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Von Michael Meyer: Spiel in Sicherheitshochburg
Die Partie wurde als Hochsicherheitsspiel eingestuft Fußball-Drittligist SV Babelsberg 03 empfängt am Samstag den Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock. Im Stadion und Stadtteil soll es rings um die Partie keine Fan-Ausschreitungen geben
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Ralf Hechel ist bemüht, besorgte Gemüter zu beruhigen. „Wir werden alles dafür tun, dass sich im Karl-Liebknecht-Stadion jeder sicher fühlen kann“, verspricht der Geschäftsführer des SV Babelsberg 03 vor dem Heimspiel des Fußball-Drittligisten am morgigen Samstag gegen den FC Han- sa Rostock. „Niemand ist davor gefeit, dass irgendwo was passieren könnte. Aber wir werden alles dafür tun, dass es hier am Samstag nur um Fußball geht und es keine Nebenkriegsschauplätze gibt.“
Wegen der Rostocker Zuschauer, unter denen es zahlreiche in die höchste Kategorie „C“ eingeordnete – heißt: gewaltbereite – Fans gibt, wurde die Partie vom Deutschen Fußball-Bund als Hochsicherheitsspiel eingestuft und vom SVB 03 seit vier Wochen vorbereitet. Zumal die Anhänger beider Vereine politisch zum einen eher der rechten (Rostock), zum anderen eher der linken Szene zugeordnet werden und auch Sympathisanten des in Rostocks Fußballszene verhassten FC St. Pauli – die eine Fan-Freundschaft mit dem SVB-Anhang pflegen – am Babelsberger Park erscheinen könnten. Außerdem hatte es vor dem letzten Rostocker Auswärtsspiel bei Werder Bremen II Ausschreitungen und Prügeleien mit Baseball-Schlägern in Bremens City gegeben, in die Hansa-Fans verwickelt waren, und war Werders Spielstätte mit Farbe beschmiert worden. „Das Stadion und der Kietz hier in Babelsberg werden deshalb schon am Vortag streng bewacht“, kündigte Hechel an. „Es wird hier mit rund 80 der Leute, die in Bremen Theater machten, gerechnet.“
Knapp 5000 Eintrittskarten für das Punktspiel wurden bis gestern im Vorverkauf abgesetzt, 2200 davon in Rostock für den Gästebereich des Karl-Liebknecht- Stadions. Am Samstagmittag wird ein Sonderzug aus Rostock mit rund 900 Hansa- Getreuen auf dem Potsdamer Hauptbahnhof erwartet. Von dort aus sollen die Norddeutschen unter Polizeiaufsicht durch die Friedrich-List-Straße und Alt Nowawes zur Spielstätte geführt werden, damit sie gar nicht erst in die Innenstadt gelangen. „Unser Stadtteil hier wird einer kleinen Sicherheitshochburg ähneln“, erklärte Hechel am Donnerstag auf einer Pressekonferenz des SVB.
Im Stadion selbst will Gastgeber Nulldrei mit einem Erfolg gegen den Zweitliga- Absteiger für Furore sorgen. „Die Mannschaft lässt sich von den ganzen Sicherheits-Diskussionen im Vorfeld nicht beeinflussen und hofft, dass das Stadion voll wird, damit wir Fußball vor einer tollen Kulisse spielen können“, meint Babelsbergs Cheftrainer Dietmar Demuth. „Hansa kommt als Tabellenzweiter – das wird eine herrliche Aufgabe für uns. Für Hansa gilt wie für jeden Gegner: Respekt ja, aber keine Angst. Gegen die meisten Rostocker haben wir im vergangenen Jahr schon gespielt, als sie für Hansa II aufliefen, ebenso gegen Vujanovic, als er noch für Magdeburg stürmte.“ Demuth beobachtete den morgigen Kontrahenten bei dessen 2:0-Heimsieg gegen TuS Koblenz und formuliert seine Beobachtungen so: „Hansa ist offensiv stark, hat Qualitäten und spielt mit Druck nach vorn. Aber das kann ja unserer Spielweise entgegenkommen.“ Nulldrei wolle sich morgen nicht nach den Gästen richten. „Wir wollen zu Hause den Rostockern unser eigenes Spiel aufzwingen.“
Personell stehen Demuth dafür alle 21 Spieler seines Kaders zur Verfügung, auch Anton Müller und Guido Kocer, die früher selbst einmal für Hansa spielten. Auch Nicolas Hebisch und Joan Oumari sind aus Lindow zurück, wo sie einen einwöchigen Kurs für ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolvierten. „Nachdem wir zuletzt im Testspiel gegen Union Berlin gesehen haben, dass wir auch die Spieler bringen können, die bislang meist hintendran waren, wird es mir schwer fallen, eine Auswahl für den Samstag zu treffen. Aber das ist auch gut so“, sagt Dietmar Demuth. Und: „Ich hoffe, dass es auf den Rängen sportlich fair zugeht, dass es ruhig bleibt und nichts aufs Spielfeld rüberschwappt.“
Der Sicherheitsdienst des SVB 03 will dafür am Samstag im Stadion gemeinsam mit der Polizei sorgen. Dazu gehört auch, dass Hansa-Fans, die sich bereits in Potsdam Eintrittskarten für den Heimblock kauften, mit Hilfe szenekundiger Beamter der Rostocker Polizei schon vor dem Anpfiff „aussortiert und in den Gästeblock gegleitet werden“, wie es Ralf Hechel formulierte. Er selbst werde morgen nach der Partie mindestens zehn Kreuze machen.
Anpfiff ist am Samstag um 14 Uhr.
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