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Zehn Prozent. Wer zahlungskräftiges Publikum in die MBS-Arena – hier ein Bild von der Eröffnung der Halle am 18. Januar – lockt, soll künftig einen Teil der Einnahmen abgeben. In erster Linie betrifft das den VfL und den SC Potsdam.

© Olaf Möldner

POTSDAM: Sportvereine sollen Zehnten zahlen

Die Stadt Potsdam bezuschusst die neu erbaute MBS-Arena mit einer Million Euro - und will dafür zumindest einen Anteil von den Ticketverkäufen.

Von Peer Straube

Die Stadtverwaltung will Potsdams Spitzensportvereine für die Nutzung der kommunalen Sportstätten zur Kasse bitten. Die Vereine sollen künftig zehn Prozent der Einnahmen aus Kartenverkäufen abgeben, um sich an den Betriebskosten für die Anlagen zu beteiligen. Eine entsprechende Änderung der Sportanlagenverordnung soll in der kommenden Woche den Stadtverordneten vorgelegt werden. Am Mittwoch stellte Torsten Gessner, der städtische Bereichsleiter Sport, die Pläne öffentlich vor.

Anlass ist die Neueröffnung der vom Land üppig geförderten, 2000 Zuschauer fassenden MBS-Arena, deren Nutzungsmodalitäten bislang nicht verbindlich geregelt sind. Ursprünglich wollte die Pro-Potsdam-Tochter Luftschiffhafen GmbH, die die Halle betreibt, von jedem Verein pro durchgeführtem Wettkampf 4000 Euro kassieren – das hatten Stadtverwaltung und -politik abgelehnt. Der Obolus der Vereine fällt nun deutlich geringer aus. Bei einer vorsichtigen Kalkulation von jährlich 35 Veranstaltungen mit je rund 600 Zuschauern und einem durchschnittlichen Eintrittspreis von sieben Euro würde die Stadt 14 700 Euro erhalten, sagte Gessner. Dies decke jedoch „bei weitem nicht die Kosten“. Denn nach bisherigen Kalkulationen werde die Stadt für den Betrieb der Halle jährlich „rund eine Million Euro“ an die Luftschiffhafen GmbH überweisen, sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow auf PNN-Anfrage.

Der Kreis jener Vereine, die den Einnahme-Zehnten abgeben sollen, ist überschaubar: Betroffen sind der VfL Potsdam, dessen Handball-Männer derzeit in der 2. Bundesliga gegen den Abstieg spielen, der SC Potsdam, dessen Volleyballerinnen den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga auch noch nicht sicher in der Tasche haben, und die Judoka-Männer des UJKC Potsdam, die ebenfalls in der 1. Bundesliga aktiv sind. Für Breitensportvereine – die die überwiegende Mehrheit der rund 150 Potsdamer Sportvereine bilden – bleibt die Nutzung der Sportstätten weiterhin kostenlos. Zahlen müssen die Vereine für die Nutzung aller Sportanlagen mit Sitzplätzen und auch nur den zehnten Teil der Einnahmen, die aus dem Verkauf von Sitzplatzkarten erzielt werden. Neben der MBS-Arena geht es dabei noch um die Sporthalle Heinrich-Mann-Allee (280 Sitzplätze) sowie die Leichtathletikhalle (900 Sitzplätze) und das Stadion im Luftschiffhafen (10 000 Sitzplätze).

Der Stadtsportbund, Sprachrohr der Vereine, äußerte sich gestern zurückhaltend. Stadtsportbund-Präsident Lutz Henrich sagte den PNN, grundsätzlich seien die Vereine bereit, einen finanziellen Beitrag zum Unterhalt der Sportstätten zu leisten. Über die Modalitäten gehen die Meinungen indes auseinander.

Strittig ist vor allem die Frage, ob die Vereine für die technische Ausstattung der MBS-Arena extra zahlen müssen oder nicht. Nach derzeitigem Stand müssen sie für die Nutzung der LED-Wand 1000 Euro zahlen, für den VIP-Raum ebenfalls 1000 Euro und für den Cateringraum 500 Euro. Die Vereine hätten der Stadt 20 Prozent der Ticketeinnahmen angeboten, so Henrich. Damit solle aber auch die Nutzung von LED-Wand und Co. abgegolten sein. Bei diesem Modell sei aber die Stadt der finanzielle Verlierer, argumentiert Gessner. Kämen etwa nur wenig Zuschauer zu einer Veranstaltung, decke der Anteil der Ticketeinnahmen der Stadt nicht die Kosten für die technische Ausstattung der Halle – den Fehlbetrag müsste die Stadt dann an die Luftschiffhafen GmbH überweisen.

Wer die MBS-Arena übrigens artfremd nutzen will – etwa für Konzerte – der muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als die Sportvereine: Außer dem zehnten Teil der Ticketeinnahmen wird dann noch Hallenmiete fällig – je angefangene Stunde 296 Euro.

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