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Landeshauptstadt: Spitzenforschung und kurze Wege

Während der Wissenschaftsstandort Golm mit einem neuen Konferenzzentrum weiter wächst, fehlt für Gründer und Start-ups Platz

Von Sarah Kugler

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Golm - Der Wissenschaftsstandort Golm wächst weiter. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) erweitert seine Forschungseinrichtung um ein neues Konferenzzentrum, das unter anderem für wissenschaftliche Tagungen genutzt werden soll. Am vergangenen Samstag wurde der erste Spatenstich für das 3,6 Millionen Euro teure Gebäude gesetzt, mit der Fertigstellung wird Anfang 2016 gerechnet. Nutzer des neuen Baus sind die Fraunhofer-Institutsteile für Angewandte Polymerforschung (IAP) sowie Zelltherapie und Immunologie. Das IAP forscht zum Beispiel an Fasern für schnelle Autos, organischen Leuchtdioden für flexible Displays und künstlichen Hornhäuten als Augenimplantaten. Die Anwendungsgebiete reichen von Biotechnologie, Medizin, Pharmazie und Kosmetik über Elektronik und Optik bis hin zu Anwendungen in der Verpackungs-, Umwelt- und Abwassertechnik sowie der Automobil-, Papier-, Bau- und Lackindustrie.

IAP-Institutsleiter Hans-Peter Fink betonte die dynamische, wissenschaftlich und wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung des Instituts, vor allem nach seinem Umzug nach Golm im Jahr 2000 beträchtlich gewachsen. Dadurch sei der Bedarf an Räumen für interne Veranstaltungen sowie nationale und internationale Tagungen enorm angestiegen. Darüber hinaus solle das Konferenzzentrum dazu beitragen, den Wissenschaftsstandort Golm noch bekannter zu machen und am Markt besser zu positionieren, wie Dieter Hofmann, Leiter für Strategie und Marketing am IAP, sagte. Dabei sollen die neuen Räumlichkeiten neben dem zweiten in Golm angesiedelten Fraunhofer-Institut, dem Institut für Zelltherapie und Immunologie mit dem Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse (IZI-BB), auch den anderen Einrichtungen wie dem Max-Planck-Institut oder der Universität Potsdam offen stehen. „Die Verbundprojekte zwischen den hier ansässigen Einrichtungen werden immer größer“, bestätigte auch Institutsleiter Fink. „Das Zentrum soll den Wissenschaftsstandort noch näher zusammenbringen.“ Das multifunktionale Gebäude soll einmal eine Tagungsfläche von insgesamt 275 Quadratmetern und technische Nebenräume von etwa 70 Quadratmetern bieten. Dabei schafft es Platz für Veranstaltungen mit bis zu 250 Teilnehmern. Wie die leitende Architektin des Projektes, Anne Voigt, sagte, wäre die Wegführung des eingeschossigen Gebäudes so angelegt, dass man es von beiden Seiten kommend betreten könne. Das Tagungsgebäude sei dabei mit dem technischen Gebäude über den Dachbereich verbunden, sodass man einander leicht erreichen könne.

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) wies auf die rasante Entwicklung hin, die der Forschungsstandort in Potsdam-Golm in den vergangenen 15 Jahren genommen habe. Es sind seitdem laut Kunst über 2500 Arbeitsplätze entstanden. Und es kommen auch weiterhin neue dazu. Auch am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung soll bis April 2015 ein Erweiterungsbau fertiggestellt werden, der Platz für 100 weitere Mitarbeiter schafft. Kunst betonte die Vorzüge des Standortes: „Die Wege werden hier kurz gehalten, der Kontakt bewusst gesucht“, sagte sie. „Und das neue Konferenzzentrum wird dazu beitragen, dass diese Entwicklung in den nächsten Jahren noch vorangeht.“ Der Wissenschaftspark Golm steht für Spitzenforschung von der Analyse von Stoffwechselvorgängen in Pflanzen über die Biomaterialforschung bis hin zur Forschung auf dem Gebiet der Gravitationsphysik. Neben den beiden Fraunhofer-Instituten und drei Max-Planck-Instituten sind hier unter anderem das Gründerzentrum „Go:in“ sowie die Naturwissenschaften der Universität Potsdam beheimatet.

Allerdings gibt es auch Probleme mit der Expansion am Wissenschaftsstandort in Golm. Wie Friedrich Wilhelm Winskowski, Geschäftsführer der Standortmanagement Golm GmbH, sagte, verlange die positive Entwicklung dringend nach weiteren neuen Räumlichkeiten. „Wir können derzeit keine neuen Firmen aufnehmen und der Platz für Start-ups fehlt“, sagte Winskowski. „Dadurch werden wichtige Leute abgeworben und wandern beispielsweise nach Adlershof ab“, so der Standortmanager. Die Fläche zum Bauen sei durchaus gegeben, wie er betont. Auch Konzepte der Wissenschaft für neue Gebäude seien vorhanden, doch es fehle am Willen und der Einsatzbereitschaft der Stadt, nach geeigneten Investoren zu suchen.

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