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Landeshauptstadt: Spielgruppe im Widerspruch

Geplante alternative Kinderbetreuung trifft auf Kritik durch Sozialpädagogen

Geplante alternative Kinderbetreuung trifft auf Kritik durch Sozialpädagogen In der vergangenen Woche begannen die ersten Fortbildungen, am Montag wurde durch die Firma The Gallup Organization Computertechnologie für eine neues Projekt der Betreuung von Kleinstkindern überreicht. Am 1. März soll die so genannte Spielgruppe, ein Modellprojekt der Stadt Potsdam und der Berliner Familienservice Berlin GmbH, in der Kita „Löwenzahn“ in der Waldstadt ihre Arbeit aufnehmen. Doch auf einhellige Zustimmung trifft dieses neue Projekt nicht. Schon im November hatten Studenten und Dozenten der Fachhochschule Potsdam, aus dem Fachbereich Sozialwissenschaften, in einem offenen Brief im Jugendhilfeausschuss versucht ihre Zweifel an der alternativen Kinderbetreuung zu äußern, wurden aber abgewiesen. 15 Kinder bis zum Alter von drei Jahren, deren Eltern geringfügig erwerbstätig sind oder wo ein Elternteil arbeitslos ist, sollen für wenige Stunden, maximal drei Tage in der Woche, in der Spielgruppe betreut werden. Diese Betreuung sollen sechs Mütter als so genannte Laienbetreuer, die durch Gespräche und Fortbildungsnachmittagen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden, selbst übernehmen, stundenweise pädagogisch begleitet von einer so genannten Familienarbeiterin. Und gerade hier sieht Studentin Katrin Luthardt-Hirsch ein großes Problem. Erfahrungen aus Krippen hätten gezeigt, dass Kinder in den ersten Lebensjahren auf vertraute Personen angewiesen sind, erklärt Katrin Luthardt-Hirsch. Wenn sechs Eltern, die in der Spielgruppe auch häufig wechseln können, und eine Familienarbeiterin für die Betreuung der Kinder verantwortlich sind, kann dies erheblich negative Auswirkungen auf deren Entwicklung haben. Auch sei zu befürchten, dass so Defizite auftreten, da die Eltern nicht den professionell ausgebildeten Erzieher ersetzen können. Hinzu komme, dass die Spielgruppen nur für sozial schwache Familien oder Alleinstehende offen sei und dadurch eine indirekte Diskriminierung entstehen könne. Anja Umbreit von der Familienservice GmbH und Projektleiterin der Spielgruppe kann bisher nur von positiven Rückmeldungen berichten. Das erste Treffen mit den Eltern hätte gezeigt, dass hier großes Interesse herrsche, viele in der Spielgruppe die Chance sehen, ihre Kinder mit anderen zusammenkommen zu lassen und sich dabei mit anderen Eltern über bestimmte Probleme auszutauschen. Auch der Vorwurf, dass die Kinder zu jung für dieses Projekt seien werde durch die guten Erfahrungen aus Mütterzentren und Studien widerlegt. Da es sich bei der Spielgruppe um das erste Projekt dieser Art in Deutschland handele, werde man dieses natürlich sehr intensiv und kritisch begleiten, erklärte Anja Umbreit. „Aber wir wissen vorher nicht alles, was passieren kann.“ Daher sei man auch an einer wissenschaftlichen Begleitung interessiert, habe hier auch der Fachhochschule entsprechende Vorschläge unterbreitet, aber noch keine positive Antwort erhalten. Katrin Luthardt-Hirsch kennt das Angebot durch den Familienservice. Doch steht der Fachbereich Sozialwissenschaften dem skeptisch gegenüber. Zwar sei man mittlerweile an der Arbeitsgruppe für die Spielgruppe beteiligt. Aber dass hier über das „höchst problematische Konzept“ konstruktiv diskutiert werden kann, könne sie nicht bestätigen. Denn da die erste Spielgruppe schon ab 1. März arbeiten soll, spreche man hier nur noch über vollendete Tatsachen. D. Becker

D. Becker

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