Landeshauptstadt: Spiel mit dem Feuer
Seit 15 Jahren gibt es die Stuntshow mit spektakulären Actiontricks im Filmpark Babelsberg. Drei Stuntleute erzählen
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Mit brüllendem Motor rauscht der Truck um die Ecke, jagt mit Vollgeschwindigkeit den angeschrägten Sandweg hinauf, legt sich tief in die Kurve, um dann in einer gekonnten Bremsdrehung zum Stehen zu kommen. Im Hintergrund wird an Gittern gerüttelt, werden Haken geprüft, die letzten Besprechungen gemacht. Schließlich muss jeder Schritt sitzen, damit sich niemand verletzt, wenn es schließlich richtig losgeht.
Seit 15 Jahren schon begeistert die Stuntshow die Besucher des Filmparks Babelsberg, die 3333. Jubiläumsshow feierte die Stuntcrew in diesen Tagen. Bei den halbstündigen Vorstellungen im eigens dafür gebauten Vulkan erleben die Zuschauer Menschen, denen scheinbar weder Feuer noch Kugelhagel etwas anhaben können.
Es ist eine Illusion, hinter der viel Arbeit steckt, wie Stuntfrau Lena Baader erzählt. Die 33-jährige Berlinerin ist eigentlich ausgebildete Schauspielerin und schon seit vier Jahren in Babelsberg dabei. Gemeinsam mit ihren Kollegen spielt sie nicht nur in der Show, sondern ist auch mitverantwortlich, dass alles richtig vorbereitet ist. „Eine Stunde vor der Show wird immer alles durchgeprüft“, sagt sie. „Ob die Seile gut sind, das Luftkissen richtig justiert und so weiter.“ Wichtig sei auch das Warmlaufen der Fahrzeuge, da man nur so feststellen könne, ob alles richtig funktioniere. Auch bei der Vorbereitung der Pyrotechnik packt die Stuntcrew mit an. „Natürlich macht unser Pyrotechniker das meiste“, räumt Baader ein. „Aber wir bauen kleine Bomben in den Boden ein, die wir mit dem Sprengkörper und Benzin bestücken.“
Dabei darf dann auch niemand Fachfremdes den Vulkan betreten, zu groß ist die Gefahr, dass etwas danebengeht. Sind alle Vorbereitungen getätigt, wärmen sich die Stuntcrewmitglieder selbst auf: Muskelübungen und Stretching stehen auf dem Programm. Um jeden Tag Höchstleistungen zu bringen, müssen sie auch sonst sportlich sehr aktiv sein. Baader betreibt neben viel Ausdauersport wie Fahrradfahren, Schwimmen und Laufen unter anderem Badminton, geht mehrmals die Woche zum Kickboxen und lernt Fechten. Nebenbei nimmt sie an Marathons und Triathlons teil und durchläuft zusammen mit den Kollegen einen Fitnessparcour zum Muskelaufbau. „Man lebt schon für den Beruf“, gibt sie zu. „Aber dieses Gefühl, quasi eine Hauptrolle in einem kleinen Actionfilm zu sein, und wenn das Publikum begeistert jubelt, das ist es definitiv wert.“
Eine Einschätzung, die ihr Kollege Raffael Armbruster teilt. Der 23-Jährige ist einer der Neuzugänge und erst seit diesem Jahr dabei. Sein Sportprogramm besteht unter anderem aus Handstandakrobatik und Sprungstelzentraining. In der Show, die eine klassische Geschichte vom Kampf gegen das Böse erzählt, mimt er den Helden – zumindest anfangs.
„Bei uns lernen die neuen Mitglieder die Show immer Stück für Stück“, erklärt Stuntman und Stuntkoordinator Christoph Genesis. „Deswegen spielt Raffael im ersten Teil den Helden und wird dann später abgelöst.“ Dabei kommt er allerdings nicht um eine Prügelszene mit Kollegin Lena herum, die auf der Seite der Bösewichter kämpft – zum Vergnügen der Zuschauer, wie Lena Baader erzählt. Bei all den handfesten Körpereinsatzen hätten sich beide aber noch nie ernsthaft verletzt. „Natürlich hat man mal Schürfwunden und oft auch Prellungen“, sagt die Stuntfrau. „Aber da heißt es dann Zähne zusammenbeißen und weitermachen.“
Christoph Genesis hingegen hat schon einige Verletzungen davongetragen. Als er in der Stuntshow den brennenden Mann mimte, hat er Feuer an die Augen bekommen. „Es war zu viel Benzin im Spiel und dann ist die Flamme unerwartet umgeschwenkt“, erzählt der 53-Jährige, der schon seit 20 Jahren im Geschäft ist. „Seitdem bin ich etwas sonnenempfindlich und muss oft eine Sonnenbrille tragen.“ In der Stuntshow wirkt er heute nur noch selten mit.
Das überlässt er den jüngeren Mitgliedern der Crew, die aus fünf Frauen und 25 Männern besteht. Sieben davon bespielen täglich den Vulkan. Zur Langen Babelsberger Filmnacht am Wochenende ist eine spezielle Show geplant, die 45 Minuten dauern und Überraschungen bereithalten wird, wie Genesis sagt. „Natürlich kann ich nicht alles verraten“, sagt er. „Aber es wird wahrscheinlich mehr als einen brennenden Mann geben und überhaupt wird die Illumination bei Nacht sehr beeindruckend sein.“ Für die Stuntcrew bedeutet das dann wieder höchste Konzentration und vollen Körpereinsatz, wenn es heißt: „Ton ab, Kamera ab uuuund Action!“ Und die Show beginnt.
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