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Zu wenig Plätze. Rund 420 Schüler leben derzeit im Internat der Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“. Nach Aussagen von Eltern sollen mehr als 100 Plätze fehlen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Finanzierung des geplanten Erweiterungsbaus nicht geklärt ist. 2,5 Millionen Euro fehlen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Sportschule: Eltern ließen Ultimatum verstreichen

Müssen betroffene Sportschüler heute aus dem Internat ausziehen? Scharfe Kritik an der Luftschiffhafen GmbH

Von Peer Straube

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Potsdam-West - Der Streit um die Mietverträge im Internat der Jahn-Sportschule am Luftschiffhafen eskaliert: Nach Angaben einer Betroffenen haben die Eltern von mehreren Internatsbewohnern ein von der kommunalen Luftschiffhafen GmbH bis vergangenen Freitag gestelltes Ultimatum verstreichen lassen. Die genaue Zahl ist noch unklar. Das Unternehmen, Träger des Schulinternats, wollte mit dem Ultimatum erreichen, dass die Eltern den Vorbehalt gegen die befristeten Mietverträge für ihre Kinder zurücknehmen. Die Eltern befürchten nun, dass ihre Kinder am heutigen Montag oder in den nächsten Tagen aus dem Internat ausziehen müssen.

Hintergrund des Konflikts ist wie berichtet der eklatante Mangel an Plätzen in dem Wohnheim der Elite-Schule des Sports. Die neue Entgeltordnung für das Heim sieht vor, dass die Mietverträge für das Wohnheim nur noch befristet zu schließen sind. Bestandteil der Verträge ist zudem ein Passus, der alle Schüler ab der 11. Klasse betrifft: Wird einem Schüler der sogenannte „Leistungsauftrag Sport“ entzogen, weil die Trainer keine Perspektive für eine Profikarriere sehen, muss der Schüler aus dem Wohnheim ausziehen. Laut Sportschulleiter Rüdiger Ziemer hätten aufgrund dieser neuen Regelung bereits etwa 30 der 240 Schüler der gymnasialen Oberstufe das Heim verlassen und in Wohngemeinschaften umziehen müssen.

Nach Angaben der Stadtverwaltung haben die Eltern von 50 bis 60 Schülern die Mietverträge nur unter Vorbehalt unterschrieben, die Luftschiffhafen GmbH hatte dies allerdings nicht akzeptiert. Beide Seiten haben inzwischen Rechtsanwälte eingeschaltet.

Ein Teil der Eltern hat sich inzwischen dem Druck gebeugt: Auf Anraten des städtischen Fachbereichs Schule und Sport haben sie die Vorbehaltserklärung zurückgezogen, dies allerdings zugleich mit massiver Kritik namentlich an Luftschiffhafen-GmbH-Chef Andreas Klemund verbunden. Die Aufhebung erfolge nur unter dem „massiven Druck“, dass die Kinder den Wohnheimplatz „mitten im Schuljahr ohne vorherige gerichtliche Klärung“ verlieren könnten, heißt es in der Erklärung. Es sei „empörend“, dass „Sie nicht in der Lage sind, der Bitte von Frau Dr. Magdowski (Sportbeigeordnete, CDU – Anm. d. Red.) um Duldung des Vorbehalts bis zur Klärung der Grundsatzfragen nachzukommen“. Der Inhalt des Schreibens sei mit der amtierenden Fachbereichsleiterin Schule und Sport, Petra Rademacher, abgestimmt, hieß es.

Bereits Anfang August hatten Eltern eine Liste mit Forderungen an die Luftschiffhafen GmbH geschickt, wie die neue Entgeltordnung geändert werden soll. Unter anderem soll der Mietvertrag demnach für die Schüler „mit dem Ende der auf die letzte Abiturprüfung folgenden Sommerferienzeit“ enden. Außerdem soll der Dezember jedes Jahres gemäß den Vorgaben des Brandenburger Sportministeriums entgeltfrei sein. Die Stadtverordneten, so die Eltern, hätten beim Beschluss der Satzung auf einen solchen Passus mit dem Hinweis verzichtet, dass dies im jeweiligen Mietvertrag zu regeln sei. Allerdings sei dieser Auftrag nicht umgesetzt worden, kritisieren die Eltern. Bis zum Beschluss der neuen Verordnung seien die Internatsplätze für die Schüler kostenfrei gewesen, sagte die Mutter einer Schülerin den PNN. Nun müsse sie monatlich 200 Euro überweisen. Die Frau, die aus Rüksicht auf ihre Tochter anonym bleiben will, gehört zu jenen, die den Vorbehalt zum Mietvertrag nicht zurückgezogen haben. Der Umzug in ein anderes Internat der Stadt komme für ihre Tochter nicht infrage, erklärte sie: Das Mädchen, eine Kanutin, habe täglich von 7 bis 19 Uhr Training und anschließend Unterricht – die anderen Unterkünfte lägen aber mindestens 30 bis 45 Minuten Fahrzeit entfernt. Dies sei bei der ohnehin hohen täglichen Belastung der Sportschüler niemandem zuzumuten.

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