Landeshauptstadt: Sonnenstrom von der Feuerwehr
Start für Photovoltaik-Anlage auf der Feuerwache. Feuerwehr-Chef Hülsebeck räumt Brand-Bedenken aus
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Berliner Vorstadt – Zur Einweihung fehlte nur die Sonne: Am gestrigen Mittwoch ging eine neue Sonnenstrom-Anlage auf dem Dach der Hauptfeuerwache in der Holzmarktstraße an den Start. In Spitzenzeiten und bei Sonnenwetter soll die Anlage 53 Kilowatt Strom erzeugen können. Das entspreche dem Verbrauch von 15 bis 17 Wohnungen, sagte der Geschäftsführer der Energie- und Wasser GmbH (EWP), Wilfried Böhme, zum Start. Der Strom werde ins allgemeine Netz eingespeist. Letzteres gehört seit Anfang des Jahres der neuen Stadtwerke-Tochter Netzgesellschaft Potsdam GmbH (NGP).
Feuerwehr-Chef Wolfgang Hülsebeck sagte: „Photovoltaik und unsere Feuerwache, das passt gut zusammen.“ Bedenken wegen möglicher Gefahren durch das Sonnendach bei der Brandbekämpfung, die zuletzt Schlagzeilen gemacht hatten, teilt der Fachbereichsleiter nicht: „Ich bin mir sicher, dass diese Anlage absolut sicher, zuverlässig und umweltfreundlich Energie erzeugen wird.“ Für den Brandfall gibt es einen roten Schalter im Keller, mit dem der Stromkreis unterbrochen werden kann, erklärt Hülsebeck. Solche Sicherungen seien bei allen Photovoltaik-Anlagen vorgeschrieben. Komplett stromlos werde die Anlage durch den Trennschalter nicht, denn die Solarzellen arbeiten am Tage weiter. Jedes einzelne der 216 Module erzeuge aber eine so geringe Spannung, dass diese für einen Beamten in Schutzkleidung nicht gefährlich werden könne. Die vielen Elemente auf Dächern seien im Brandfall ein Handicap, räumt er ein: „Aber die Feuerwehrleute sind entsprechend ausgebildet.“
Als anstrengenden Akt bezeichnete Böhme die Vorbereitungen für die Montage der Solaranlage. Es war zunächst nicht sicher, ob die 1615 Quadratmeter große Dachfläche die auf Betonblöcken festgeschraubten Module unter allen Witterungsbedingungen tragen könne. Nachdem die Statiker grünes Licht gegeben hatten, konnte im November 2012 der Bau beginnen. Um die Kraft der Sonne bestmöglich auszunutzen, seien die Module in einem Winkel von 30 Grad aufgebaut. Bei einer ähnlichen Anlage auf dem Oberstufenzentrum II in der Waldstadt betrage der Winkel 15 Grad. Wie die auf der Feuerwache gehört diese Anlage der EWP, die die Dachflächen vom Kommunalen Immobilienservice (KIS) gepachtet hat. 120 000 bis 130 000 Euro habe das Feuerwehr-Solardach gekostet, teilte Böhme mit. Tausend Stunden solle es im Jahr Strom liefern und sich in 15 bis 16 Jahren amortisieren.
Die EWP will zunehmend auf erneuerbare und dezentrale Energien setzen und damit einen Beitrag zu Potsdams Klimaschutzziel leisten, so EWP-Chef Holger Neumann. Dazu gehöre auch das Ende 2012 in Betrieb gegangene Blockheizwerk der Kläranlage Nord, das mit Biogas betrieben wird. Finanziert wurde es wie auch die Solardächer durch den EWP-Kundenfonds. Die Nachfrage nach den Unternehmens-Anteilen blieb bislang allerdings hinter den Erwartungen zurück. Kunden können noch bis Ende Juni Anteile bis zu 10 000 Euro zu einem Zinssatz von bis zu 3,25 Prozent zeichnen.
Alle 243 derzeit in Potsdam arbeitenden Sonnendächer – sechs betreibt die EWP – leisten 5910 Kilowatt. Die größte Leistung bringt mit 498 Kilowatt das Dach der Fahrzeughalle auf dem ViP-Betriebshof. Günter Schenke
Günter Schenke
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