Landeshauptstadt: Sorgenkind Gewerbe
Ortsbeirat Golm forderte Infos und Mitwirkung
Stand:
Golm - Der Wissenschaftspark Golm soll in Richtung Nordosten wachsen. Außerdem sieht die Wirtschaftsförderung weitere Potenzen für Gewerbeansiedlungen am Bahnhofsvorplatz und am nördlichen Kossätenweg. So steht es jedenfalls im neuen „Stadtentwicklungskonzept Gewerbe“, einem 172 Seiten umfassenden Konzept, das externe Büros für die Verwaltung ausgearbeitet haben.
Der Ortsbeirat Golm wollte es genauer wissen und lud den Chef der Wirtschaftsförderung Stefan Frerichs am Dienstagabend in die Sitzung ein. Dieser hielt eine Grafik mit vier Kreisen hoch. Der größte Kreis darauf symbolisiere 273 Hektar Flächen, die untersucht werden müssten. Das könne Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, sagte Frerichs. Der kleinste Kreis stehe für Flächen mit „geringen Aktivierungshemmnissen“. Die Bedeutung der Symbol-Kreise im Klartext: Wer in Golm oder in Potsdam schnell eine Gewerbefläche braucht, dürfte kaum fündig werden – ein Dilemma.
„Die Stadt hat bei ihrer Stadtentwicklungsplanung außer Acht gelassen, dass sie sich auch ernähren muss“, kritisierte Ortsbeiratsmitglied Horst Heinzel (CDU). Es räche sich jetzt sträflich, dass sie keine Flächen für Gewerbe vorgehalten habe. Heinzel erzählte von einer Kommune, die einst „einem Klempnermeister die Gewerbefläche kostenlos zur Verfügung gestellt“ habe und sich heute über die Steuereinnahmen freuen könne. Frerichs erwähnte, dass die Einnahmen der Stadt Potsdam zu einem Drittel aus Gewerbe-Umsatzsteuern stammen. Das Gewerbekonzept diene unter anderem dazu, Flächen zu sichern und vorzuhalten. Immerhin wachse nach den Prognosen die Einwohnerzahl bis 2020 auf 170 000, was einem Bedarf an 540 Hektar Gewerbefläche entspreche. Derzeit seien 273 Hektar ausgewiesen. In Golm sollen laut Konzept aktuell 16 Hektar verfügbar sein.
Inhaltlich sehen die Experten für den Ortsteil einen Schwerpunkt bei der Biotechnologie beziehungsweise „Life Science“. Im Wissenschaftspark sind neben der Universität das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik und das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie ansässig. Zehn Unternehmen mit 50 Beschäftigten haben sich zudem im Technologie- und Gründerzentrum angesiedelt.
Ortsvorsteher Ulf Mohr unterbrach die Ausführungen von Frerichs und fragte nach den künftigen Auswirkungen für Golm. Der Bebauungsplan für den Wissenschaftspark sei „ein altes Ding“, doch wie weiter? Diese konkrete Prognose blieb Frerichs schuldig. „Erst müssen wir die potenziellen Grundstücke erfassen und dann kommt die Liegenschaftspolitik“, sagte er. Und: „Das kostet richtig viel Geld, das weiß auch der Kämmerer.“ Ortsbeiratsmitglied Marcus Krause (SPD) forderte ein Umdenken der städtischen Ämter auf diesem Gebiet. „Sie sollten die Eigentümer pfleglich behandeln und sie nicht verprellen“, bemerkte er in Hinblick auf schlechte Erfahrungen bei bisherigen Liegenschaftsverfahren. Krause mahnte ferner an, dass der Ortsbeirat stärker einbezogen werden müsse: „Wir können vor Ort manche Hilfestellung geben.“ Günter Schenke
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: