Landeshauptstadt: Sitzen und ausblicken
Auch auf dem Kahlen Berg in Eiche gab es einst ein Belvedere
Stand:
Eiche – Die Wiederherstellung des Belvederes auf dem Brauhausberg hat, wie berichtet, der SPD-Fraktionsvorsitzende Mike Schubert angeregt. Sie war bereits vor der Buga 2001 in Aussicht genommen, dann aber aus Kostengründen nicht verwirklicht worden. Ebenso unverwirklicht blieben die Pläne eines weiteren Aussichtspunkte, dem Belvedere auf dem Kahlen Berg in Eiche.
Die ebenfalls zur Buga geplante Wiedererrichtung des Tempels war damit begründet worden, dass es in Eiche an attraktiven Erholungs- und Wandermöglichkeiten fehle, zumal der Potsdamer Ortsteil durch die Siedlung Altes Rad einen starken Einwohnerzuwachs verzeichnete. Inzwischen ist an der Ortsgrenze die Golmer Siedlung Am Herzberg hinzugekommen. Neben einer Wiedererrichtung des Tempels hatte das beauftragte Büro Dechamps Architekten/Planungsgruppe Grün der Zeit nach den PNN von Mike Schubert zugänglich gemachten Unterlagen damals auch zwei andere Lösungen vorgeschlagen. Eine davon ging von der Neuerrichtung einer modernen Stahlrahmenkonstruktion mit eingehängten Ebenen aus, auf denen man „sitzen, spielen und ausblicken“ kann. Die Minimalvariante sah am Platz des Monopteros eine Sandfläche mit Sitzmöglichkeiten aus Quadersteinen vor. In jedem Fall sollten jedoch die Sichtachsen zur Stadt durch Rodungen im inzwischen auf dem einst Kahlen Berg herangewachsenen Wald wieder hergestellt werden, ebenso das Wegenetz mit der Treppenanlage, das durch Hofgärtner Sello angelegt worden war. Die Kostenschätzungen lagen in dem Jahr vor der Potsdamer Bundesgartenschau zwischen 162 000 und 255 000 DM.
Das Belvedere war 1840 durch König Friedrich Wilhelm IV. angeregt und 1842 durch Ludwig Persius in den Entwurf eines kreisrunden, von Säulen getragenen Monoteros umgesetzt worden. Errichtet wurde der Tempel aber erst 1854 in abgeänderter Form durch Ludwig Ferdinand Hesse. Er öffnete von dem 65,6 Meter hohen Hügel den Blick auf Schloss Lindstedt, das Neue Palais und die Stadtsilhouette. Der Tempel stand nur gut vier Jahrzehnte, dann wurde er abgerissen.
Als „Erinnerung“ schrieb der Potsdamer Stadthistoriograph Hans Kania 1937: „Dieser Säulentempel stand oberhalb einer 28-stufigen Zugangsstiege, die in vier Absätzen emporführte. Zwei gebogene Freitreppen von je neun Stufen leiteten dann zur Plattform der offenen Halle, die von zwölf korinthischen Säulen, aus geformtem Ton von Bildhauer Koch gefertigt, gebildet wurden. Über den Säulen sah man ... eine flache Kuppel.“
Das Belvedere wiederherzustellen, ist als Anregung an die – größtenteils wohlhabende – Einwohnerschaft Eiches zu verstehen. Ein solches Vorhaben könnte von einem Bürgerverein vorangetrieben und vom Ortsbeirat koordiniert werden. Eigentumsvorbehalte gibt es nicht, da das Gelände den Land Brandenburg, vertreten durch die Forstverwaltung, gehört. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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