
© Arbeitskreis Feldmärker
Landeshauptstadt: Sorgen in der Feldmark
Einwohnerversammlung in Golm: Kritik an Bauvorhaben, Stadtplaner lehnen Ausweichstraße ab
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Golm – Ein Riesen-Bauvorhaben auf einer Fläche von 28 Hektar nördlich des Uni-Campus Golm sorgt für Unruhe bei Anwohnern. Ein Arbeitskreis „Die Feldmärker“ hat daher eine Einwohnerversammlung erzwungen, die am Dienstagabend im Haus 12 der Universität stattfand. Die Planungen ließen das „Augenmaß“ vermissen, berücksichtigen nicht hinreichend die Verkehrsentwicklung und die notwendige Infrastruktur, bemängelte Feldmärker-Sprecherin Elrita Hobohm. „Mir fehlt ein Bebauungskonzept“, kritisierte Angela Böttge. Wenn eine Fläche der Größe von 28 Fußballfeldern mit Gewerbe und Wohnungen bebaut werde, bedürfe es parallel Maßnahmen zur Daseinsvorsorge von der Kindertagesstätte bis zur ärztlichen Versorgung. Nach bisheriger Planung seien tausend Wohnungen möglich, was zu großen Verkehrsproblemen in der südlich vom Neubaugebiet liegenden Feldmark und auf der engen Kaiser-Friedrich-Straße führen dürfte, wie Anwohner fürchten.
Die Stadtverwaltung hatte ihre Fachleute Viola Holtkamp und Bernd Kahle in den vermeintlichen „Hexenkessel“ Einwohnerversammlung gesandt. Doch ging es am Dienstagabend – von wenigen Ausrutschern abgesehen – sachlich zu, was vor allem an der Moderatorin Kerstin Lück vom Verein „Konflikthaus“ lag. Doch in der Sache blieben die Fronten zwischen Stadt und Anwohnern verhärtet.
Viola Holtkamp stellte die Ziele der Bauplanung dar: Die Entwicklung gewerblicher Bauflächen und ergänzender Wohnungsbau mit circa 300 Einheiten unter Berücksichtigung des Landschaftsraumes. Feldmärker-Initiatorin Böttge zeigt dagegen eine 3-D-Visualisierung der jetzigen Vorplanung. Die nüchterne Darstellung mit den vielen Häuserwürfeln ließ viele Anwohner erschrecken. Auf jeden Fall müsse der Übergang von der vorhandenen Bebauung zum Neubaugebiet verbessert werden, forderten Anwohner.
Zum Streitpunkt Verkehr sagte Bernd Kahle, dass die vorhandenen Straßen trotz des Bauvorhabens leistungsfähig genug seien. Eine Ausweichstraße nach Norden, wie von vielen gefordert, lehnt er ab: „Wegen des geringen Verkehrsaufkommens besteht hierfür keine Notwenigkeit.“ Der langjährige Gemeindevertreter Ulf Mohr sagte hingegen: „Der Ortsbeirat sieht die Verkehrsituation kritischer als die Stadtverwaltung.“
Zum Schluss der zweistündigen Einwohnerversammlung stimmten die Golmer auf Vorschlag von Initiatorin Böttge dafür, in die künftige Rahmenplanung einbezogen zu werden. Das Ziel: Mit dem Riesen-Projekt dürfen die zahlreichen Defizite des Ortsteils nicht noch verschärft werden, hieß es mehrfach. Einen kleinen Erfolg können die Golmer bereits verbuchen: Holtkamp will den harmonischeren Übergang von der Bestands- zur Neubebauung prüfen und gegebenenfalls verbessern, sagte sie zu.
Günter Schenke
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