Landeshauptstadt: Spezialisiert auf Netzwerke
Die gemeinnützige Bildungsgesellschaft „Pro Babelsberg“ stärkt erfolgreich den Medienstandort
Stand:
Die Franzosen hatten etwas gut zu machen. Als sich der französische Mischkonzern Vivendi 2002 aus der Medienstadt Babelsberg zurückzog, wurde Bilanz gezogen. Bei Übernahme des traditionsreichen Filmgeländes vor zehn Jahren verpflichtete sich der Konzern im Vertrag mit der Treuhandanstalt zu millionenschweren Investitionen sowie zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Letzteres gelang nicht so, wie vielleicht in anfänglicher Euphorie erwartet. Vivendi blieb unter der vorgegebenen Beschäftigtenzahl und hätte dafür eigentlich Vertragsstrafe zahlen müssen. Um das Bußgeld nicht verpuffen zu lassen, wurde es in eine gemeinnützige Gesellschaft gesteckt, die bis mindestens 2008 „Anwältin des Medienstandorts“ bleibt.
„Pro Babelsberg“ will den hiesigen Medienstandort und darüber hinaus die Medienwirtschaft in Berlin-Brandenburg stärken: Seine Präsenz, Attraktivität und vor allem seine Leistungsfähigkeit soll im Bewusstsein von Entscheidungsträgern und Multiplikatoren weiter gefestigt werden. Das hat sich die GmbH vorgenommen, so wie der Verein „Medieninitiative Babelsberg“ und das vom einstigen Medienbeauftragten Berlin-Brandenburg Bernd Schiphorst gegründete Netzwerk „Medianet“ vor ihr. Die mit dem Geld der Franzosen entstandene Gesellschaft scheint dabei aber geschickter vorzugehen. Das Netzwerken sei ein hartes Stück Arbeit, hat Pro Babelsberg-Geschäftsführer Andreas Vogel erfahren müssen. Nachbarn sähen sich mehr als Konkurrenten, denn als Ergänzung zur eigenen Angebotspalette. Die Bündelung von Fertigkeiten aber und damit die Offerte aus einer Hand seien einfach kundenfreundlicher, argumentiert der Standort-Fürsprecher. Das mag auch die acht Babelsberger Unternehmen überzeugt haben, die jetzt in der Arbeitsgemeinschaft „CineSave“ zusammengeschlossen sind. Die Gemeinschaft soll in ein eigenständiges Zentrum münden, in dem alte Filme restauriert werden – von der Reparatur des Materials über die Nachcolorierung bis hin zur Tonbearbeitung.
Beim Netzwerken bedient sich Pro Babelsberg auch des Internets. Unter www.probabelsberg.de gibt es eine komplette Übersicht über die derzeit rund 80 kleinen und mittelständischen Unternehmen und Dienstleiter in der Medienstadt. Nach unkomplizierter Anmeldung werden die Absender mit dem monatlichen Newsletter versorgt. Wichtiger als das sei das Bildungsprogramm von Pro Babelsberg, meint Geschäftsführer Vogel. Die meisten Kreativen seien zwar genial auf ihrem künstlerischen Gebiet, hätten aber vielfach keine Ahnung von wirtschaftlichen Dingen. Darum biete man Tagesworkshops an, die „handwerklich und konkret“ seien. Es werde also nicht unnötig viel Theorie vermittelt, sondern praxisbezogen gelehrt. „Und das zu erschwinglichen Preisen“, sagt Andreas Vogel. Eine Teilnahmegebühr von bis zu 50 Euro könnten sich auch jene leisten, deren Firma noch nicht so gut laufe.
Im Pro Babelsberg-Programm finden sich beispielsweise betriebswirtschaftliche Lehrgänge, Workshops in Business-Planung oder Verkaufsgesprächen. Drei der maximal ein Dutzend Teilnehmer könnten ein so genanntes Coaching gewinnen. Ein Profi setzt sich dann mit ins Tagesgeschäft und gibt wichtige Hilfestellungen. Dass man mit seinen Angeboten den Nerv der Medienschaffenden getroffen hätte, bilanziert der Geschäftsführer, zeigten die Anmeldungen für die Aufbauveranstaltungen sowie positives Feedback bei den Workshop-Resümees.Damit die gemeinnützige Bildungsgesellschaft auch über die Frist von 2008 hinaus arbeiten kann, hat der französische Mischkonzern Vivendi Pro Babelsberg die Rechte an 80 Filmen, die allesamt auf dem traditionsreichen Mediengelände entstanden, übertragen – darunter Beteiligungen an „Land unter dem Regenbogen“, „Stille nach dem Schuss“ und „Der Pianist“.
Die drei Mitarbeiter von Pro Babelsberg haben ihren Sitz im Fx.Center – die mit vielen Millionen der Europäischen Union, des Bundes und Landes geförderten Infrastrukturmaßnahme, die über Jahre nicht so recht in die Gänge kommen wollte. Mehrere Betreiber bissen sich an der aluminium-umhüllten Idee vom digitalen Medienzentrum die Zähne aus. Die Mieter zogen aus, die futuristische Immobilie stand leer. Inzwischen allerdings ist das Fx.Center wieder nahezu ausgebucht. Angesiedelt haben sich neben dem Förderer Filmboard Berlin-Brandenburg auch kleine und mittelständische Unternehmen – ein guter Platz also zum Netzwerken. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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