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Landeshauptstadt: Silberlinden fielen bei Nacht und Nebel

Stadtkontor informierte über Straßenbau in der Spindelstraße / Proteste der Anwohner gegen Fällungen

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Babelsberg - Herbe Kritik wegen der Fällung von drei sehr alten Silberlinden mussten sich Stadtkontor und Stadtverwaltung am Donnerstagabend auf einer Bürgerversammlung anhören. Stadtkontor hatte zu der Versammlung eingeladen, um die Anlieger und interessierte Bewohner über die bevorstehende Rekonstruktion der Spindelstraße zu informieren. Das Interesse war groß, die Stühle im Versammlungsraum in der Schornsteinfegergasse reichten nicht aus.

Die drei stadtbildprägenden Bäume seien „in einer Nacht- und Nebel-Aktion“ ohne Information und Aufklärung der Bürger gefallen, so der Vorwurf. Da halfen Beteuerungen, dass alles nach Recht und Gesetz und mit Genehmigung der Naturschutzbehörde verlaufen sei, wenig. Gutachter hätten festgestellt, so die Argumentation von Stadtkontor, dass die Silberlinden an der Einmündung der Tuchmacherstraße „von der Vitalität her so beschaffen sind, dass sie die Baumaßnahmen nicht überstehen würden“. Einige Anwesende verlangten Einblick in die Gutachten und Gabriele Kosel vom Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen sicherte daraufhin zu, die Informationen an die interessierten Bürger nachzureichen. Der Sprecher der Planungsfirma Merkel Ingenieur Consult, Christian Lieben, räumte darüber hinaus ein, dass an den früheren Standorten wieder Bäume, die in den Straßenraum passen, gepflanzt werden könnten. Er informierte auch darüber, dass im Zuge der Baumaßnahmen insgesamt zwölf Neupflanzungen erfolgen werden.

Die Spindelstraße und ein Teil der Tuchmacherstraße erhalten einen völlig neuen Straßenaufbau und dazu neue Schmutzwasser-, Regenwasser- und Trinkwasserkanäle. Die Energie- und Wasser GmbH überprüft die Hausanschlüsse und erneuert sie je nach Bedarf. Bereits nächste Woche erhält jeder Eigentümer ein entsprechendes Ankündigungsschreiben. Die Aufwendungen bei der Erneuerung der Hausanschlüsse sind „kostenersatzpflichtig“. Noch während der Arbeiten landen die „Heranziehungsbescheide“ in den Briefkästen. Dann haben die Angeschriebenen einen Monat Zeit, um ihre „Schulden“ zu begleichen. Gabriele Kosel informierte, dass aus Blei bestehende Grundstücksanschlüsse zu hundert Prozent ausgewechselt werden müssen. Im Falle der Weigerung sei mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren zu rechnen, drohte sie an. Die Stadt zeigt sich jedoch auch kulant, wenn jemand Schwierigkeiten hat, seiner Kostenersatzpflicht fristgemäß nachzukommen. „Kommen Sie uns entgegen, reden Sie mit uns“, forderte Kosel auf. Stundungen bis hin zu zinslosen Krediten seien im Bereich der Möglichkeiten.

Wie Christian Lieben bekannt gab, werden die Arbeiten im Mai beginnen und Ende November voraussichtlich abgeschlossen sein. Der Bereich Alt Nowawes bis Tuchmacherstraße werde verkehrlich voll gesperrt, die Grundstücke seien zum Teil mit Fahrzeugen nicht erreichbar. Die Arbeiten erfolgen in Abschnitten, wobei jeder sechs bis acht Wochen Bauzeit beansprucht. Über den genauen Ablauf erhalten die Grundstücksbesitzer Anfang Mai ein Anschreiben. Lieben versicherte, dass altes Pflastermaterial wieder verwendet werde so weit es möglich sei. Die Fahrbahn der Spindelstraße werde sechs Meter breit sein mit je zwei Metern Fußweg auf jeder Seite. Darüber hinaus gibt es Parkbuchten quer und parallel zur Fahrbahn.

Die Straßeninstandsetzung führt in der Regel zu einer Wertsteigerung der Grundstücke, die nach einem komplizierten Verfahren individuell ermittelt wird. In fünf Jahren wird diese so genannte sanierungsbedingte Bodenwerterhöhung per Gebührenbescheid eingefordert. Die Anlieger haben jedoch auch die Möglichkeit, den Betrag vorher zu bezahlen.

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