Landeshauptstadt: Speeddating für Eilige
Der Kuppelabend im Café Konsum war besser als erwartet
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Der Kuppelabend im Café Konsum war besser als erwartet So reißerisch der Name „Speeddating" (neudeutsch für „schnelles Kennenlernen“) auch auf den ersten Blick wirkte, die Veranstaltung am Sonntagabend im Thalia- KinoCafé Konsum hatte wider Erwarten Stil und Charme. Die Idee war folgende: Neun junge Frauen und sieben junge Männer bekamen jeweils sieben Minuten Zeit für ein erstes Gespräch, bei dem sie herausfinden sollten, mit wem sie auf einer Wellenlänge liegen. Auch Theresa, 26, und Sarah, 18, hatten sich angemeldet, nachdem sie den Aushang gelesen hatten. „Ich bin heute ohne große Erwartungen hierher gekommen, fand einfach die Idee witzig auf diesem Weg neue Leute kennenzulernen.“, erzählte die sehr jung wirkende Theresa. Sarahs Hoffnungen auf einen echten Traumtypen waren da schon größer. „Ich bin zwar nicht mit der festen Erwartung hier, die große Liebe zu treffen, aber ich halte es durchaus für möglich“, verriet die 18-Jährige. Die beiden dunkelhaarigen Mädchen hatten sich für ein auffallend ähnliches Outfit, mit Jeans und figurbetontem hellrosa Oberteilchen, entschieden. „Natürlich spielt das Aussehen eine große Rolle", gab Sarah augenzwinkernd zu. Das sah Vasko, der mit 35 Jahren schon zu den älteren „Speeddatern“ gehörte, genauso: „Das Essen schmeckt ja auch besser, wenn es lecker auf dem Teller angerichtet ist“, wagte er den Vergleich mit der anwesenden Damenwelt. Gedämpftes Licht, eine gut ausgestattete Bar mit dunklem Holztresen auf der linken Seite und die roten Sitzbänke mit schwarzen Tischen auf der rechten Seite schufen eine gemütliche Atmosphäre im vorderen Teil des Cafes, wo viele Freunde und Bekannte warteten, die zur Unterstützung mitgekommen waren. Die Kandidaten fürs „Speeddating“ saßen jedoch im hinteren Teil, durch eine spanische Wand vor allzu neugierigen Blicken der übrigen Gäste geschützt. Dort stand auf jedem Zweiertischchen eine weiße Kerze und das obligatorische Gläschen Begrüßungssekt, das dabei helfen sollte, die Zunge der Teilnehmer zu lockern. Auch ohne das man hören konnte, was die „Sieben-Minuten-Pärchen“ sich gegenseitig fragten und erzählten – Körpersprache und Gesichtsspiel verrieten viel über den Sympathiewert des Gegenübers: Die Skala reichte vom müden Lächeln bis zum herzlichen Lachen, von Däumchen drehen bis Mähne schütteln. Während Sarah an diesem Abend beim Wasser blieb, schlürften andere Teilnehmer Cuba Libre-Cocktails. Aber auch Tee und Bier wurde bestellt. Häufiges Ziehen am Glimmstengel kam augenscheinlich nicht gut an und veranlasste so manchen Gesprächspartner dazu sich zurücklehnen und die Arme über die Brust zu verschränken. Während sich Unbehagen auch daran erkennen ließ, dass die Finger das Glas fest umklammert hielten, gab es einige Pärchen, die sich tief in die Augen schauten und dabei Raum und Zeit vergaßen. Nach sieben Minuten klingelte jedoch immer ein Glöckchen, was unnachgiebig zum Weiterwandern mahnte. Judith, eine 22 Jahre alte Biologiestudentin, die von ihrer älteren Schwester angemeldet worden war, fand im Nachhinein: „Je nachdem, wer mir gegenüber saß, waren die sieben Minuten entweder viel zu lang oder viel zu kurz.“ Um es gleich zu verraten: Die große Liebe war wohl an diesem Abend für niemanden dabei. Aber trotz des einen oder anderen enttäuschten Gesichts- die Teilnahme bereute niemand. Einige wollen es sogar ein zweites Mal versuchen. Zum Pärchen des Abends, mit den meisten Übereinstimmungen im Gespräch, wurden Theresa und Gunnar, ein 29 Jahre alter Ingenieur aus Potsdam, gewählt. Beide schienen sehr überrascht, als ihnen der Preis in Form von Gutscheinen für jeweils eine Übernachtung im Apartmenthaus „Kaiser- Friedrich“ und eine Nacht auf dem Schiff „Luisenpension“ von Veranstalter Mario Gericke, 32, überreicht wurde. Ganz so schnell wolle man sich dann doch nicht näherkommen, versicherten die beiden. Die Damen durften eine rote Rose mit nach Hause nehmen, wenn schon keinen Rosenkavalier. Juliane Schoenherr
Juliane Schoenherr
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