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Landeshauptstadt: „So wahrhaftig, so ehrlich wie möglich“

Premiere des Babelsberg-Films „Die Fälscher“

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Wenn sich Robert de Niro und der Berliner Winter vereinen, ist dagegen nur schwer anzukommen. So blieb es sehr still am späten Samstagabend, als das Ensemble des deutschen Wettbewerbsbeitrags „Die Fälscher“ bei beißend kaltem Wind über den roten Teppich vor dem Berlinale-Palast schritt. Es war die Spät-Premiere, geplanter Beginn 22.30 Uhr – und nur wenige Stunden zuvor hatte Schauspiellegende De Niro am selben Ort seine zweite Regiearbeit „The Good Shepard“ präsentiert. So hatte sich der Enthusiasmus der Filmfans und Autogrammjäger wohl ein wenig erschöpft.

Dabei hätte es durchaus Grund zum Applaudieren gegeben. Nicht allein, weil eine zarte junge Dame mit sehr berühmtem Nachnamen sich trotz Kälte im schulterfreien, schwarzen Kleid vor die Fotografen wagte: Dolores Chaplin, Enkelin von Charlie Chaplin, spielt eine kleine Rolle in dem Drama über die Geldfälscherwerkstatt im Konzentrationslager Sachsenhausen. Vor allem aber hätte dem 90-jährigen Holocaust-Überlebenden Adolf Burger Beifall gebührt – sein Bericht über „Des Teufels Werkstatt“ bildete die Grundlage für den Film, und Burger begleitete die Schauspieler an diesem Abend auch über den roten Teppich vor dem Berlinale-Palast.

Einen Tag hatte der Zeitzeuge bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres am „Die Fälscher“-Filmset in Babelsberg verbracht. Auf einer Fläche vor den ehemaligen Hallen des Karl-Marx-Werkes an der Großbeerenstraße hatten die Kulissenbauer von Studio Babelsberg die zwei Baracken der Fälscherwerkstatt nachgebildet. Etwa einen Monat wurde dort unter der Regie des Österreichers Stefan Rutzowitzky gedreht – mit dem deutschen Schauspieler August Diehl als Adolf Burger und dem Wiener Karl Markovics als „Fälscherkönig“ Salomon Sorowitsch. 4,2 Millionen Euro hat der Film gekostet, eine Viertel Million steuerte Koproduzent Studio Babelsberg Motion Pictures (SBMP) bei. Hauptsächlich deshalb sei die Drehort-Wahl auf Babelsberg gefallen, sagte Produzentin Nina Bohlmann bei der Pressekonferenz. Außerdem hätten die Baracken nicht in einer Filmhalle nachgebildet werden können, „und die Babelsberger haben ein wunderbares Team, können gut bauen“.

Doch die Bauten an der Großbeerenstraße waren wohl mehr als bloße Kulissen. Zwischen den dunkelgrau gestrichenen, lang gezogenen Baracken stellte sich schnell Beklemmung ein. Wie sind die Schauspieler damit umgegangen, was haben sie bei der täglichen Arbeit im Nachbau des Konzentrationslagers empfunden? „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, es sei anders gewesen“, sagte Hauptdarsteller Karl Markovics. Ein „anfängliches Unwohlsein“ habe er verspürt, doch ein Filmset sei ein Filmset. „Das war auch wichtig, um nicht falsche Emotionen in den Film zu stecken.“ Wenn man anfange zu arbeiten, erklärte August Diehl, gehe es um die nächsten Minuten, habe man ein konkretes Problem zu lösen – das verhindere die ständige Beschäftigung mit dem Hintergrund dessen, was man darstelle. „Und irgendwann stellt man die Frage erst einmal nicht mehr, weil sie sonst zum Problem wird“, so Markovics.

So haben beide Schauspieler sich auch die Vorbereitung auf ihre Rollen „relativ unbewusst“ (Diehl) erarbeitet – im Vordergrund habe dabei das von Regisseur Stefan Rutzowitzky verfasste Drehbuch gestanden. Allein gelte bei diesem Film die Verantwortung, alles „so wahrhaftig, so ehrlich wie möglich zu zeigen“, wohl noch mehr, sagte Markovics.

Den verdienten Applaus für „Die Fälscher“ gab es übrigens doch noch: Das Publikum der Premiere im Berlinale-Palast spendete nach der Vorstellung viel Beifall.

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