Landeshauptstadt: Snoezelraum und kleine Werkstatt
Wohnstätte für geistig behinderte Menschen in der Holzmarktstraße wird ab Herbst umgebaut und modernisiert
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Wohnstätte für geistig behinderte Menschen in der Holzmarktstraße wird ab Herbst umgebaut und modernisiert Von Günter Schenke Berliner Vorstadt. Die Holzmarktstraße ist eine wenig beachtete Idylle zwischen Havel und der belebten Berliner Straße, deren Qualitäten noch nicht allgemein entdeckt sind. In der dortigen Wohnstätte der Theodor-Fliedner-Stiftung leben derzeit 18 geistig behinderte Menschen. Unter sachkundiger Obhut werden sie gepflegt, versorgt und nach Möglichkeit rehabilitiert. Wer die Front des roten Klinkerbaus der Wohnstätte in Nachbarschaft des früheren Straßenbahndepots von der Straßenseite aus betrachtet, kann nicht ermessen, dass sich dahinter nicht nur Räume mit schöner Atmosphäre, sondern auch ein ausgedehnter Hof- und Gartenbereich verbergen. Doch die äußere Idylle trügt. Die Wohnstätte entspricht schon lange nicht mehr den Anforderungen, die an derartige Einrichtungen gestellt werden. Nicht nur fehlt es an einer behindertengerechten Ausstattung; es gibt Beanstandungen beim Brandschutz und bei anderen baulichen Gegebenheiten – ganz abgesehen von den üblichen Problemen, die ein altes Haus mit sich bringt. Trotzdem schätzt Helga Hintzke von der Theodor-Fliedner-Stiftung in Potsdam ein: „Die Bausubstanz ist gut.“ Doch entspreche die Wohnstätte nicht den Anforderungen der so genannten Heim-Mindestbauverordnung Vielleicht sind Lage und Substanz die Faktoren, welche die Stiftung veranlassen, das Haus nicht aufzugeben. Vielmehr fasste der Träger den Entschluss, es umzubauen und durch einen Anbau zu erweitern. Das ist leichter gesagt als getan, denn an allen Ecken und Enden fehlt es am Mitteln. „Im Moment hat es ein Bauherr nicht ganz einfach, weil niemand Geld hat“, klagt Hintzke und erläutert, dass die Stiftung die Mittel selbst aufzubringen habe, da es für derartige Projekte kaum Förderung gebe. In dieser Situation kam es gerade recht, dass die „Aktion Mensch sich bereit erklärte, für die Verbesserung der Wohn- und Betreuungsqualität der Bewohner 250000 Euro zur Verfügung zu stellen. Aufgabe des Berliner Architekturbüros Feddersen dürfte es demnach nicht nur sein, schöne und zweckmäßige Räumlichkeiten zu planen, sondern bei der Bauausführung darauf zu achten, dass die Kosten im Rahmen bleiben – eine heutzutage vordringliche Funktion der Architekten. Auf jeden Fall sollen sich die Arbeitsbedingungen der Bewohner, von denen sieben in einer Werkstatt für behinderte Menschen tätig sind, erheblich verbessern. Zwar werde sich die Zahl der Wohneinheiten nicht wesentlich vergrößern, sagt Frau Hintzke, aber es werde dann nur noch Einzelzimmer geben. „Alles wird barrierefrei und rollstuhlgerecht“, kündigt sie an. Und an der Rückseite des Klinkerbaus wird ein Fahrstuhl angebaut – eine unschätzbare Erleichterung für eine Einrichtung dieser Art. Gruppenübergreifend werden ein so genanter Snoezelraum, in dem eine besondere Ruhesituation für die schwer behinderten Bewohner geschaffen werden kann, und eine kleinen Werkstatt eingerichtet. Schließlich ist ein großer Gemeinschaftsraum vorgesehen. Der Anbau auf der Rückseite wird rechtwinklig zum Bestandsgebäude errichtet. Dabei bleibt genug Raum für einen Garten. Im Herbst soll es mit dem Um- und Neubau losgehen. Zu den Finanzierungsproblemen bemerkt Helga Hintzke: „Wir sammeln noch Geld.“ Die Hoffnungen, durch Verhandlungen mit dem überörtlichen Sozialhilfeträger in Cottbus Mittel zu bekommen, sind gering. „Ohne die Hilfe der Aktion Mensch könnten wir das gar nicht machen“, sagt Hintzke, die darüber hinaus mit Stiftungsmitteln rechnet.
Günter Schenke
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