Landeshauptstadt: SPD: „Monte“ soll Gesamtschule werden
Stadt muss Erweiterung der Montessori-Oberschule in Potsdam-West prüfen. Schulrat: Coubertin-Schule könnte bleiben
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Die Idee hat etwas Gewinnendes: Die Montessori-Oberschule in Potsdam-West ist die am stärksten nachgefragte Oberschule; mehr als die Hälfte der 10.-Klasse-Abgänger wechselt jedes Jahr an Gymnasien oder Gesamtschulen, um dort das Abitur abzulegen. Warum also nicht gleich aus der Oberschule eine Gesamtschule machen?
Im Bildungsausschuss am Dienstagabend votierte eine große Mehrheit für einen entsprechenden Antrag der SPD. Die Stadt muss nun prüfen, ob die Schule in der Schlüterstraße zu einer Gesamtschule erweitert werden kann. Im nächsten Bildungsausschuss am 18. Februar soll das Ergebnis vorliegen.
„Unsere Eltern wollen schon seit zehn Jahren die Einführung der Sekundarstufe II“, sagt Schulleiterin Ulrike Kegler. „Jetzt wäre der Moment für eine solche Investition da.“ Schließlich diskutiere die Stadt derzeit den Schulentwicklungsplan für die kommenden Jahre. „Es ist nicht einsehbar, dass die Schule in der Debatte nicht berücksichtigt wird“, so Kegler.
In der Tat hatte die Stadtverwaltung eine Erweiterung bislang nicht in Betracht gezogen. Stattdessen sollte die Coubertin-Oberschule im Süden der Stadt ab 2018 zu einer Gesamtschule umgebaut werden. Doch dieser Plan stößt dort auf wenig Gegenliebe: Vor neun Jahren erst wurde die ehemalige Gesamtschule in eine Oberschule umgewandelt, nun also wieder der Schritt zurück: „Im pädagogischen Prozess sind das große Veränderungen in recht kurzen Zeiten“, kritisierte Coubertin-Schulleiterin Christiane Ohlert im Bildungsausschuss die Planung der Stadt. Die bewährten Förder- und Berufsbildungkonzepte zu zerschlagen und „diese Kraft nicht zu nutzen, würde ich als dramatisch erachten.“
Bislang führt die Montessori-Schule mit erweiterter Primarstufe von der ersten bis zur zehnten Klasse. Für eine Erweiterung müssten räumliche Kapazitäten geschaffen werden, um perspektivisch drei bis maximal fünf siebte Klassen statt bislang zwei aufzunehmen. Denn nur so könne garantiert werden, dass ausreichend Schüler eines Jahrgangs auch nach der zehnten Klasse die Schule besuchen, sagt Eckhard Dörnbrack vom Staatlichen Schulamt. Denkbar wäre nach Meinung von Kegler ein Anbau auf dem weiträumigen Areal des Schulhofes oder der Ausbau des rund 1000 Quadratmeter großen Dachbodens. Auch die Schülerkapazitäten hätte die Schule, glaubt Kegler. Fast eine Klassenstärke wechselt jedes Jahr an die Voltaire-Gesamtschule, mit der eine Kooperation bestehe. Außerdem sei die Schule seit Jahren übernachgefragt, viele Eltern seien unzufrieden ob der wenig vorhandenen Plätze. Sollte die Schule zu einer Gesamtschule erweitert werden, wäre es, so Kegler weiter, „etwas Einmaliges in Deutschland, dass eine staatliche Montessori-Schule von der ersten Klasse bis zum Abitur führt“.
Potsdams Schulrat Eckhard Dörnbrack sieht in der Umwandlung einige Vorteile: Die Voltaire-Schule könnte so künftig entlastet werden und angesichts der Vorbehalte der Coubertin-Schule gegen eine Umwandlung sei dies „die bessere Variante“. Nicht nur ausreichend Schüler müssten vorhanden sein, auch das Konzept für die Sekundarstufe müsste überzeugen. Dies sei bereits in Arbeit, versichert Kegler. Viele Eltern wünschten, dass ihre Kinder im bewährten System weiterlernen könnten. Von der ersten bis zur achten Klasse lernen Schüler an der Montessori-Schule in altersgemischten Gruppen in Projekt- und Epochenunterricht. Die Schule gewann 2007 den Deutschen Schulpreis.
Auch Stefan Wollenberg, Bildungspolitiker der Linken, zeigt sich offen für das Vorhaben. „Das ist keine schlechte Idee.“ Allerdings findet Wollenberg den Standort „suboptimal, da er sehr an der Peripherie“ liege. Damit würde seiner Meinung nach das Problem verstärkt, dass Schüler aus umliegenden Landkreisen Potsdamer Gesamtschulen besuchen.
Grit Weirauch
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