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Landeshauptstadt: Sonnenstrom

In Potsdam fördern immer mehr Haushalte Strom aus regenerativen Energien

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In Potsdam fördern immer mehr Haushalte Strom aus regenerativen Energien Die deutschen Energiekonzerne haben im vergangenen Jahr 16 Prozent mehr Ökostrom verkauft als 2002, insgesamt 29 Milliarden Kilowattstunden (KW), teilte kürzlich der Verband der Deutschen Elektrizitätswirtschaft (VDEW) mit. Auch in Potsdam ist der Ökostrom auf dem Vormarsch. Welche Rolle Öko-Strom und umweltfreundliche Energie in der Stadt spielt, erklärt der Vertriebsleiter der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) Andreas Buchholz. Herr Buchholz, auf welche regenerativen Energien greift die Energie und Wasser Potsdam GmbH zurück? 20 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von zirka 86 Kilowatt sind im Stadtgebiet an das EWP-Netz angeschlossen. Es handelt sich dabei um Sonnenenergie-Anlagen von privaten Kunden, deren überschüssiger Strom in das Netz der EWP eingespeist wird. Windkraftanlagen gibt es in Potsdam keine. Welches Ökostrom-Angebot machen Sie Ihren Kunden? Kunden können einen Vertrag über die Lieferung von „local energy“ mit Ökoprädikat abschließen. Sie zahlen dann brutto 4,06 Cent pro Kilowattstunde mehr als den normalen „local-energy“-Preis. Wie schlägt sich das ungefähr auf der Rechnung der Kunden nieder? Eine Familie zum Beispiel, die 3000 Kilowatt Strom im Jahr verbraucht, zahlt für „normalen“ Strom (Allgemeiner Tarif) 564,26 EUR, mit dem günstigeren „local P-family 6“-Vertrag ohne Ökoprädikat zahlt sie 543,75 EUR. Wenn sie sich für das Ökoprädikat entscheidet, kommen jährlich 121,80 EUR dazu. Durch das Netz der EWP fließt bis auf den geringen Anteil an Strom aus den Solaranlagen kein Öko-Strom. Was bekommen die umweltengagierten Kunden für ihr Geld? Wir liefern unseren Kunden zwar keinen Strom aus regenerativen Energien, aber die zusätzliche Prämie fließt in die Förderung des Baus von Ökostrom-Anlagen. Die EWP zahlt in einen entsprechenden Fonds ein. Wie viele Kunden haben sich bisher für Ökostrom entschieden? Derzeit nutzen acht Haushalte das Angebot. Bezahlen auch Unternehmen für das Ökostrom-Prädikat? Nein, wir haben keine Industrie- und Gewerbekunden, die das Angebot in Anspruch nehmen. Wie viele Haushalte sind mittlerweile auf private Anbieter umgestiegen? Derzeit haben 299 Potsdamer Kunden Ökostrom-Verträge mit sechs Ökostrom-Fremdanbietern. Diese Kunden verbrauchen insgesamt rund eine Gigawattstunde pro Jahr. Ist die Nachfrage steigend? Ja, das liegt daran, dass es erst seit einigen Jahren solche Spezial-Anbieter gibt und damit das Angebot größer wird. Wie sehen die Zukunftsplanungen der EWP zum Öko-Strom aus? Es gibt keine Planungen der EWP für eigene Anlagen zur Stromerzeugung aus regenerativen Energien. Wenn Kunden Öko-Strom, das heißt in der Regel Solaranlagen auf ihrem Häuserdach einrichten und die überschüssige Energie in das EWP-Netz einspeisen wollen, dann sind wir die richtigen Ansprechpartner, so wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Bisher ist es uns gelungen, jede Anlage anzuschließen. Wie rechnet die EWP den eingespeisten Ökostrom ab? Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Für 2004 gebaute Photovoltaik-Anlagen beispielsweise beträgt die gesetzlich vorgegebene Vergütung 57,4 Cent pro Kilowattstunde, sofern sich die Anlage auf einem Dach befindet und eine maximale Leistung nicht überschreitet. Wie umweltfreundlich ist der „normale“ Strom der EWP? Die EWP erzeugt sauberen Strom auf der Basis von Kraft-Wärme-Kopplung – also eine Energie, die wegen ihrer Umweltfreundlichkeit gefördert wird. Das 1995 in Betrieb genommene Heizkraftwerk (HKW) Potsdam Süd ist so eine Anlage, die erheblich zur Verringerung der Treibhausgase in Potsdam beigetragen hat. Sie arbeitet auf Erdgasbasis. Wie funktioniert das? Durch die Kraft-Wärme-Kopplung, das heißt, die gemeinsame Erzeugung von Strom und Fernwärme, haben wir einen sehr hohen Ausnutzungsgrad des primären Energieträgers Erdgas, was nur unwesentlich mehr Kohlendioxid-Emissionen (0,23 Kilogramm pro Kilowattstunde) als bei einer Solarzelle (0,20 Kilogramm) zur Folge hat. Allerdings sind in dem Wert der Solarzelle bei der Herstellung anfallenden Emissionen mit eingerechnet. Wie viel Strom wird in dem Heizkraftwerk Süd produziert? Das HKW deckt 90 Prozent des Potsdamer Strombedarfs. Die restlichen zehn kauft die EWP vom Regionalversorger e.dis AG zu, dabei handelt es sich zum größten Teil um Strom aus Lausitzer Braunkohle. Seit wann gibt es Öko-Strom in Potsdam? Die erste Solaranlage wurde 1994 auf einem Gebäude der Universität Potsdam angeschlossen, die zweite 1997 im Kirchsteigfeld durch die Evangelische Kirchengemeinde. Das Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG-Gesetz) im Jahr 2000 brachte den erwarteten Schub, seit dem sind auch die jetzt insgesamt 20 Anlagen entstanden. Weitere werden sicher folgen. Das Gespräch führte Marion Hartig

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