Landeshauptstadt: Speicherstadt-Mühle in Flammen
Historischer Bau auf Mühlenwerk-Gelände stark beschädigt / Löscharbeiten bis in die Morgenstunden
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Historischer Bau auf Mühlenwerk-Gelände stark beschädigt / Löscharbeiten bis in die Morgenstunden Templiner Vorstadt - Die Potsdamer Feuerwehr rückte gestern zum Löschen eines Großbrandes in der Speicherstadt in der Templiner Vorstadt aus. Ein Gebäude des historischen Mühlewerkes stand in Flammen. Wie Potsdams Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck vor Ort gegenüber den PNN erklärte, hat ein Anwohner von der anderen Havelseite das Feuer bemerkt und die Kameraden um 19.26 Uhr alarmiert. Seine Angaben fanden die Feuerwehr bei ihrem Eintreffen bestätigt: Das Mühlengebäude brannte „in voller Entfaltung“. Das Gebäude stand beim Eintreffen der Einsatzfahrzeuge „von unten bis oben einschließlich des Dachstuhls in Flammen“, sagte Hülsebeck. Zwei Berufsfeuerwehren und drei freiwillige Feuerwehren der Stadt versuchten ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude zu verhindert. Zum Einsatz kamen mehrere Drehleiterwagen, darunter auch ein MAN-Fahrzeug aus Werder. „Hier hat es meines Erachtens noch nie in großem Ausmaß gebrannt“, erklärte Hülsebeck. Über Ursachen des Brandes wollte er sich in Gegenwart der Pressevertreter nicht äußern. Bei den Löscharbeiten versuche die Feuerwehr „alle unnötigen Gefahren für die Kameraden zu vermeiden“, so Hülsebeck. Da keine Personen durch das Feuer gefährdet sind, versuchten die Feuerwehrleute zunächst, das Feuer nur von außen zu bekämpfen. Doch es gebe den Ehrgeiz, das Feuer sachgerecht zu bekämpfen. „Der Innenangriff ist die effektivste Methode“, so Hülsebeck. So gingen im unteren Bereich auch Feuerwehrleute in Spezialmontur in das brennende Gebäude, um zu löschen. Hülsebeck glaubt, dass in solch einem Gebäude, in dem es viel Staub und brennbares Material gebe, sich ein Feuer explosionsartig ausbreiten könne, „wie in einem Kamin“, von unten nach oben. Wie er sagte, habe das Feuer nicht mehr als eine Stunde von der Entzündung bis zur vollen Ausdehnung benötigt. Nach etwa einstündigen Löscharbeiten stellte Hülsebeck fest, dass nunmehr weniger Rauch sondern mehr Wasserdampf aufsteige, „ein sicheres Anzeichen dafür, dass wir den Brand unter Kontrolle haben“. Am späten Abend machte sich Oberbürgermeister Jann Jakobs vor Ort ein Bild des Geschehens. „Wassermangel besteht offenbar nicht“, so Jakobs zu Hülsebeck. Die Feuerwehr bezog ihr Löschwasser von der sich unmittelbar am brennenden Gebäude befindlichen Havel. Hülsebeck zufolge könnten die Löscharbeiten bis in die Morgenstunden andauern. Die Speicherstadt ist ein ehemaliges Gewerbe- und Industrieareal direkt an der Havel mit einer Fläche von ungefähr sieben Hektar. Dazu gehören denkmalgeschützte Bauten, die ältesten sind der Persius-Speicher, der 1688 erbaut wurde, und der Hampel-Speicher (1834-36). Das Gelände des königlichen Proviantamtes grenzt im Norden an das Mühlengelände, auf dem gestern ein Bau in Flammen stand und das 1864 seine erste Dampf-Mehl-Mahl-Mühle erhielt. Umbauten und Erweiterungen ließen das Areal am Ende des 19. Jahrhundert zu einem stattlichen Mühlenkomplex mit angegliederten Wohnkomplexen wachsen. Im Jahre 1894 erhielt durch die Einweihung der öffentlichen Schlachthofanlage auch der bislang nahezu unbebaute Norden seine bauliche Einordnung. In der DDR wurde die zentralgelenkte Versorgung ausgebaut, das Gelände wurde durch Großsilobauten ergänzt; es bestand aus dem Reichsbahngelände, dem VEB (volkseigener Betrieb) Schlachthof, dem VEB Mühlenwerke, dem VEB Getreidewirtschaft und weiteren. Der Mühlenkomplex hat seit dem Jahr 2002 keine Funktion mehr, er gehört jedoch noch der Gesellschaft Mühlenwerke. Heute ist die gesamte Speicherstadt eine Industriebrache mit fehlenden Strukturen und Perspektiven. Diskutiert wurde vor einigen Jahren über einen Landtagsneubau in der Speicherstadt, auch ein Kongresszentrum war im Gespräch. Nunmehr sieht es aber so aus, als wenn der Plan zur Gesamtgestaltung der Speicherstadt gescheitert ist. Jüngst wurde bekannt, dass der südliche Bereich des Areals mit den historischen Gebäuden wie Persius- und Hampel-Speicher bereits im Sommer verkauft worden ist. Vor dem Verkauf waren sie Eigentum der Bundesrepublik. Der verkaufte Bestand solle so bald wie möglich genutzt werden. Damit deutet sich an, dass die Areale der Speicherstadt nunmehr einzeln entwickelt werden sollen.
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