Sport: Spaß ist wichtiger als Schotter
Für Babelsberg 74 ist die Teilnahme am DFB-Pokal der Frauen ein Erlebnis. Dass der Klub dadurch Prämien einstreicht, ist nur nebensächlich. Im Vergleich zu den Männern sind die Beträge ohnehin gering
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Beim FSV Babelsberg 74 habe sich in den vergangenen Monaten etwas grundlegend verändert, erklärt Dieter Gohlke: „Und zwar die Wahrnehmung bezüglich unserer Frauenmannschaft.“ Zwar kicken Frauen und Mädchen schon seit einigen Jahren an der Rudolf-Breitscheid-Straße, doch erst im zurückliegenden Spieljahr, als der Landesmeistertitel und Landespokalsieg eingefahren wurden, hat es im und rund um den Verein Klick gemacht. „Die Erfolge haben Interesse geweckt“, meint Dieter Gohlke, der nach seiner Tätigkeit als B-Juniorinnen-Coach in diesem Sommer nun das Traineramt bei den Frauen übernommen hat.
In Nachfolge von Sebastian Zimmermann hat Gohlke gleich in seinem ersten Pflichtspiel die jüngste Erfolgsstory mit dem FSV-Team weitergeschrieben: Ende August triumphierte die Elf aus Babelsberg mit 5:0 bei Sachsenligist Lokomotive Dresden und zog bei ihrer ersten Teilnahme am DFB-Pokal auf Anhieb in die zweite Runde ein.
In dieser ist der 1. FC Lübars aus Berlin am Sonntag zu Gast. „Das ist ein absolutes Spitzenteam der 2. Bundesliga“, sagt Dieter Gohlke. Wenn man es genauer nimmt, ist Lübars sogar aus theoretischer Sicht ein Erstligist. Im Vorjahr wurden die Hauptstädterinnen Meister der Zweitliga-Nordstaffel, konnten den Aufstieg allerdings aus wirtschaftlichen Gründen nicht in die Praxis umsetzen. Für Landesliga-Vertreter Babelsberg, der einen großen personellen Umbruch hinter sich hat, sei das Aufeinandertreffen eine reizvolle Aufgabe, meint der Neu-Trainer: „Wir sind neugierig, wie lange wir standhalten können.“
Von einer Sensation und dem Weiterkommen redet der 48-Jährige nicht. Zu weit auseinander liegen schließlich die Leistungsniveaus beider Teams. Es gehe vielmehr darum, den Verein, der durch die Neugründung eines Frauenteams beim SV Babelsberg 03 große Konkurrenz in unmittelbarer Nachbarschaft erhalten hat, gut zu repräsentieren. Werbung in eigener Sache.
„Deshalb“, erzählt Gohlke, „hoffen wir auch, dass möglichst viele Zuschauer kommen. Als wir vergangene Saison in der Regionalliga-Aufstiegsrelegation ausgeschieden sind, waren 400 bis 500 Zuschauer da – eine ähnliche Dimension wäre auch diesmal wünschenswert.“
Apropos Dimensionen: Die sind im nationalen Frauen-Pokal verglichen mit dem Wettbewerb der Männer nicht nur hinsichtlich der Zuschauerzahlen weitaus geringer, sondern vor allem auch was die Prämienausschüttung vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes anbelangt. Während sich ein Männer-Klub aufgrund der umfassenderen Vermarktung über eine Teilnahmeprämie in Höhe von 140 000 Euro (erste Runde), 268 000 Euro (zweite Runde) und 527 000 Euro (Achtelfinale) freuen kann, werden die Frauen in den ersten beiden Stufen nur mit jeweils 2500 Euro bedacht – erst ab dem Achtelfinale (4000 Euro) steigt der Betrag kontinuierlich. 2015 holte erstmalig in der deutschen Fußballgeschichte ein Verein – es war der VfL Wolfsburg – in beiden Wettbewerben den Pott. Die Wölfinnen bekamen für den Triumph 60 000 Euro und summierten ihre Prämien im gesamten Pokaljahr somit auf 94 500 Euro – ihre männlichen Pendants holten den 3,5 Millionen Euro schweren Endspielsieg und strichen insgesamt 7,5 Millionen Euro ein.
Zählt man nun in der aktuellen Saison bei Babelsberg 74 zusammen, müsste der Klub um 5000 Euro reicher sein. „Das ist aber ein Trugschluss“, entgegnet Trainer Dieter Gohlke: „Man muss bedenken, dass nicht unerhebliche Ausgaben mit den Veranstaltungen verbunden sind, die den Gesamtbetrag verringern können.“ Einen dicken Finanzschub werde das „Erlebnis DFB-Pokal“ dem FSV daher nicht verleihen. „Aber darauf“, so der Coach, „kommt es uns nun wirklich nicht an. Wir sind Amateure, spielen Fußball aus Spaß und nicht des Geldes wegen.“ T. Gutsche
FSV Babelsberg 74 - 1. FC Lübars, Sonntag, Anstoß 14 Uhr, Sportplatz Rudolf-Breitscheid-Straße
T. Gutsche
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