A-Mannschaft. Ebenfalls aus dem Juniorenteam dabei ist Drux’ Berliner Teamkollege Fabian Wiede, der zuvor in Belzig und Potsdam Handball spielte. „Ich habe auch weitere Talente im Blick“, sagt Sigurdsson und nennt in Simon Ernst, Tim Suton und Yves Kunkel drei weitere U-20-Europameister, „aber Fabian und Paul sind in ihrer Entwicklung mit ein bis anderthalb Jahren Erfahrung in der Bundesliga bereits einen Schritt weiter.“ Gesammelt haben Drux und Wiede diese Erfahrungen bei ihrem Vereinstrainer Sigurdsson, der bis 2015 in einer Doppelfunktion auch als Bundestrainer arbeitet.

Abgesehen von den zu erwartenden Personalien – Silvio Heinevetter im Tor, Uwe Gensheimer auf Linksaußen, Patrick Groetzki auf Rechtsaußen – überraschte Sigurdsson mit zwei Entscheidungen: Der 23 Jahre junge Andreas Wolff (HSG Wetzlar) darf sich erstmals im Gespann mit Heinevetter ausprobieren; für den Kreis nominierte er zudem einen jungen Mann von Bundesliga-Aufsteiger Friesenheim: Erik Schmidt. Körperlich bringt der 21-Jährige gute Voraussetzungen mit: Schuhgröße 51, Körpergröße 2,04 Meter.

Vor den ersten Pflichtspielen in der EM-Qualifikation am 29. Oktober gegen Finnland sowie am 3. November in Österreich zeichnet sich allmählich auch der Stab ab, mit dem Sigurdsson künftig zusammenarbeiten wird. Beim Lehrgang im September wird ihm unter anderem Torwarttrainer und Ex-Nationalspieler Henning Fritz assistieren. Zum Team wird auch der ehemalige Abwehrchef Oliver Roggisch zählen, der seit seinem aktiven Karriereende in der Nationalmannschaft als Teammanager fungiert. Also immerhin doch noch zwei Weltmeister von 2007, zumindest auf der Trainerbank. Christoph Dach

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