Sport: Skovang schrieb Geschichte
Ein Hauch von Olympia pfeift durch das „Karli“
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Ein Hauch von Olympia pfeift durch das „Karli“ Die norwegische Schiedsrichterin Bente Skogvang ist nicht erst seit Beginn der FIFA-Liste im internationalen Geschäft. „Mein erstes internationales Spiel war ein Länderspiel Schweden gegen Dänemark 1987. Wieviele Spiele es danach bis heute geworden sind, weiß ich nicht.“ Unter den Unzähligen ragt eines besonders heraus. Die 42-jährige, die seit Jahren in Oslo lebt, aber im hohen Norden weit jenseits des Polarkreises in Tromsö geboren und in der kleinen Ortschaft Mandalen in der Gegend als Spross einer Lappenfamilie aufgewachsen ist, hat 1996 Geschichte geschrieben: Frauenfußball wurde olympisch bei den Spielen in Atlanta, das erste Finale ging an die Norwegerin. „Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn ich an dieses Spiel in Athens/Georgia denke. Über 76 000 Zuschauer. Dieses spannende Spiel zwischen den USA und China mit dem amerikanischen Gold. Was war ich nervös und aufgeregt vorher. Aber ich bin mit meiner Leistung in diesem fairen und rasanten Spiel zufrieden. Dass dieses Spiel einen guten Verlauf nahm, war für die Entwicklung des Frauenfußballs weltweit von immens großer Bedeutung.“ Eigentlich hatte Skogvang schon auf das WM-Finale 1995 gehofft, bei dem erstmals ein weibliches Referee-Trio eingesetzt wurde. Doch die Fußballerinnen verhinderten dies. Bekanntlich spielte in Stockholm Norwegen gegen Deutschland (2:0), so daß Skogvang der Schwedin Ingrid Jonsson den Vortritt lassen und ihren großen Auftritt auf Atlanta als nächste Chance verschieben musste. Ein Hauch von Olympia also, der da dieser Tage durch das Babelsberger „Karli“ pfeift. Beruflich arbeitet Bente Skogvang noch bis Dezember an ihrer Doktorarbeit. Ein kulturelles wie historisches Thema im Sport. „Wie die Fußballfrauen und die Männer zu ihren professionellen Strukturen fanden. Ein besonderes Schwergewicht lege ich auf die Frauen und die historische Entwicklung bei uns in Norwegen“, erklärt Skogvang ihre Forschungen. Nach Abschluss der Arbeit werde sich in den Lehr- und Forschungsbereich des Staatlichen Sportinstitutes der Universität in Oslo gehen. Mit der Schiedsrichterei wolle sie die Alterslimits voll ausschöpfen, „solange es noch Spaß macht und ich gut genug bin.“ Drei Jahre hat sie noch bei der FIFA und sieben Jahre national. Ein gewisser Harald Rönne spielt bei den Forschungen von Skogvang eine Rolle. Der heute 97-jährige outete sich im Jahr 2000 anläßlich des nördlichsten Länderspiels der Welt in Tromsö zwischen Norwegen und den USA als Frauenfußballtrainer der 20er (!) Jahre. Er sei 1927 zum Vorsitzenden im Fußballkreis Troms gewählt worden und habe beim Vorzeigeklub Floya IL sogar als blutjunger Mann ein Frauenteam trainiert. Überhaupt habe es damals in der Gegend mehrere Teams gegeben, aber keinen Spielbetrieb. Seine Mädels seien überwiegend Bankangestellte gewesen und Arbeiterinnen bei Mack. Das ist die örtliche und nördlichste Brauerei der Welt. „In einem Schreiben an den Verband in Oslo hatte ich auf das Okay für ein Turnier gehofft. Das kam nicht rechtzeitig. Wir haben trotzdem gespielt. Letztendlich hat der Verband unsere Aktivitäten verboten“, erzählte Rönne. Heute lachen sie darüber in Oslo. Und die sporthistorische Doktorantin ist verwundert über das Detailwissen des Schreibers. „Ja, das hat sich 1931 so zugetragen“, sagt sie. „Überall in Norwegen gab es in der 20er Jahren solche Tendenzen. Es handelte sich überwiegend um Jux und Freizeitfußball, oftmals ohne ernsthafte sportliche Ambitionen, wie Harald sie hatte.“
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