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PRO & Contra: Soll die Gewoba 800 Plattenbau-Wohnungen verkaufen?

Die Gewoba will knapp 800 unsanierte Potsdamer Plattenbau-Wohnungen verkaufen. Die Ausschreibung läuft bereits, etwa 1500 Mieter der preisgünstigsten Gewoba-Wohnungen wären von dem Verkauf betroffen – doch der Erlös soll in neue Wohnviertel im Bornstedter Feld und auf dem Gelände des früheren Straßenbahndepots fließen.

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Die Gewoba will knapp 800 unsanierte Potsdamer Plattenbau-Wohnungen verkaufen. Die Ausschreibung läuft bereits, etwa 1500 Mieter der preisgünstigsten Gewoba-Wohnungen wären von dem Verkauf betroffen – doch der Erlös soll in neue Wohnviertel im Bornstedter Feld und auf dem Gelände des früheren Straßenbahndepots fließen. Das ist der beste Grund dafür, den Verkauf abzuwickeln. Denn wer wie die Gewoba Schulden hat, kann und sollte es sich nicht leisten, auf bessere Zeiten zu hoffen. Woher sollten die kommen, wenn die städtische Wohnungsgesellschaft nicht in ein breiteres Angebot investiert? Vom Großteil der bisherigen Mieter jedenfalls nicht: 16 500 Gewoba-Wohnungen werden für weniger als sechs Euro kalt pro Quadratmeter vermietet. Die geplante Erweiterung des Gewoba-Sortiments um hochwertigen Neubau-Mietwohnraum mit Quadratmeterpreisen ab acht Euro und mehr könnte dagegen tatsächlich als zusätzliche Einnahmequelle dienen. Für die Sanierung der ausgeschriebenen Wohnungen dagegen müsste sich die Gewoba weiter verschulden. Zudem könnte die Stadt eventuelle Käufer der Platten-Wohnungen an Mietpreise binden, ein sozialverträgliches Wohnungsangebot bliebe erhalten. Und die Gewoba kann mit ihren Neubauten eine Vielfalt sicherstellen, mit der sie sich am Markt behaupten kann. Was eine Voraussetzung dafür ist, dass die Stadt auch künftig für preiswerte Wohnungen garantieren kann – selbst dann, wenn demnächst die Mietpreisbindungen anderer Wohnungsunternehmen auslaufen.Juliane Wedemeyer

Die Gewoba will mit den knapp 800 unsanierten Plattenbau-Wohnungen genau den Wohnraum verkaufen, der in Potsdam dringlichst benötigt wird. Noch Ende August hat die Verwaltung konstatiert, dass es viel zu wenig kleine und preisgünstige Wohnungen gibt. Dies spiegeln auch die Zahlen aus den „Wohnungsversorgungsverträgen“ für das Jahr 2004 wider: Danach sollten die Gewoba und die Wohnungsgenossenschaften Karl Marx, 1956 und PbG insgesamt 440 Ein- und Zweiraumwohnungen mit einer maximalen Netto-Kaltmiete von 4,60 Euro pro Quadratmeter zur Verfügung stellen – doch vermietet werden konnten tatsächlich nur 285 solcher Wohnungen. Auch stellt die Verwaltung fest, dass die Zahl dieser preiswerten Wohnungen weiter zurück geht – und ihr „überproportional viele Wohnungssuchende“ gegenüber stehen. Angesichts der auch in Potsdam nicht sinkenden Zahl von Arbeitslosen, die nur „angemessene“ Wohnungen beziehen dürfen, ist dies ein ernstes Problem. Und es könnte sich mit dem Verkauf der 800 Wohnungen weiter verschärfen: Denn der neue Eigentümer wird sanieren und höhere Mieten verlangen wollen. Handelt die Gewoba als städtisches Unternehmen mit dem Platten-Verkauf und dem Neubau von teuren Wohnungen also tatsächlich im Interesse der Potsdamer – oder in ihrem eigenen? Sie könnte mit den Neubauten ihre Kreditschulden etwas abbauen. Doch wenn es keinen günstigen Wohnraum für Arbeitslose gibt, müssen sie in teuren Wohnungen untergebracht werden. Den Menschen sei dies gegönnt – doch die Miete zahlen Stadt und Bund.S. Schicketanz

Juliane Wedemeyer

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