
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Solide Potsdamer Lehre
IHK ehrt Stadtwerke für ihre Arbeit mit Azubis und auch Studenten
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Drewitz - Mit 27 Jahren hat Matthias Kokert schon eine kleine berufliche Odyssee hinter sich: Nach der Schulzeit begann der Potsdamer eine Ausbildung zum Mediendesigner. Doch nach seinem Abschluss wollte ihn niemand haben. Er war jung, ausgebildet und arbeitslos. Nach zahlreichen erfolglosen Bewerbungen traf Kokert eine Entscheidung. Seit einem Jahr lässt sich der junge Mann bei der Potsdamer Stadtwerketochter Vip, den Verkehrsbetrieben der Stadt, zum Elektroniker ausbilden. „Ich habe das Gefühl, hier etwas Solides zu lernen und gebraucht zu werden“, sagt er.
Die Potsdamer Stadtwerke sind gestern von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam für ihre Arbeit als Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet worden. Der Titel „Anerkannter Ausbildungsbetrieb“ wurde brandenburgweit an lediglich sieben Firmen vergeben. Zur Übergabe der Urkunde in der Vip-Lehrwerkstatt kamen auch Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp und Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (beide SPD). IHK-Präsident Victor Stimming erklärte: „Mit der Auszeichnung wollen wir ein Zeichen setzen.“ Nach den Negativ-Schlagzeilen um die Sponsoring-Affaire der Stadtwerke wolle man zeigen, dass die Angestellten „täglich gute Arbeit leisten“. In der Ausbildung stimme die Qualität. Durch den Ausbildungsverbund der Stadtwerketöchter erhielten die Lehrlinge Einblicke in alle Arbeitsbereiche von Energie über Wasser, Entsorgung, Verkehr bis zu den Schwimmbädern. Zwar liege die Ausbildungsquote der Stadtwerke mit 4,5 Prozent unter dem Durchschnitt – aber die Lehrlinge erwarte eine lange Betriebszugehörigkeit. „Es ist wichtig, dass Unternehmen ihren Nachwuchs absichern“, so Stimming.
Heutzutage den richtigen Lehrling für die Stadtwerke zu finden, werde aber schwerer, sagt Gerd Knapp. Bei der Vip ist Knapp für die Ausbildung zuständig – in den vergangenen Jahren aber mit zunehmenden „Bauchschmerzen“. Hätten sich früher bis zu 300 Schüler um die 14 Plätze beworben, sind es jetzt noch rund 150. Viele Bewerber hätten Defizite in Deutsch und Mathe. „Wir gucken auch, wer einem ’Guten Tag’ sagen kann“, sagt Knapp – auch das werde seltener. Dabei bemühe man sich um Bewerber: Es gibt Patenschulen, Schulpraktika und auch Studenten dürfen hier reinschnuppern. Neuerdings bieten die Stadtwerke sogar ein duales Studium zum Dienstleistungsmanager an. Ab 2012 sollen auch Industrie-Elektroniker mit Fachhochschul-Abschluss ausgebildet werden.
Die Chancen, nach der Ausbildung übernommen zu werden, sind bei den Stadtwerken nicht schlecht. Das weiß auch Matthias Kokert. Seit 2001 hat das Unternehmen 138 Lehrlinge eingestellt, 54 sind noch in der Ausbildung, 56 wurden bereits unbefristet übernommen. Kokert wird nach dreieinhalb Jahren viel gelernt haben, von der Reparatur eines Straßenbahnblinkers bis zum Aufbau von Stromschaltkästen. „Wenn man sich gut anstellt, dann legt der Meister vielleicht ein gutes Wort ein“, sagt Kokert.
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