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Landeshauptstadt: Singen als Kundenservice

Schlagersängerin Kristina Bach präsentierte am Dienstag neue Lieder in den Bahnhofspassagen

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Schlagersängerin Kristina Bach präsentierte am Dienstag neue Lieder in den Bahnhofspassagen Von Karsten Sawalski Auf den ersten Blick sieht sie nicht unbedingt wie ein Engel aus. Kristina Bach singt in einem beigen Hosenanzug. Der Pressetext ihres Managements beschreibt sie als diese himmlische Kreatur mit den Eigenschaften „blond, blauäugig und unschuldig“, um sie dann, von ihrem Wesen her, eher als eine „selbstbewusste moderne Powerfrau“ zu charakterisieren. Als Kristina Bach, in ihrem beigen Hosenanzug, aus dem Eingang zum Center-Management heraus tritt und mit ihrem freundlichen Lächeln an den Fans hinter der Absperrung vorbei geht, wirkt sie eher wie eine Frau, die sich ansonsten in einer Bürowelt bewegen würde. Ihr Auftritt auf der Bühne in den Bahnhofspassagen ändert an diesem Eindruck nur wenig: Die Tanzchoreografie ist eher sparsam. Sie wippt leicht im Takt der Musik vom Band mit und riskiert ein- oder zweimal eine Drehung. Die Sehnsucht und grenzenlose Liebe, von denen ihre Lieder handeln, spiegelt sich allein in ihren Augen wider. Das Glänzen darin, mit dem sie ständig den Blickkontakt zum zahlreich erschienenen Publikum sucht, ist nach dem Auftritt – als sie schnell einige Brötchenhälften im improvisierten „Umkleideraum“ hinunter schlingt – verschwunden. Drei Lieder von der neuen CD und ein Hit als Zugabe waren das musikalische Programm – zeitlich streng begrenzt. Dafür signiert der Schlagerstar aber noch alle Autogrammwünsche. „Wir gehen hier nicht eher weg, bevor nicht jeder sein Autogramm bekommen hat“, verspricht Andreas Pappert von der Management und Booking K. B. Artists & Show GmbH. Pappert ist ebenso freudig überrascht von der großen Zuschauermenge wie Centermanager Sevket Demir. Das Lebensalter der Zuschauer, die in etlichen Reihen direkt vor der Bühne und verteilt an den Rolltreppen stehen, beläuft sich durchschnittlich auf Mitte 50 und darüber. Bereits nach den ersten Takten Musik entzündet sich die Musikantenstadl-Stimmung: Zum Mitklatschen gesellt sich bald ein zartes Mitschunkeln in den ersten Reihen. „Das war ein schöner Auftritt“, sagt eine lustige Mittvierzigerin hinterher, immer noch summend, „aber leider zu kurz“. Die Sängerin hat einen vollen Terminkalender, bestätigt Pappert. Die neue CD mit dem Titel „Leb dein Gefühl“ ist am 8. März erschienen. Da Schlagermusik immer „ganz hinten im Regal steht“, so Sängerin Bach, müssen Künstler dieser Branche viel unterwegs sein. Vormittags trete sie im Radio auf, nachmittags in Einkaufs-Centern und abends gibt sie Konzerte. „Haben wir Zeitdruck?“, fragt Kristina Bach den Mann vom Management, nachdem sie gerade fünf Minuten gesessen hat. „Ein bisschen schon“, antwortet Pappert. Die Zeit, um ihre Gefühle auszuleben, wird die Künstlerin bis Ostern wohl nicht haben. Denn solange laufe noch die Promotion-Tournee. Aber Kristina Bach fühlt sich in den Centern wohl. Das sagt sie jedenfalls, wenn man die Künstlerin nach dem Unterschied zwischen Konzert- und Centerauftritten fragt. „Wenn ich auf der Bühne stehe, gebe ich alles“, sagt Bach diplomatisch. Ihr Engagement sei immer gleich stark und nicht davon beeinflusst, ob die Leute Geld für eine Eintrittskarte gezahlt haben oder nicht. Die Sängerin betont lieber die Vorteile der Centerauftritte. Hier könne sie die Leute erreichen, die kein Geld für eine Konzertkarte haben und auch diejenigen, die sie noch gar nicht kennen. Im Einkaufszentrum komme sie ganz dicht und „ohne Barriere“ an die Menschen heran und spüre „die Wärme des Publikums“. Die Sängerin Kristina Bach, die ihre Lieder selbst schreibt und auch für andere Interpreten textet, sieht sich als Dienstleisterin. „Ich sehe das als Kundenservice“, sagt Bach selbstbewusst, „die Fans bekommen die Live-Musik und ein Autogramm von mir und kaufen auch gleich die CD – dadurch können sie sich ein Bild von mir machen “.

Karsten Sawalski

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