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Landeshauptstadt: Sparkasse erhöht Druck auf die Stadt

Handelsfläche in Babelsberg oder Sparkassen-Filiale? Die E-Mail eines Vorstandsmitglieds sorgt für Unruhe

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Babelsberg - Im Gerangel um die Zukunft des Areals rund um die Post am S-Bahnhof Babelsberg hat sich die Sparkasse (MBS) nun direkt eingeschaltet. In einer E-Mail an den SPD-Fraktionschef Mike Schubert teilte der stellvertretende MBS-Vorstandsvorsitzende Manfred Hagedorn mit, dass das Unternehmen an der Sanierung des Hauses festhalte, auch wenn die Stadt gegen das Vorhaben der Firma Kirsch & Drechsler entscheidet. Wolfhard Kirsch will das ehemalige Sparkassengebäude in der Rudolf-Breitscheid-Straße sanieren, so dass am Standort Geschäftsräume der MBS sowie zwölf Eigentumswohnungen entstehen. Sollte dieses Vorhaben genehmigt werden, wäre das geplante Einkaufszentrum für Babelsberg an der Stelle nicht mehr umsetzbar, argumentiert Rainer Baatz vom Stadtkontor dagegen.

Es geht um den sogenannten Block 16 zwischen Rudolf-Breitscheid- und Karl- Liebknecht-Straße sowie Volta- und Daimlerstraße. Hier liegen das denkmalgeschützte Gebäude der Post, kleinteilige Grundstücke, die Lindenapotheke, der Gebäudekomplex der ehemaligen Sparkasse und die evangelische Grundschule. Durch die Entwicklung des Geländes zu einem Einkaufszentrum soll der Stadtteil belebt werden. Im September haben die Stadtverordneten daher beschlossen, einen Bebauungsplan mit diesem Ziel aufzustellen.

Inzwischen gibt es daran erhebliche Zweifel. Die Linke stellte gar den Antrag, den September-Beschluss wieder aufzuheben. Der Ausschuss für Stadtplanung und Bauen lehnte das am Dienstagabend mit einer Stimme Mehrheit ab. Dennoch halten einige der Stadtverordneten das geplante Zentrum für einen „kraftlosen Magneten“; die Linke will lieber die Kleinteiligkeit erhalten und entwickeln, als die angepeilten 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche schaffen. Hauptstreitpunkt: Die MBS hat ihr Grundstück per Notarvertrag im November 2009 an das Unternehmen Kirsch & Drechsler verkauft und will nach der Sanierung wieder aus dem Weberpark an den alten Standort ziehen. Die zwölf Eigentumswohnungen seine laut Kirsch zudem verkauft. Kirsch sagte, er würde das angeblich schwer verkäufliche Grundstück der Post ebenfalls erwerben und entwickeln. Das dazu gehörende Bürohaus an der Voltastraße sei davon aber ausgenommen, weil dieses bereits einem Hedgefonds gehöre.

Nun wird der Druck auf die Stadtverordneten erhöht. Denn selbst wenn sie gegen den Antrag der Linken entscheiden und somit womöglich auch der Plan von Kirsch nicht genehmigt würde, halte die MBS an ihrem Ziel fest. Dann tritt „die Sparkasse vom Kaufvertrag Kirsch zurück. Sie übernimmt die Planung von Kirsch und stellt den Genehmigungsantrag nunmehr im eigenen Namen“, erklärte Hagedorn. Das könne die Stadt der Sparkasse als Eigentümerin nicht verwehren, so der Vorstand. „Ich bitte diesen Sachverhalt in Ihre Überlegungen einfließen zu lassen“, endet die E-Mail. Der Hauptausschuss vertagte daraufhin seine Entscheidung und forderte eine rechtliche Prüfung durch die Stadt. Auch im nächsten Bauausschuss wird das Thema erneut auf die Tagesordnung gerufen. Das veröffentlichte Schreiben sorgte für Missstimmung bei Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). „Mir ist das nicht gemailt worden, mich hätte das auch interessiert“, sagte Jakobs und kündigte an: „Das werten wir sparkassenintern noch aus.“

Günter Schenke/Jan Brunzlow

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