Von Peer Straube: SLB während Sanierung dicht
Stadt sucht Ausweichquartier für „provisorische Ausleihe“
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Innenstadt - Im kommenden Frühjahr wird die Stadt- und Landesbibliothek (SLB) für zweieinhalb Jahre ihre Pforten schließen. Entgegen der ursprünglichen Absicht werde die Sanierung des maroden DDR-Gebäudes am Platz der Einheit nun doch nicht bei laufendem Betrieb erfolgen, sagte die Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) gestern vor Journalisten. Dies hätte nur unter „größten Schwierigkeiten“ geschehen können.
Die Nutzer müssen allerdings nicht ganz auf die Angebote der Einrichtung verzichten. Man plane eine „provisorische Ausleihe“. Ein Standort dafür werde derzeit in der Innenstadt gesucht, drei bis vier seien im Gespräch, so Magdowski. Ob der weitgehend ungenutzte Teil des ehemaligen Intersport-Geschäfts im Komplex der Fachhochschule darunter ist, wollte die Beigeordnete nicht bestätigen. Laut Bibliothekschefin Marion Mattekat sollen 150 000 der insgesamt 190 000 Bücher des Freihandbestandes während der Sanierung des Hauptgebäudes im Übergangsdomizil zur Verfügung stehen. Die Magazinausleihe stehe „eingeschränkt“ zur Verfügung, sagte sie.
Die neue Kulturdezernentin hatte noch eine andere Überraschung parat. Sie habe vorgeschlagen, mit ihrem Geschäftsbereich nach der Sanierung in die eine Etage einzuziehen, die bislang zur Vermietung vorgesehen war. Dafür könnte der jetzige Sitz des Kulturdezernats, die Villa in der Hegelallee 9, verkauft werden, um zur Refinanzierung beizutragen. Inklusive des Ausbaus der zur Vermietung bestimmten Etage soll die Sanierung des Bibliotheksgebäudes 12,5 Millionen Euro kosten – davon fließen zehn Millionen Euro in die Räume für die Bibliothek sowie die Volkshochschule (VHS), die nach Fertigstellung Ende 2012 aus ihrem Domizil in der Dortustraße in die SLB übersiedelt.
Eine solche Kombination sei ihres Wissens bundesweit „nicht so häufig, wenn nicht gar einmalig“, sagte Magdowski. Beide Einrichtungen wollen künftig unter dem Titel eines „Wissensspeichers“ firmieren. Dahinter verbirgt sich die Idee, Synergien zu nutzen und die Angebote aufeinander abzustimmen. So werde die SLB sich stärker auf den Bildungssektor ausrichten, kündigte Mattekat an. So werde etwa ein Kabinett eingerichtet, in dem ausschließlich Medien zum Thema Beruf, Karriere und Wirtschaft zu finden sind. Zudem würden Studienkabinen eingerichtet, in denen man in Ruhe lernen und sich weiterbilden kann. Auch der Bestand soll mehr auf die Angebote der VHS-Kurse ausgerichtet werden. Für die VHS sollen sich die Bedingungen ebenfalls verbessern. Neben dem erstmalig behindertengerechten Zugang verfügt die Schule nach dem Umzug über deutlich mehr Platz. So werde man zwei nagelneue Computerkabinette einrichten, zwei Räume für Bewegungs- und Entspannungskurse sowie einen Raum für Kreativangebote, sagte VHS-Chefin Roswitha Voigtländer. Die sieben Mitarbeiter und 237 freiberuflichen Kursleiter haben laut Voigtländer im letzten Jahr 7000 Teilnehmern Wissen in 14 500 Unterrichtsstunden nahegebracht. Als dritte Einrichtung im Bunde wird der seit 15 Jahren dort bestehende Weiterbildungsladen der Stadt auch nach der Sanierung wieder einziehen.
Dass der Magazinbestand der SLB tatsächlich um 160 000 Medien und damit um die Hälfte reduziert wird, sei nicht sicher, sagte Mattekat. Diesen Schritt hatte die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers empfohlen, um die um 2,5 Millionen Euro gestiegenen Sanierungskosten zu drücken. Mattekat betonte, die Zahl sei keine Zielvorgabe. Am Freihandbestand werde man keine Einschnitte vornehmen.
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