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Neues Angebot für Kinder im Bornstedter Feld: Spielparadiese im Grünen

Kinder im Bornstedter Feld dürfen sich freuen: Am 19. Mai eröffnet das Nachmittagsprogramm "Wilde 13" im Grünen Wagen. Auch Zirkus Montelino baut an. Ein Besuch vor Ort.

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Potsdam - Auf der großen Freifläche am Eingang Viereckremise im Volkspark sieht man schon von Weitem die Boomerangs fliegen. Menschen bauen vor einem hölzernen Zirkuswagen eine Feuerschale auf, Getränke werden nach draußen getragen und mitten im Gras liegen zusammengebundene bunte Äste, die den Schriftzug „Wilde 13“ formen.

Wer etwas näher herantritt, sieht die strahlenden Gesichter der Verantwortlichen des Volksparks und des Treffpunktes Freizeit, die hier ein neues, kostenloses Nachmittagsangebot für Kinder vorstellen. Allen voran die zwei durchführenden Pädagogen Lucas Nagel und Anne Große. Ab dem 19. Mai werden sie hier Dienstags und Donnerstags von 14.30 bis 18 Uhr Kindern einen Treffpunkt mit offenem Programm anbieten. Kinder, vor allem zwischen zehn und vierzehn Jahren, sind eingeladen, ihre eigenen Ideen mitzubringen und gemeinsam mit den Betreuern zu spielen, zu bauen oder die Natur im Volkspark zu entdecken.

Kein Eintritt - stattdessen gibt es einen Stempel

Der Name „Die Wilde 13“ soll, wie bei der gleichnamigen Piratenbande aus Jim Knopf, Abenteuer implizieren. Ausdrücklich sind auch Kinder und Eltern aus dem Flüchtlingsheim in der David-Gilly-Straße zu diesem Abenteuer eingeladen – und natürlich Kinder aus ganz Potsdam und Umgebung. Wer kommt, muss auch keinen Parkeintritt bezahlen, stattdessen gibt es einen Stempel.

Die beiden Pädagogen rechnen mit einem großen Zulauf. Im Vorfeld haben sie bereits an einigen Schulen in der großen Pause Werbung für dasAngebot gemacht. Daneben gingen Flyer an die umliegenden Haushalte. „Als wir sagten, dass wir ohne Streichhölzer Feuer machen und Stockbrot essen werden, haben die Augen der Kinder geleuchtet“, sagte etwa Lucas Nagel, der in Potsdam bereits in zahlreichen Natur- und Theater-Projekten als freier Sozialpädagoge mitgewirkt hat.

Verpflichtet sind die Kinder an den Nachmittagen zu nichts – sie können kommen und gehen, wann sie möchten, ein Betreuer ist immer am Wagen und passt auf.

Betreute Freizeitangebote sind rar

Der „Grüne Wagen“ steht bereits seit fünf Wochen und wird vormittags für das Projekt „Grünes Klassenzimmer“ genutzt. Susann Müller bietet dort seit Jahren – zuvor ohne Raum – Unterrichtseinheiten oder Projekttage für Schulklassen und Kitas aus der Region an. Für einen Teilnehmer kostet das Angebot zwei bis vier Euro. Im Zuge des neuen Projekts soll der Standort nun auch nachmittags genutzt werden. Vom Jugendamt wurden laut der Leiterin des Volksparks, Diethild Kornhardt, überraschend schnell die Gelder für die „Wilde 13“ bewilligt, sodass man bereits in der kommenden Woche starten könne.

Dass betreute Freizeitangebote in Potsdam-Nord rar und daher gefragt sind, zeigt auch der Zirkus Montelino im Volkspark. Dort fand, nur ein paar Hundert Meter weiter, am gestrigen Dienstag mitten in der Manege eine symbolische Scheckübergabe statt: Sozialministerin Diana Golze (Linke) übergab 18 000 Euro für einen neuen Zirkuswagen an den Kinder- und Jugendcircus. Diesen wird, wie den „Grünen Wagen“, der Zimmermann Kay Andrees erbauen. Einen barrierefreien Zugang stiftet die „Aktion Mensch“ in Form einer Rampe. Beim anschließenden Gespräch im Zirkuscafé Gulliver erzählte Ministerin Golze anschließend, dass es nicht so einfach ist, Lottomittel zu erhalten. Anträge auf dem Tisch hatte sie viele – doch wer Lottomittel wie diese wolle, müsse schon von ganz „besonderem Landesinteresse sein“, erzählte sie. Lange überzeugt werden musste sie in diesem Fall aber nicht. Das Konzept sei einfach stimmig. Ihr Besuch wurde mit einem kleinen Zirkusprogramm belohnt. Florian, 25, führte extra für die Ministerin eine Diabolo-Nummer vor. Seine Tricks gebe er in Kursen an andere Kinder weiter, erklärte er stolz. Selbstverständlich ist das nicht, denn Florian leidet am Downsyndrom.

Sportkurse sind sehr beliebt - zu beliebt

Unter den rund 200 Kindern, die regelmäßig an den Kursen teilnehmen, gibt es auch viele mit Behinderung. Betreut werden sie von einem Team erfahrener Sozialarbeiter, Pädagogen und Artisten. Im Jahr 2014 erhielt das Montelino-Team dafür den Brandenburger Inklusionspreis „Design für alle“. Bileam Tröger, freiberuflicher Trainer bei Montelino: „Wir haben oft den Eindruck, dass der Lerneffekt bei Kindern ohne Behinderung sogar höher ist als andersherum.“ Tröger kennt das Projekt buchstäblich von Kindesbeinen an: Er war damals eines der Hortkinder, mit denen das Zirkusprojekt 1998 startete – mittlerweile sind die Angebote so gefragt, dass es laut Geschäftsführerin Ute Warbein kürzlich sogar einen Aufnahmestopp bei den Sportkursen geben musste.

Mit dem Fördermittelbescheid wird nun ein neuer und beheizter Gruppenraum in Form eines Zirkuswagens gebaut, damit das Angebot schon in diesem Jahr wieder ausgeweitet werden könne, so Warbein. Montelino hat im Gegensatz zum „Grünen Wagen“ allerdings einen entscheidenden Standortnachteil: Bis Ende 2017 soll der Platz neben der Biosphäre zugunsten von Bauprojekten geräumt werden, der Zirkus muss seine Zelte dann vermutlich woanders aufschlagen. Außer die Stadt entscheidet sich für eine Förderung. Die Chancen stehen gut, sagt zumindest Warbein.

Rita Orschiedt

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