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Landeshauptstadt: SPD-Politiker kritisiert Kontrolleure

Druck auf Potsdamer Verkehrsbetrieb wächst

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Die mutmaßliche Attacke eines Kontrolleurs auf einen Fahrgast des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP) wird zum Politikum. Mit Till Meyer (SPD) kritisiert nun erstmals ein Stadtverordneter aus der Rathauskoalition das kommunale Unternehmen: „Sollten sich die Vorwürfe erhärten, dass ViP-Sicherheitspersonal prügelt und ein lethargischer Busfahrer einfach zuschaut und zulässt, dass Fahrgäste aus dem Bus geworfen werden, ist das ein Skandal.“ Unabhängig davon stehe schon „seit lange Zeit fest“, dass die vom ViP eingesetzten Kontrolleure und Sicherheitsleute „kein Aushängeschild“ des Unternehmens seien. „Freundlich, serviceorientiert und qualifiziert, das sind im unmittelbaren Kundenkontakt einige, wenige ViP-Leute“, so der Politiker in einem offiziellen Internetforum der SPD. Deshalb werde er einen Antrag von Die Andere unterstützen, das Verhalten von Kontrolleuren zu untersuchen – etwa deren Umgangston.

Dieser Antrag steht am Mittwoch auf der Tagesordnung vom Hauptausschuss. Pikant: Im Bauausschuss am vergangenen Dienstag war die Forderung nach mehr Kontrolleurs-Kontrolle noch abgelehnt worden – allerdings gab es da auch noch nicht den Verdacht gegen einen 26 Jahre alten Sicherheitsmann, vor einer Woche in einem Nachtbus einen 19-jährigen Potsdamer mehrmals ins Gesicht geschlagen zu haben.

Gestern nun meldete sich der mutmaßlich Attackierte bei den PNN. Nach einer Party sei es in dem Bus zwischen ihm, drei Begleitern und Kontrolleuren zum Streit wegen lauter Handy-Musik gekommen, bei dem auch er selbst verbal ausfällig geworden sei, so Jens J.: Dann habe ihn ein Kontrolleur geschubst und nach kurzem Handgemenge mehrmals ins Gesicht geschlagen. Zeugen hätten nach dem Anhalten des Busses die Polizei gerufen. Den Beamten habe der Kontrolleur als Motiv für die Schläge gesagt: „Der hat meinen neuen Pullover angefasst, da braucht er sich nicht wundern, das er sich eine fängt.“

Die Berliner Sicherheitsfirma, die ihr Personal dem ViP als Kontrolleure stellt, bestreitet diese Darstellung. Es habe nur eine „Rangelei“ vor dem Bus gegeben, so die Firma. Derzeit ermittelt die Potsdamer Polizei, unter anderem gab es laut ViP in dem Bus eine Kamera. Und auch der ViP nimmt seinen Busfahrer in Schutz. „Die entstehende Eskalation hat er nicht beobachtet“, heißt es. Zeugen hatten berichtet, der Fahrer habe trotz Nachfrage nicht die Polizei rufen wollen.

Der aktuelle Vorfall ist nicht der einzige, bei dem ViP-Mitarbeiter für Ärger sorgten. Im Januar hatte laut Berichten ein Schaffner einem 13-jährigen gedroht, ihn aus der Bahn zu werfen, obwohl der einen Fahrschein besaß – aber sein Schülerausweis abgelaufen war. Dazu meldete sich jetzt eine Potsdamer Familie bei den PNN: Nachdem im vergangenen Juni ihr damals zehn Jahre altes Kind auf dem Weg zur Schule vom hinteren in den vorderen Wagen einer Tatra-Bahn sprintete, habe der Tramfahrer dem Jungen die Tür seiner Kabine gegen den Kopf geschlagen, ihn verscheucht und sei abgefahren. Vater Peter Neideck: „Es gab später eine förmliche Entschuldigung an uns Eltern – aber keine Worte echten Bedauerns.“ HK

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