Von Ingmar Höfgen: „So ein Sieg schweißt zusammen“
Der SV Babelsberg 03 bot in Wilhelmshaven in der ersten Halbzeit Fußball vom Feinsten
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Der Jubel kannte keine Grenzen, die Erleichterung auch nicht. Mit einer kleinen Pogo-Einlage bedankten sich die Babelsberger Fußballer am Freitagabend bei ihren nach Wilhelmshaven mitgereisten sangesfreudigen Fans. Nach zwei gänzlich unterschiedlichen Halbzeiten und einem 2:1 (2:0)-Sieg waren die Nulldreier erstmals in der Saison an die Tabellenspitze der Regionalliga Nord geklettert – am Samstag hatte sich die zweite Wolfsburger Mannschaft durch ein 2:0 bei Tennis Borussia den Platz zurückerobert.
Auch Wilhelmshavens Trainer Wolfgang „Maxe“ Steinbach tanzte – fast um Dietmar Demuth herum. Nach der Gratulation, bei der sich die Trainer nach dem Abpfiff die Hand geben und ein paar nette Worte wechseln, schimpfte das Energiebündel dabei wild auf die Unparteiischen. Besonders eine Szene erregte ihn. Ein Handspiel im 03er Strafraum reklamierten seine Akteure kurz nach dem 1:2-Anschlusstreffer in der 59. Minute durch Max Wegner. Alle anderen außer die Schiedsrichter im Stadion hätten es gesehen, behauptete Steinbach in der Pressekonferenz. Und Demuth meinte, sein Team habe da „Glück gehabt“.
Dass der Faktor Glück überhaupt relevant werden würde, darauf hätte nach den ersten 45 Minuten keiner gewettet. Eine wie aus einem Guss auftrumpfende Gäste-Elf führte ihren Gegner regelrecht vor. Abwechslungsreiches Forechecking, sicheres Passspiel, zwei Tore aus sechs Chancen – „die erste Halbzeit kann man fast nicht besser spielen“, sagte Demuth, von „Feuerwerk“ und „Riesentempo“ sprach Almedin Civa. Und mit Ümit Erdirdi (19.) und Anton Müller (38.) sorgten die „fleißigen Lieschen“ (Demuth) für die hochverdiente Führung. Der Auftritt der drei offensiven Mittelfeldspieler Ergirdi, Müller und Daniel Frahn hinter dem agilen Nico Hebisch sorgte zudem für zahlreiche offene Fragen beim Gastgeber.
Die Rezeption auf der Gegenseite war ähnlich. „Babelsberg hat allein gespielt, meine Mannschaft dachte wohl, das Spiel fängt um 20.30 Uhr an“, ätzte Steinbach. „Man hat gesehen, dass Babelsberg eine Spitzenmannschaft ist.“ Und die Wilhelmshavener Zeitung vom Samstag schrieb, die Akteure der ersten Halbzeit „erweckten den Eindruck, nur zufällig nicht auf der Tribüne zu sitzen“.
Die Babelsberger ließen ihre Dominanz und auch ihren Willen, mehr für den Erfolg zu tun als den Vorsprung nur zu verwalten, anscheinend in der Kabine. „Das wollten wir nicht, wir wollten es genau anders machen“, betonte Civa, „aber wir haben keine klaren Bälle mehr gespielt.“ Der SVW kam auf, wurde aggressiver, fand Lücken und Schwächen. „20 Minuten sind wir richtig geschwommen“, so Demuth, der mit Sven Hartwig und Patrick Moritz zwei frische Stürmer brachte.
Dass die Ballsicherheit nicht zurückkam und es bis zum Ende ein Zitterspiel blieb, konnten die beiden zwar nicht verhindern, sorgten aber für neue Entlastung. Es fehlte schlicht der dritte Treffer, den Moritz auf dem Fuß hatte (70.). „So ein Sieg schweißt zusammen“, war Ergirdi anschließend überzeugt, und: „Mit einem 2:2 sechs Stunden im Bus – das wäre eklig gewesen.“
Ingmar Höfgen
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