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Links und rechts der Langen Brücke: So viel Heimlichkeit ...

Peer Straube findet, der Oberbürgermeister sollte im Wahlkampf sein Recht als Amtsinhaber nicht überstrapazieren

Von Peer Straube

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Es weihnachtet schon! So ganz entspricht der Potsdamer Knecht Ruprecht äußerlich vielleicht nicht der landläufigen Vorstellung vom dickbäuchigen, gemütlichen Alten mit rotem Mantel und Kapuze – doch immerhin, einen Bart trägt er auch. Der Oberbürgermeister ist’s, der schon drei Monate vor der Adventszeit den Geschenkesack öffnet und einen lustigen Geldregen daraus niederprasseln lässt. So hat Jann Jakobs gestern das Potsdam-Museum mit einer unerwarteten Gabe bedacht und so eben mal aus der hohlen Hand 150 000 Euro für eine Klimaanlage lockergemacht. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wo doch in zwei Wochen die Potsdamer an die Wahlurne gerufen werden, um ein neues Stadtoberhaupt zu küren.

Dass Jakobs in den vergangenen Wochen von Richtfest zu Richtfest, von Grundsteinlegung zu Grundsteinlegung eilte, um den Bürgern der Stadt zu signalisieren – seht her, so schlecht habt ihr’s mit mir doch nicht getroffen – geschenkt. Das ist das Recht des Amtsinhabers, der Kanzlerbonus sozusagen. Doch sollte sich der Rathauschef in seinem Gutmenschentum jetzt etwas zügeln. Monatelang hatten beispielsweise sowohl die Museumschefin als auch der Förderverein gebetsmühlenartig eine mobile Klimaanlage für Sonderausstellungen gefordert – und die Stadtverwaltung hatte mit ebenso großer Beharrlichkeit die leeren Taschen nach außen gekehrt und die Achseln gezuckt. Es ist schwer zu glauben, dass die Stadtkasse plötzlich von einem Goldesel heimgesucht worden ist – die Kommunalaufsicht dürfte die Nachricht jedenfalls arg wundern, hatte sie doch erst tags zuvor den Kämmerer zum noch härteren Sparen verdonnert und Potsdam die Kreditwürdigkeit abgesprochen. Jakobs dürfte die Frage in Erklärungsnot bringen, aus welcher Deckungsquelle die 150 000 Euro so plötzlich hervorgesprudelt sind. Bei so viel Heimlichkeit in der Weih ... äh ... Wahlkampfzeit wird die Kandidatenkonkurrenz vor Wut mit den Zähnen knirschen. Zu Recht.

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