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Mittelbrandenburgische Sparkasse: Sparkasse verteidigt Vorgehen nach Preiserhöhung
Die Mittelbrandenburgische Sparkasse erhöht die Kontogebühren. Das ärgert viele Kunden. Zu einer großen Kündigungswelle führte das aber bisher noch nicht
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Potsdam - Die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) hat durch die Anhebung der Kontoführungsgebühren kaum Kunden verloren. Dies teilte Pressesprecher Robert Heiduck den PNN auf Nachfrage mit. Er spricht von „nur wenigen Hundert“ Kündigungen infolge der teureren Konten. Wie berichtet hatte die Bank im Oktober angekündigt, wegen der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der gestiegenen Sicherheitsauflagen als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise die Kontomodelle umzustellen. Ergebnis sind ein Anstieg der Gebühren und der Wegfall vieler kostenloser Serviceleistungen.
So wurden etwa die Kontoführungsgebühren für das Inklusivkonto um zwei Euro auf 8,50 Euro angehoben, für das Onlinekonto wird unabhängig vom monatlichen Geldeingang eine Gebühr von 2,50 Euro erhoben. Geschäftskunden zahlen zukünftig 12,50 Euro statt wie bisher 4,50 Euro. Betroffen waren den Angaben zufolge knapp 470 000 Privatkunden und 30 000 Geschäftskunden . Auf die Region Potsdam fielen davon 100 000 Kunden.
Kunden müssen die höheren Gebühren akzeptieren, sonst Kündigung
Kunden, die nach der Ankündigung widersprochen haben, hätten von der Sparkasse ein Schreiben bekommen, in dem ihnen erklärt wurde, dass das Kreditinstitut in diesem Fall nur den Weg einer Kündigung sehe. Das hatte bei einigen Betroffenen für Verärgerung gesorgt. „Wir können ja nur ein Geschäftsmodell haben“, erklärt Heiduck. Sprich: Jemand, der den höheren Gebühren widerspricht, kann nicht zu den bisherigen Konditionen weiter Kunde der MBS bleiben, sondern muss diese akzeptieren. Das Schreiben der Bank komme jedoch nicht einer Kündigung gleich, betonte Heiduck. Vielmehr sei es als Hinweis gedacht und als Bitte, sich noch einmal beraten zu lassen. „Der Widerspruch ist ein Recht, das der Kunde hat“, sagt Heiduck: „Die faktische Wirkung ist dann aber seine Kündigung.“
Dass es trotz der Gebühren so wenige Kündigungen gab, führt der MBS-Sprecher darauf zurück, dass die Bank angekündigt habe, mit dem zusätzlichen Geld auch bestehende Angebote weiterzuentwickeln – etwa das Onlinebanking – und dass das Geldhaus die Filialen erhalten will. „Wir sind das größte Geschäftsstellenmodell in der Region. Das erfordert Investitionen.“ Zudem habe die MBS im Gegensatz zu anderen Kreditinstituten lange gewartet, ehe sie auf die Entwicklungen am Finanzmarkt mit einer Gebührenerhöhung reagiert habe.
Potsdamer ärgert sich über Erhöhung: "Der kleine Bürger muss zahlen"
Einer, der Widerspruch einlegte und über das folgende Schreiben der MBS sehr verwundert war, ist Kuno Prochnow aus Babelsberg. Der Handwerkermeister arbeitet derzeit in Holland, seine Frau betreut sein Postfach in Potsdam. Eine Kündigung sei nie seine Intention gewesen, sagte Prochnow den PNN.
Den Widerspruch habe er eingereicht, da er die Gebührenanpassung als ungerecht gegenüber Personen mit kleinem Einkommen empfindet – etwa Rentnern oder Hartz IV-Empfängern, die von weniger als 1000 Euro im Monat leben müssen, erklärt Prochnow, der sich nach eigenen Angaben 1991 als Stadtverordneter gemeinsam mit weiteren für die Gründung der MBS stark gemacht hatte. Geringer Verdienenden tue auch ein Euro schon weh, sagt der Potsdamer: „Mich ärgert, dass der kleine Bürger zahlen muss.“ Auch die Gebühren für Onlineüberweisungen oder Bargeldabhebungen kann er nicht nachvollziehen: „Da ist ja kein Mensch beteiligt“, sagt Prochnow. Mit seinem Widerspruchsschreiben wollte er genau dies verdeutlichen. „In dem Schreiben der Sparkasse war nicht deutlich zu erkennen, dass es dann gleich eine Kündigung ist“, kritisiert er. Bei seinem nächsten Besuch in der Heimat will er sich genauer mit dem Brief auseinandersetzen.
Verbraucherschützer hatten angesichts der Gebührenerhöhung bei der Sparkasse zum Preisvergleich mit anderen Banken geraten. Nutze man ohnehin nur das Onlinebanking, gebe es durchaus noch kostengünstigere Varianten, hieß es.
Anne-Kathrin Fischer
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