Landeshauptstadt: Skulptur mit Vogelnestern
Restaurierung abgeschlossen: Vier Säulen an der Großen Fontäne in Sanssouci
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Mit goldenem Fuß und Kapitell präsentieren sich komplett restauriert seit gestern alle vier Säulen aus rot-grauem Korallenkalk, die die Große Fontäne in Sanssouci umstehen. Als letztes schwebte die Marmorskulptur eines Mädches, das ein Lämmchen im Arm trägt, am Kranarm auf sein luftiges Podest in elf Meter Höhe.
In zwei Jahren hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten die Säulen erneuert, die König Friedrich Wilhelm IV. 1843/44 aufstellen ließ. Diese Leistung der Skulpturenwerkstatt und der beteiligten Unternehmen, so der Stahnsdorfer Steinmetzen Melior und Partner, der Berliner Kunstgießerei Seiler und der Vergolder der Firma Aurum aus Marquardt, würdigte während der Luftfahrt des lammtragenden Mädchens Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh.
Er dankte den Sponsoren, die den größten Teil der Kosten in Höhe von 315 000 Euro übernommen haben. Neben der Arbeitsgemeinschaft Schlössernacht zählt dazu die Essener Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die mit 57 000 Euro erstmals eine Restaurierung in Sanssouci mitfinanzierte.
Katrin Lange, die Leiterin der Skulpturenwerkstatt der Stiftung, und Meliors Chefsteinmetz Frank Gansky erläuterten die vor allem für die vierte Säule überaus komplizierten Wiederherstellungsarbeiten. Der Agneter Korallenkalk, der an sich für die Aufstellung im Freien nicht geeignet ist, wies so tiefe und breite Risse und Spalten auf, dass darin sogar schon Vögel nisteten. Die Zinkgusskapitelle im korinthischen Stil waren durchgerostet, und auch die in luftiger Höhe noch am besten erhaltene Mädchenskulptur aus Carrraramarmor hatte erhebliche Schäden. Zudem wies die Säule einen Durchschuss vom Kriegsende 1945 auf.
Um die Säule ohne Abbau restaurieren zu können, erhielt sie eine hölzerne Manschette Die Risse wurden mit Hilfe spezieller Nadeln und Klebemittel wieder geschlossen Zum Ausgleich von Fehlstellen waren allein 351 so genannte Vierungen erforderlich – millimetergenau zugeschnittene Ergänzungsstücke, die nach dem Einfügen mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen sind. Dafür wurde originales Material aus den Agneter Steinbrüchen in Österreich herangeholt.
Katrin Lange war die Freude anzusehen, dass nun auch die Sanierung der vierten Säule zu einem vollen Erfolg wurde. In ihrer Maserung sei sie sogar die schönste von allen. 2006 waren bereits die beiden Säulen mit den Marmorstatuen der Venus von Medici und eines Apollinos restauriert worden.
Im Frühjahr 2007 folgte dann die dritte, die von der Skulptur eines Bacchanten gekrönt wird. Wie der Natursteinexperte der Stiftung, Detlef Röper, erläuterte, wurden bei diesen Arbeiten wertvolle Erfahrungen für die Wiederherstellung der am stärksten beschädigten vierten Säule gewonnen.
Ursprünglich waren die Säulen nicht für den Park Sanssouci bestimmt. Sie wurden für die im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I. durch Leo von Klenze erbaute, 1842 eingeweihte Ruhmeshalle „Walhalla“ in Regensburg angefertigt, dann aber nicht verwendet. Daraufhin kaufte sie Friedrich Wilhelm IV. für das Gartenparterre von Sanssouci. Die Säulen ersetzten dort wenig witterungsbeständige Bleifiguren römischer Gottheiten und Sagengestalten.E. Hohenstein
E. Hohenstein
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