
© Michael Meyer
Sport: Spaß mit der Welle
Stefan Kiraj vom Kanu-Club Potsdam will bei den Heim-Weltmeisterschaften in Duisburg mit der Staffel wieder eine Medaille
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Als die Luft über dem Liebenberger See am Dienstagmittag auf 33 Grad aufgeheizt war, hatte Stefan Kiraj schon die ersten beiden Trainingseinheiten des Tages hinter sich: Erst zweimal 500 und viermal 300 Meter, dann acht Kilometer am Stück war der Canadierspezialist des Kanu-Clubs Potsdam auf dem Gewässer am Bundesleistungszentrum Kienbaum gepaddelt. „Ausruhen ist jetzt nicht“, sagte der 24-Jährige, der Ende August bei den Weltmeisterschaften in Duisburg für Deutschland das Stechpaddel schwingen wird. Kiraj wird dann im Einercanadier die 200 Meter sprinten und mit der Viermal-200-Meter-Staffel um eine Medaille kämpfen. Dafür trainiert er derzeit mit dem Nationalteam.
Für den gebürtigen Senftenberger, der 2002 an die Potsdamer Sportschule kam und seit 2007 bei Ralph Welke trainiert, werden die Titelkämpfe auf der Wedau die dritten WM nach 2010 und 2011 sein. Bei der Premiere in Posen war er mit dem Berliner Björn Wäschke Fünfter im 200-Meter-Zweiercanadier und Sechster mit der Staffel geworden, ein Jahr später sprintete er mit Wäschke im C2 auf Platz vier und mit der Staffel zu Bronze. „Mit der Staffel will ich auch diesmal aufs Treppchen. Eine Medaille ist machbar“, erklärte gestern der Sportsoldat, der die viermal 200 Meter mit seinen Klubkameraden Peter Kretschmer, Kurt Kuschela und Sebastian Brendel bestreiten wird (siehe auch Kasten). „Ich würde in Duisburg aber nicht gern als Erster starten, sondern wieder als Zweiter. Der Erste hat nicht so die Welle durch die anderen Boote. Ich brauche die zwar auch nicht unbedingt, es macht mit ihr aber Spaß und ist anspruchsvoller“, so Kiraj. Im Solorennen über die 200 Meter „will ich erst einmal das Finale erreichen. Das ist machbar, denn ich bin schon in guter Form.“
Zunächst war Stefan Kiraj nur für die Staffel vorgesehen. Da sich Stefan Holz (Karlsruhe) und Robert Nuck (Leipzig) angesichts des Duisbursger Zeitplans nun ganz auf die Zweiercanadier über 200 und 500 Meter konzentrieren, erhält der Potsdamer eine zusätzliche WM-Chance. „Das ist für mich noch mal ein zusätzlicher Motivationsschub“, meinte Kiraj, für den seine dritten WM auch aus einem weiteren Grund etwas ganz Besonderes sind: „Diesmal bin ich endlich mit auf dem offiziellen Nationalmannschaftsfoto, nachdem ich in den vergangenen Jahren immer terminlich verhindert war, wenn es gemacht wurde.“ Als sich am Dienstagnachmittag nun die Aktiven und Trainer in vier Reihen den Fotografen stellten, stand Kiraj – sichtlich zufrieden – ganz oben neben Brendel, mit dem er in Kienbaum das Zimmer teilt.
Nun hofft der Rechtsschläger, dass sein neuer Canadier rechtzeitig vor den letzten Trainingswochen in Kienbaum eintrifft. „Es ist schwarz-rot und wird noch zu Hause mit Potsdamer Sehenswürdigkeiten als Skyline geschmückt“, erläuterte er. „Mit diesem Boot kann ich wirklich gut fahren, weil es vorn etwas mehr Auftrieb hat, was mir entgegenkommt.“
Während der WM auf der Wedau hat der Sprinter eine Wette mit seinem Klubkollegen Ronald Verch zu laufen. Nur wenn der in Duisburg mit dem Leipziger Sebastian Hennig im Zweiercanadier über 1000 Meter eine Medaille gewinnt, will Kiraj Verchs Wunsch erfüllen, gemeinsam mit ihm bei den Deutschen Meisterschaften im September in Köln für Potsdam die 1000 Meter zu paddeln. „Das wird eine verdammt lange Strecke werden“, befürchtet er. „Aber jetzt im Trainingslager paddeln wir ja auch täglich etwa zehn Kilometer.“ Am Dienstagnachmittag blieben Stefan Kiraj Paddelschläge auf dem Liebenberger See erspart. Dafür hatte er – ehe er am Abend mit vielen anderen Sportlern das traditionelle Sommerfest des Bundesleistungszentrums genoss – als dritte Übungseinheit des Tages zwei Stunden Training im Kraftraum.
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