Landeshauptstadt: Spitzengespräch der anderen Art
Schüler debattierten mit Politikern aktuelle Punkte aus Wahlprogrammen
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Schüler debattierten mit Politikern aktuelle Punkte aus Wahlprogrammen Magenschmerzen hat er gehabt, der Spitzenkandidat der Grünen, Wolfgang Wieland. Wegen der DVU, die auch anwesend war am Dienstagnachmittag bei der Diskussionsrunde zwischen „Spitzenpolitikern und Spitzenschülern“ aus Potsdam und Umgebung. Hätte er aber nicht haben müssen, denn die DVU-Vertreterin Liane Hesselbarth hatte wenig zu Lachen während des zweistündigen „Spitzengesprächs“ – allgemein durch das ihr wenig gesonne Saalpublikum, speziell durch die gekonnten Paroli, die sie sich von ihrer Diskussionsgegnerin Saskia Popp von der Voltaire-Schule gefallen lassen musste. Denn genau das war das Konzept der Veranstaltung im Landtag auf dem Brauhausberg: Ein Kandidat jeder Partei, die bei der Landtagswahl antritt, debattiert in einem zehnminütigen Streitgespräch mit einem Schüler über ein vorgegebenes Thema, eingeschränkt nur durch die Argumente des Gegenübers und die vorgebene Sprechzeit. Die Veranstaltung war vom Kumulus e.V. und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung ins Leben gerufen worden, um junge Erst- und Bald-Wählern für die Landtagswahl zu interessieren und ihnen gleichzeitig eine Entscheidungshilfe zu geben. Eng damit verbunden ist das Projekt der Juniorwahl, die an 44 brandenburgischen Schulen seit Mai diesen Jahres durchgeführt wird. In deren Rahmen setzen sich die Schüler mit politischen Zusammenhängen auseinander und lernen Parteiprogramme kennen, um abschließend vom 13. bis zum 17. September eine Landtagswahl zu simulieren. Projektleiter Gerald Wolff ist vom Erfolg der Juniorwahl überzeugt: Die Jugendlichen wären besser auf ihre erste Wahl vorbereitet und sogar die Wahlbeteiligung der Eltern, deren Kinder beim Projekt mitmachen, steige erfahrungsgemäß um bis zu neun Prozent. Gut vorbereitet waren zumindest die Schüler, die im Landtag mit Politikern diskutierten: Zahlen und Fakten zum Thema Hartz IV wurden beherrscht, Argumente zur Reformierung des brandenburgischen Schulsystems souverän präsentiert. Deutlich zeigte sich aber bei der Themenwahl, wo die Interessen der Jugendlichen lagen: Wurde die Diskussion über ein Rauchverbot an Schulen aufmerksam von den rund 140 anwesenden Schülern verfolgt, herrschte beim Für und Wider einer verstärkten Subventionierung des Mittelstandes desinteressierte Unruhe im Saal. Anja Mikoleiczik, Schülerin des Elsterschloss-Gymnasiums in Elsterwerda, äußerte sich trotzdem zufrieden mit dem Projekt: „Ich bin noch nicht völlig sicher, wem ich meine Stimme geben werde, aber ich konnte die in Frage kommenden Kandidaten weiter eingrenzen“, meinte die 18-jährige Abiturientin. Eine offene Plenumsdiskussion bildete den Abschluss der Veranstaltung, in der die Politiker dem Publikum Rede und Antwort standen. Für ein Gruppenfoto aber war die DVU-Vertreterin dann nicht mehr zu haben: Nachdem sie sich vom „Gegen Nazis“-T-Shirt einer Schülerin provoziert fühlte, drohte sie mit ihrem Anwalt und verließ den Raum. Vielleicht hatte sie ja auch Magenschmerzen.
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