Landeshauptstadt: Sonate für die Prinzessin
Das Mozarthaus am Bassinplatz wird saniert
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Steht man direkt vor dem großen schwarzen Tor des Hauses Am Bassin 10 ist sie nur schwer zu erkennen. Man muss schon ein paar Schritte zurücktreten, um die Gedenktafel entdecken zu können, die auf den Potsdam-Aufenthalt des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart im Jahre 1789 aufmerksam macht. „Mozarthaus“ wird das barocke Gebäude im Holländerviertel deswegen im Volksmund auch genannt, das vor fünf Jahren von Hermann Kremer, Gründer des Museums in der Alexandrowka, gekauft wurde. Es wurde wie die restliche Häuserzeile von dem Architekten Karl von Gotthard (1773-1776) erbaut und war den Potsdamern bis 2012 vor allem durch die Fleischerei Nölte bekannt. Derzeit wird das Haus restauriert. Zum Tag des offenen Denkmals am gestrigen Sonntag konnten interessierte Besucher die Räume besuchen und dabei so einiges an barocker Gestaltungskunst entdecken. Mozart selber blieb dabei eher Nebensache.
„Es ist ja so, dass nicht allzu viel bekannt ist über seinen Aufenthalt hier“, sagte Hermann Kremer. Fakt sei wohl, dass er im Jahr 1789 eine Fahrt nach Potsdam unternommen hätte, was ein Brief an seine Frau Constanze belegt. Hier bekam er den Auftrag, für die Prinzessin Friederike von Preußen sechs leichte Klaviersonaten zu komponieren, von denen allerdings nur eine entstanden ist. Dabei handelt es sich um seine letzte Klaviersonate in D-Dur, die mit „Potsdam, 29. April 1789“ datiert ist.
Im Haus Am Bassin 10 wohnte damals der Hornist Karl Türrschmidt (1753-1797), den Mozart aus Paris kannte. „Man geht deswegen davon aus, dass er bei diesem Bekannten gewohnt hat“, so Kremer. „Aber soweit ich weiß, gibt es keinen wirklichen Beleg dafür.“ Die Gedenktafel an der äußeren Hauswand, welche laut Kremer schon seit DDR-Zeiten dort hängt, bleibt trotzdem weiterhin hängen. Eine größere Mozartausstellung sei aber aus Mangel an Material nicht geplant. Die restaurierten Räume des Vorderhauses, die Seitenflügel sowie die Quergebäude sollen nach der Wiederherrichtung vermietet werden. Insgesamt zehn Wohneinheiten sollen in dem Haus entstehen. Für ein paar davon sind auch schon Mieter gefunden, wie Kremer verriet. Diese müssten dann zumindest im Vorderhaus den Denkmalschutz wahren und dürften nichts gegen die barocke Innengestaltung einzuwenden haben, die derzeit wiederhergestellt wird. „Ein paar Bilderleisten dürften sie aber schon anbringen“, wandte der Hausbesitzer schmunzelnd ein. „Wir sind ja hier schließlich nicht in Sanssouci.“
So wurde im Zuge der seit zwei Jahre andauernden Restaurierungsarbeiten beispielsweise Stück für Stück die ursprüngliche Wandgestaltung freigelegt. In einem der Räume des ersten Obergeschosses wurde dabei ein Vasenfresko entdeckt, welches so noch nicht in den Häusern des Holländerviertels vorgefunden wurde. „Diese Gestaltung ist eine Anlehnung an die barocke Schlossgestaltung“, erklärte Doreen Duras, die zuständige Restauratorin, am Sonntag. „Dort gab es in den Räumen Nischen und Simse, auf denen richtige Vasen standen. Das wird hier quasi abgebildet.“ Bei den Arbeiten wären mehrere historische Farbschichten zu Tage gekommen, die noch genau ausgewertet werden müssten, wie Duras sagte. „Da zeichnet sich hier ganz deutlich eine Kalkfassung ab, hier andere Farbränder“, zeigte sie im Nebenraum. Ganz genau erfasst aber auch der geübte Blick der Restauratorin die einzelnen Schichten nur mit einer Lupe oder einem Mikroskop. „So kann ich sie dann zählen und zuordnen“, erklärte sie. „Das Ganze ist wie ein großes Puzzle.“ Am Ende soll dann die ursprünglich barocke Wandgestaltung aus dem 18. Jahrhundert wieder rekonstruiert werden. Seit einem halben Jahr arbeitet die Restauratorin dafür an einem umfangreichen Konzept, das zusammen mit Studenten der Fachhochschule Potsdam umgesetzt werden soll.
Nicht nur die Wände, auch der Boden, die Türen und Fenster werden wieder in ihre barocke Ursprungsform zurückversetzt. „Wir haben hier Teppich und Linoleum rausgerissen“, so Kremer. „Sodass jetzt wieder der schöne Holzfußboden zu sehen ist.“ Während im Rest des Hauses einfache Holzdielen verlegt sind, befindet sich im Vasenkabinett ein kunstvoller Parkettboden mit dunklem Holz und symmetrischem Muster. „Dieser Raum ist schon etwas Besonderes“, sagte Duras. „Umso wichtiger ist, dass er erhalten wird.“ Etwas Besonderes sind auch die neu eingesetzten Fenster, die nun wieder die ursprüngliche barocke Einteilung in 24 Quadrate haben. Auf einem Kupferstich von Andreas Ludwig Krüger (1743-1822) entdeckte Kremer die Originalfenster und ließ sie nachbauen. „Ursprünglich hatten alle Häuser diese Fensterrahmen“, so der Hausbesitzer. „Aber irgendwann wurden sie durch größerteilige Biedermeierfenster ersetzt, das ändern wir jetzt wieder.“ Wie lange die Restaurierungsarbeiten noch dauern, konnte er am Sonntag noch nicht sagen. Sowohl er als auch Duras räumten aber ein, dass die Räume im nächsten Jahr um diese Zeit schon vermietet sein könnten.
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