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Sport: Sonntagsschuss und Qual der Wahl

Nach dem 1:1 des SV Babelsberg 03 am Mittwoch beim 1. FC Union mit Klasse-Aktionen seines Torwarts Sven Roggentin muss sich Trainer Rastislav Hodul nun zwischen ihm und Carsten Busch entscheiden

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Rastislav Hodul hat ein Problem – ein Luxusproblem. Für das Heimspiel am Sonntag gegen Rot-Weiß Essen muss sich der Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 zwischen zwei Torhütern entscheiden, die in den bisherigen sechs Saisonspielen je dreimal hervorragend hielten. Mannschaftskapitän Carsten Busch glänzte in den ersten drei Partien, sah dann gegen Wolfsburg II die Rote Karte und erlebte von außen mit, wie sich sein Vertreter Sven Roggentin ebenfalls mit Klasse-Paraden in die Herzen der Fans spielte. So auch am Mittwochabend im Prestige-Derby beim 1. FC Union, in dem die Babelsberger durch ein 1:1 (0:1) erstmals seit 34 Jahren wieder einen Punkt aus dem Stadion „Alte Försterei“ entführten. Am 4. November 1973 hatten sie an der Wuhlheide mit 1:0 (1:0) gesiegt.

„Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft“, strahlte Hodul nach dem Abpfif einer hochspannenden Flutlicht- Partie, während sich sein Vereinspräsident Rainer Speer, kräftig an der Zigarre ziehend, mit der Hand über die Stirn strich und gestand: „Mann, bin ich fertig.“ Kein Wunder, denn nach einer verkorksten ersten Halbzeit – in der der Ex-Babelsberger Nico Patschinski halblinks Björn Laars regelrecht austanzte und mit einem Flachschuss ins lange rechte Eck zum 1:0 traf (30.) und Union die Gäste fast an die Wand spielte, zum Glück aber weitere Chancen auch dank toller Roggentin-Paraden (18., 43.) vergab – steigerte sich Nulldrei deutlich. „In der Pause“, verriet später Patrick Moritz, „hat uns der Trainer gesagt, dass es so nicht weitergehen könne.“

Ging es auch nicht. In dem Maße, wie die Berliner versuchten, ihren Vorsprung zu halten, wurden die Babelsberger immer mutiger und dominanter, spielten sie zeitweise mit drei Stürmern, hielt Roggentin erneut spektakulär (53., 88., 90.). Außerdem wurde Hoduls glückliches Händchen beim Einwechseln belohnt. Daniel Frahn in seinem ersten Punktspiel für den SVB und Sven Hartwig sorgten für frischen Wind, und Ibrahim Türkkan rettete seinem Verein sogar noch einen Punkt. Wie aus dem Nichts schlug sein Linksschuss aus 25 Metern hoch im rechten Toreck der Unioner ein (82.). Ein Sonntagsschuss, nach dem sich der 23-jährige Türke überglücklich das Trikot vom Oberkörper riss, was ihm die Gelbe Karte einbrachte. „So ein Tor habe ich schon einmal geschossen – in meiner Jugend. Dieses Tor war wirklich schön und wie eine Befreiung“, sprudelte es aus Türkkan nach dem Abpfiff nur so heraus. „Mein Trainer hat mir vorher nur gesagt: Du machst Dein Ding – und ich habe es gemacht!“

Mit diesem Treffer empfahl sich Türkkan für weitere Chancen im Angriff. Wie Shergo Biran, wie Aymen Ben-Hatira, wie Daniel Frahn. Hier hat Hodul nun ebenso die Qual der Wahl wie zwischen den Pfosten. „Rogge hat heute wieder sensationell gehalten. Er hat mich in den drei Spielen sehr überrascht. Mit seinem Potenzial wird er uns noch viel Freude machen“, lobte der Coach, während sich der Ballfänger bescheiden gab. „Ich stelle keine Ansprüche“, erklärte Roggentin und freute sich diebisch über das Remis: „Von Union einen Punkt zu entführen ist ein ganz geiles Gefühl. Wir haben heute aber auch wieder gefightet. Ich habe für die Mannschaft gekämpft und die Mannschaft für mich.“

„Die Torhüterfrage ist jetzt eine sehr schwierige Situation für mich“, räumt Hodul ein. „Überhaupt sind alle Jungs in guter Verfassung und voller Selbstvertrauen. Daher fällt es mir am schwersten, einigen von ihnen sagen zu müssen, dass sie nicht zu den 18 gehören, die pro Spiel nominiert werden.“

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