
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Solange Sterne flimmern
Bruno H. Bürgel und Schriftsteller Ehm Welk waren miteinander befreundet
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Der Potsdamer Bürgel-Biograph Arnold Zenkert hat jüngst in Angermünde auf einem Symposium zum Demokratieverständnis Ehm Welks erneut die Gegnerschaft des Astronomen und Volksaufklärers Bruno H. Bürgel zum Hitlerregime unterstrichen.
Auf der Veranstaltung, die dem 125. Geburtstag des Verfassers der „Heiden“ und der „Gerechten von Kummerow“ gewidmet war, würdigte Zenkert die Freundschaft zwischen Bürgel und Welk. Der Astronom schrieb mehr als 80 Beiträge für die „Grüne Post“, deren Schriftleitung Ehm Welk 1928 übernommen hatte. Wegen eines Offenen Briefs „Auf ein Wort, Herr Minister“, in dem er die NS-Pressezensur unter Propagandaminister Joseph Goebbels kritisierte, wurde Welk 1933 verhaftet und zeitweilig im KZ Oranienburg interniert. Nach seiner Freilassung wurde er mit Berufsverbot belegt.
Wie Zenkert in seinem Vortrag darlegte, blieben die beiden Hitlergegner weiter eng verbunden, trafen sich im Spreewald und zu gemeinsamen Ausflügen. Darüber haben sich in der Potsdamer Bürgel-Gedenkstätte Bruchstücke ihres Briefwechsels erhalten. „Bürgels Name wird nicht vergessen sein, solange die Sterne flimmern“, erklärte Ehm Welk nach dessen Tode im Jahr 1948.
Arnold Zenkert ging in seinem Beitrag ohne Namensnennung auch auf Vorwürfe eines Potsdamer SED-Althistorikers ein, Bürgel habe ein „öffentliches Bekenntnis zum nationalsozialistischem System“ abgelegt. Er räumte ein, dass der Volksastronom „in wenigen und kurzen Passagen den neuen Machthabern das Wort geredet“ habe. Die Vorwürfe stützen sich vor allem auf eine Einfügung in das Vorwort zum Bestseller „Vom Arbeiter zum Astronomen“. Darin sprach Bürgel von einer „mit geballter Energie geladenen Führung“, die für Deutschland den „Weg nach aufwärts“ gewinnen wolle. Nach dem Krieg distanzierte sich der Autor von dieser Aussage und bekundete, dass er die „gewundenen Sätze“ auf Drängen des Chefs des Ullstein-Verlages 1935 in die Neuauflage eingefügt habe. Auch Zenkert wertet diesen faulen Kompromiss kritisch. Bruno H. Bürgel sei kein „Polemiker der großen politischen Bühne“ gewesen, wohl aber ein Kämpfer für Humanismus, Menschenrechte, Toleranz und ein friedvolles Zusammenleben. Die Rassentheorie der Nationalsozialisten lehnte er ab.
Unter dem Naziregime und im Krieg wurde der „Weise von Babelsbereg“, wies Zenkert in seinem Vortrag an Dokumenten aus der Potsdamer Gedenkstätte nach, für verfolgte Juden, in Gewissensnot geratene Soldaten, Kriegerwitwen, viele Kinder zum Ratgeber und zu einer verehrten Vertrauensperson. So schrieb der mit seiner Familie in die Emigration gezwungene Berliner Journalist Moritz Goldstein: „Bevor ich meine Heimat verließ, kam Bürgel zu mir in die Wohnung. Er wollte mir zeigen, dass er für seine Person die befohlene Ächtung der Juden nicht mitmacht.“ E. Hohenstein
E. HohensteinD
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