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PRO & Contra: Sollen die Stadtwerke bei ihrem Fest weniger Gas geben?

Z Z Top kommen – und das zur Unzeit. Denn die Stadtwerke haben mit ihrem jährlichen Fest ein Vermittlungsproblem – nicht nur weil jüngst bekannt wurde, dass die Landeskartellbehörde den Verdacht hegt, die Stadtwerke könnten ihr Gas zu teuer verkaufen.

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Z Z Top kommen – und das zur Unzeit. Denn die Stadtwerke haben mit ihrem jährlichen Fest ein Vermittlungsproblem – nicht nur weil jüngst bekannt wurde, dass die Landeskartellbehörde den Verdacht hegt, die Stadtwerke könnten ihr Gas zu teuer verkaufen. Auch allgemein ist es Strom- und Gaskunden zurzeit kaum vermittelbar, warum bei stetig steigenden Energiepreisen so ein Megaspektakel von einem kommunalen Unternehmen veranstaltet werden muss. Denn wäre für die Kundenbindung nicht auch ein kleineres Fest mit lokalen Bands denkbar? Gleichzeitig hat die Veranstaltung das Problem, dass ein kostenloses Riesenfest nicht nur Stadtwerke-Kunden anlockt – sondern bei einem Namen wie ZZ Top Fans aus ganz Deutschland, die einmal ihre bärtigen Lieblinge sehen wollen. Das passt nicht zu dem, was das Unternehmen suggeriert – die Stadtwerke wollen ihr Fest als Instrument zur Kundenbindung begriffen wissen. Wie aber Berliner oder Magdeburger Gäste als Neukunden der Stadtwerke Potsdam geworben werden sollen, bleibt nebulös – ähnlich unklar wie die Gemütslage jener Stadtwerkekunden, die auf ein Dankeschön dieser Art zugunsten billigerer Preise gern verzichten würden.

So entsteht der Eindruck, dass die jährliche Party zum privaten Wunsch-musikfest von Stadtwerkechef Peter Paffhausen geworden ist – ohne unternehmerisches Ziel, einzig als Gratis-Spektakel für einige auf Kosten aller Stadtwerke-Kunden. Die Kommunalpolitiker im Aufsichtsrat der Stadtwerke sollten sich Gedanken machen. H. Kramer

Ohne Frage wäre es nur recht und billig, die erzielten Gewinne der lukrativen Stadtwerke-Gesellschaften an ihre Kunden zurückzugeben, statt damit den Marketingetat des städtischen Unternehmens zu speisen. Zum Beispiel könnten mit den Geldern die Gas- und Strompreise des Potsdamer Versorgers gedrückt werden. Das allerdings wäre auch um ein Vielfaches unattraktiver als kostenlose Konzerte von Jethro Tull und Gianna Nannini wie in der Vergangenheit oder aktuell ZZ Top – eingebettet in ein Stadtwerkefest. Aber genau darin liegt auch der Marketingfehler. Wer die finanziell aufwendigen Sommerevents als reine Kundenveranstaltung verkauft, muss unweigerlich den Unmut der kritischen Kundschaft auf sich ziehen. Die Gebührenzahler rechnen schnell hoch und halten die Erfüllung der Rockerträume der Chefetage für einen inakzeptablen Umgang mit ihrem Geld. Dabei gibt es vielerorts Stadtfeste, die mit der größten Selbstverständlichkeit von städtischen Unternehmen mitfinanziert werden – zum Wohle der Gemeinde und ihrer Bürger. In diesem Sinne sollte auch die Veranstaltung im Lustgarten verstanden werden. Die Hauptacts mit ihren großen Namen sind kaum noch zu toppen. Und dann gibt es die Rockidole auch noch zu freiem Eintritt. Das zieht nicht nur Potsdam und Umgebung an. Da machen sich Fans aus ganz Deutschland auf den Weg in die brandenburgischen Landeshauptstadt. Ein Fest für die Stadt also, das nicht nur Geld einspielt, sondern auch Strahlwirkung hat. Nicola Klusemann

H. Kramer

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