Landeshauptstadt: Sportschüler helfen Mosambik
Zehn Schüler der Potsdamer Sportschule weilen derzeit für ein Austauschprojekt in Mosambik. Drei Wochen lang besuchen sie verschiedene Familien, eine weiterführende Schule in Matola nahe der Hauptstadt Maputo und eine Grundschule in der Provinz Inhambane. Sie wollen die Schulbibliothek in Matola mit Büchern und Möbeln ausstatten. In einem Blog für die PNN berichten die Schüler über ihre Erlebnisse. Heute schreibt Schülerin Sandra Firlay.
Stand:
15.09.13
Kurz nach 7.00 sind wir in Johannesburg gelandet. Jetzt sitzen wir in unserem kleinen Reisebus und können es kaum glauben: Wir sind in Südafrika!! Pieter, unser Busfahrer, erzählt uns etwas über die Zustände hier, während die Slums von Johannesburg an unserem Fenster vorbeiziehen. „Wir haben hier einen guten Lebensstandard“, erzählt uns Pieter auf Englisch.
Genau deswegen kommen so viele junge Leute zum Studieren her und zwar rund 15.000 jedes Jahr. Doch es ist schwer an eine Arbeitserlaubnis zu kommen. Nach drei Monaten läuft die befristete Einreiseerlaubnis aus und die Leute müssen abtauchen, um im Land zu bleiben. Sie verschwinden – illegal.
Keine Chance. Keine Perspektive. Keine Leben? Südafrika – das Land, welches dem westlichen Lebensstandard in Afrika am meisten entspricht, außer vielleicht Ägypten.
Als wir vor 10 Stunden in Kairo zwischengelandet sind, war es Nacht und die Lichter der Stadt funkelten unbekümmert wie wahrscheinlich jeden Abend. Ruhig. Neutral. Gleichgültig.
Gehörte dieses funkelnde Stadtbild wirklich zu Kairo? Der Stadt, die man im Fernsehen sieht, die gespalten ist und heimgesucht von erbitterten Straßenkämpfen? Es sah von oben doch so friedlich aus.
Pieter Joubert, unser Busfahrer, ist glücklich hier in Südafrika und wir haben ihn jetzt schon ins Herz geschlossen. (Maxie Borchert)
17.09.13
Tag 2
Immer noch Südafrika- Krüger nationalpark: Was kann uns schon passieren? Eine Giraffe kann uns mit nur einem Tritt töten. Ein Nashorn („Rhino“) könnte unseren Bus umwerfen. Leopardenmittag: Mensch
Doch was wäre das Leben ohne Risiko? Es wäre langweilig und eintönig, doch wenn man die endlose Sichtweite der Landschaft Südafrika sieht und das unbeschwerte Leben der Tiere bekommt das Sprichwort „Hakanua Matata“ eine ganz andere Bedeutung. Es ist ein unglaublicher Unterschied zwischen Zoo und Leben in der freien Wildbahn, denn wer kann schon behaupten, dass eine Giraffe den Verkehr lahm gelegt hat? Um das Abenteuer zu vervollkommen nahmen wir mit dem Bus die Safaritour (Abenteuer vorprogrammiert) winkten Krokodilen zu, aßen traditionelle afrikanische Küche und liefen von Südafrika nach Swaziland. Ein Königreich, „so poor but so proud“. Es ist völlig normal wegen Kühen auf der Straße einne Vollbremsung einzulegen und als Weißer eine schwarze Polizistin „Mama“ zu nennen. So einfach ist der Umgang in Afrika: Ein Leben ohne Stress und Gelassenheit. Nun liegt es an uns die Chance zu ergreifen Afrika in unser Herz zu lassen. (Sandra Firlay und Marie Göllnitz, Schülerinnen)
17.09.13
Südafrika – ein stolzes Land?
Ja, stolz und schön, reich und arm, bedürftig, aber auch beneidet von anderen afrikanischen Ländern.
Es gibt Chancen auf Leben, Universitäten, Hoffnung für viele Afrikaner. Die Realität ist aber anders: Eine Aufenthaltsgenehmigung für Südafrika nach einem erfolgten Studium ist so gut wie unmöglich. Die Rückkehr ins eigene Land ebenso...
Man versucht zu bleiben, illegal. Von diesen Illegalen hat das ca. 15.000.000. Sie sind es unter anderem auch, die verantwortlich sind, das Recht und Ordnung noch eine Vision bleiben. Korruption und Gewalt gehören zum Alltag.
Wir fahren an Slums vorbei - geordnetes Chaos. Unser Busfahrer sagt, dass der Staat anderen Wohnraum schafft, dass die Bewohner der Slums diesen aber lieber vermieten, um an Geld zu kommen. Wie traurig das ist. Ganz anders, der Krüger-Nationalpark. Hier fühlt sich alles richtig an, die Natur, stolze, schöne Giraffen im Weg, weiches Licht, ein leichter Luftzug. Die Löwen verstecken sich im noch gelb-braunen Gras, wir können sie nicht entdecken...
Im Auto ist Stille, volle Konzentration. Es stimmt, was Pieter sagt:“The calm is getting on you when you are entering the park.“ Aber auch dieses Szenario täuscht, denn wir erfahren, dass die friedliche Giraffe uns mit einem Kick aus dem Feld hauen kann, und nicht nur die. Die vielen exotischen Tiere in freier Natur zu sehen ist großartig, es sind nicht die „Big 5“, aber mit den „Big 4“ sind wir auch zufrieden. Der Leopard zeigte uns zwar nur sein Hinterteil, doch was macht das schon. Licht und Schatten, vorn und hinten, oben und unten gehören nun mal zusammen. (Frau Noweski, Lehrerin)
18.09.13
Nach drei Tagen Durchreise mit permanentem Sitzen waren wir heilfroh heute um 6.00 aufzustehen und Frühsport zu machen!
4x400m zum Warmmachen und anschließend Gymnastik mit der Sportgruppe von Dario, einem Sportlehrer von unserer Partnerschule, der sich rührend um uns kümmert. Der rote Untergrund des Sportplatzes ähnelte unserer deutschen Tartanbahn, doch nicht wegen des Materials, sondern wegen des Eisengehalts im Boden. Anschließend waren wir überglücklich – wir konnten endlich duschen!
Als wir gestern hier in Matola ankamen, erreichte uns nämlich die Nachricht, dass es ein „Wasserproblem“ in unserer Unterkunft gäbe. Spricht, es gibt kein fließendes Wasser. Nach dem Frühstück ging es zum Empfang beim Schulleiter. Herr Henrique Mavinga begrüßte uns herzlich und wir besprachen alle Details der nächsten Tage. Was uns sofort auffiel waren die vielen gemeinsamen Bilder der vergangenen Jahre, die unsere Schulpartnerschaft dokumentieren. Was jedoch etwas kurios erschien war die Trickfilmserie, die in einer Ecke seines Büros im Fernsehen lief.
Als wir dann zur Schulbesichtigung aufbrachen bekam ich Gänsehaut: Während wir über den Hof liefen öffneten die Schüler die Fenster, winkten uns zu, warfen Luftküsse und formten Herzen mit ihren Händen. Die Freude der Schüler bewegte mich zutiefst. Kurze Zeit später war klar wie das Projekt der nächsten Tage aussehen wird. Wir werden uns um die Fertigstellung der Bibliothek für die 9.000 Schüler der „Escola Secundaria da Matola“ kümmern. Wir organisieren 10 neue Tische mit Stühlen, bauen Bücherregale uns sorgen für eine künstlerische Gestaltung der Wände und des Raumes und wenn es geht noch mehr. Sandra Firlay
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