Landeshauptstadt: Sozialmieten sichern
Mieterverein drängt auf „Bündnis für Wohnen“
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Das Geld für die notwendige Sanierung von Wohnungen fehlt dem städtischen Wohnungsunternehmen ProPotsdam. Das beklagte der ProPotsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal auf einer Konferenz des Mietervereins Potsdam am Wochenende. Zwanzig Prozent der 17 000 Wohnungen des kommunalen Unternehmens seien noch unsaniert. Ein besonderes Problem stellten die ehemaligen Restitutionsobjekte wie die Heidesiedlung am Findling und das Hans-Thoma-Karree dar. Deren Investitionsbedarf beziffert Westphal auf 15 Millionen Euro. „Diese Eigenmittel haben wir nicht“, sagte er und bezeichnete die Sanierung innerhalb dieses Jahres als „unlösbare Aufgabe“.
Wolfhard Kirsch, Bürgerbündnis-Stadtverordneter und seit zwanzig Jahren als Unternehmer mit Altbausanierung in Babelsberg befasst, hält dennoch eine Sanierung zu Quadratmetermieten von 5,50 Euro aufgrund von Steuervorteilen im Sanierungsgebiet für möglich. Hierfür Anleger zu finden sei laut Kirsch kein Problem. Der Verkauf stelle für die Bewohner keinen Nachteil dar, weil diese nach der Sanierung eine kostengünstige Miete behielten, so Kirsch.
Ein privater Investor könne die Baukosten innerhalb von zwölf Jahren steuerlich geltend machen und zusammen mit den Mieteinnahmen eine Refinanzierung der Baukosten erreichen. Auch für die ProPotsdam sei das von Vorteil, denn sie erhalte neben den Baukosten einen Verkaufserlös der unsanierten Wohnungen von 500 Euro pro Quadratmeter. Bedingung sei eine im Grundbuch eingetragene Belegungsbindung für die nächsten 15 Jahre. Damit werde der Verkauf zu einem Preis von 2400 Euro pro Quadratmeter abgesichert. Ein ähnliches Modell sei für die Hans-Thoma-Siedlung möglich, wenn Potsdam sie zum Sanierungsgebiet erkläre. Bei den Stadtverordneten war das von Kirsch bereits im Herbst vorgeschlagene Modell aber auf Kritik gestoßen (PNN berichteten).
Nach Meinung des Mietervereins sollten diese und andere Ideen Gegenstand in einem noch zu gründenden „Bündnis für Wohnen“ sein. Angesichts steigender Mieten und Wohnungsmangel sei ein solches Bündnis überfällig. Wie Armin Hentschel vom Institut für Soziale Stadtentwicklung Potsdam erklärte, nehme der Zuzug nach Potsdam zwar ab, sei aber noch erheblich. Vor allem junge Erwachsene und Studierende hätten Probleme bei der Wohnungssuche. Bei der Diskussion um die Potsdamer Mitte werde vergessen, dass der barocke Altbestand für den Wohnungsmarkt eine „ganz geringe Bedeutung“ habe, denn 51,5 Prozent der Potsdamer Wohnungen seien in industrieller Bauweise errichtet. G. Schenke
G. Schenke
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