PRO & Contra: Soll das Brandenburger Tor Flügel bekommen?
PRO & Contra Es ist zu begrüßen, dass es dem Fachbereich Stadterneuerung gelungen ist, einen realisierbaren Vorschlag zur Aufwertung des Platzes am Brandenburger Tor vorzulegen: Schon im Herbst nächsten Jahres könnten beiderseits des Tores Flügelbauten stehen. Die geplanten Gebäude sind aus städtebaulichen Gründen zu befürworten.
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PRO & Contra Es ist zu begrüßen, dass es dem Fachbereich Stadterneuerung gelungen ist, einen realisierbaren Vorschlag zur Aufwertung des Platzes am Brandenburger Tor vorzulegen: Schon im Herbst nächsten Jahres könnten beiderseits des Tores Flügelbauten stehen. Die geplanten Gebäude sind aus städtebaulichen Gründen zu befürworten. Das Brandenburger Tor, einst mit seinen beiderseitigen Torhäusern in die Stadtmauer eingebunden, steht heute einsam da und der Platz zwischen Tor und „Broadway“ lässt die wünschenswerte Aufenthaltsqualität vermissen. Das mag zum Teil daran liegen, dass auf seiner Südseite, rund um die Spieluhr, Leerstand herrscht, zum anderen Teil aber ist der Platz zu offen und zugig, als dass sich die Gäste der Freiluftgastronomie so recht wohl fühlen. Das ist zum Beispiel anders am Nauener Tor zwischen „Arco“ und „Heider“. Es bedarf einer gewissen anheimelnden Enge in der Stadt, damit sich die Menschen wohlfühlen. Und diese Enge lässt der Platz vor dem Brandenburger Tor vermissen. Natürlich wird zum Wohlfühlen und fürs Stadtbild entscheidend sein, wie die Torflügel aussehen. Die jetzt vorgelegten und in den PNN vom 22. September abgedruckten Entwürfe zeigen moderne, filigrane Bauten, die sich von der Architektur Carl von Gontards und Georg Christian Ungers, nach deren Entwürfen das Brandenburger Tor 1770 gebaut wurde, deutlich absetzen. Nach Ansicht vieler Denkmalpfleger ist die Moderne neben der Historie durchaus legitim: Es wird nichts vorgetäuscht, auf den ersten Blick ist erkennbar, dass es sich um eine Zutat der Neuzeit handelt, ohne das Alte zu beschädigen. Letzteres könnte nur passieren, wenn die neue Architektur qualitativ schlecht ist. Bis jetzt ist das nicht erkennbar. G. Schenke Auch ohne das berüchtigte Potsdamer Totschlag-Argument zu benutzen – jede moderne Architektur in dieser Stadt muss sich am Weltkulturerbe messen lassen – kann den geplanten Flügeln für das Brandenburger Tor nur eine Absage erteilt werden. Dabei spielt die vorgelegte Glas-Stahl-Konstruktion eine untergeordnete Rolle, selbst wenn sich an ihrem Aussehen und Wirken zunächst die Geister scheiden. Denn fest steht: Das Tor braucht keine Flügel, auch wenn es einmal welche hatte. Sie würden, egal in welcher Form, den Luisenplatz abkoppeln von der restlichen Innenstadt, die so einmalige, direkte Beziehung von City und Park Sanssouci, der durchs Grüne Gitter schnell zu erreichen ist, zerstören. Zudem ist die geplante Nutzung der Anbauten äußerst zweifelhaft: Brauchen die Einzelhändler und Gastronomen auf dem „Broadway“ und in den angrenzenden Straßen tatsächlich noch mehr Konkurrenz? Ist es wirtschaftlich tragbar, dies zuzulassen? Nein. Nur eine Nutzung beispielsweise durch die Potsdam-Information, die hier einen Service-Point einrichten könnte, wäre sinnvoll. Dafür eignet sich das (bereits jetzt und seit langem) leer stehende Gebäude am Rande des Platzes aber bestens. Und wer beklagt, es sei nichts los auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor, der muss Lösungen dafür woanders suchen: in der Belebung des Luisenplatzes. Er sieht zwar derzeit wahrlich nicht einladend aus, hat aber großes Potenzial. Würden die Restaurants an seinen Seiten nur dürfen, sie könnten ihn im Sommer mit Tischen und Stühlen bestücken und mitbewirtschaften. Auch ein regelmäßiger Wochenmarkt, wie er vor dem Nauener Tor erfolgreich praktiziert wird, hätte hier Platz. Dem pulsierenden Leben ständen die Flügelbauten entgegen. S. Schicketanz
G. Schenke
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