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Aus dem GERICHTSSAAL: Spur der Verwüstung

Opfer der Einbrecherbande im Zeugenstand

Stand:

Vor dem Landgericht schilderten am gestrigen fünften Verhandlungstag Opfer der Einbrecherbande, die im November und Dezember vorigen Jahres Einfamilienhäuser in Potsdam und Umgebung heimsuchte, hier vorwiegend Schmuck und hochwertige Elektronik stahl, ihre Eindrücke. Alle Zeugen hatten noch nicht verwunden, dass Fremde in ihren privatesten Bereich eindrangen. Die meisten haben Angst bei ungewöhnlichen Geräuschen, können nachts schlecht schlafen.

„Unser Hund konnte leider nicht verhindern, dass eingebrochen wurde“, erzählte Martha M. * (74) aus Geltow. „Ich vermute, die Täter haben ihn mit dem Kaminbesteck traktiert. Jetzt reagiert er böse, sobald Fremde zu uns kommen.“ Aus dem Besitz der Rentnerin und ihrer Schwiegertochter fehlten nach dem ungebetenen Besuch eine Münzsammlung, Schmuck, Digitalkameras, Handys und ein DVD-Player. „Alles war durchwühlt, die Schübe herausgerissen“, ergänzte die Schwiegertochter der alten Dame erregt im Zeugenstand. „Nach dem Einbruch musste ich meine kleine Tochter eine Woche lang aus der Schule nehmen. Sie konnte sich auf nichts mehr konzentrieren. Und ich habe tagelang geweint.“

„Wir kamen spätabends nach Hause. Das Fenster war aufgebrochen, die Zimmer verwüstet. Sämtliche Schränke standen offen“, erinnerte sich Peter P.* (40) im Zeugenstand. „Ich habe die Kinder sicherheitshalber erst einmal ins Bad gesperrt. Es hätte ja sein können, dass die Einbrecher noch im Haus sind.“ Aus dem Besitz des Lehrers und seiner Frau verschwanden ebenfalls Schmuck und elektronische Geräte, zudem mindestens 200 Euro aus den Sparbüchsen der Kinder. „Wir mussten mit der Kleinen zum Psychologen. Seit dem Einbruch kommt sie jede Nacht zu uns ins Bett. Sie hat Angst“, so der Geltower.

„Mein Laptop und die Digitalkamera waren weg, bisschen Schmuck, bisschen Bargeld und mein Lieblingspullover“, berichtete Lars L.* (43) aus Glindow. Außerdem hätten die Diebe sein 180-Liter–Aquarium zerschlagen. „Können Sie sich vorstellen, wie das aussieht, wenn sich eine Badewannenfüllung Wasser ins Wohnzimmer ergießt“, fragte er die Vorsitzende. „Der Folgeschaden war eigentlich am schlimmsten.“ „Die Angeklagten haben gesagt, in der Wohnung sei nur Schrott gewesen“, entgegnete die Richterin. „Sie haben zugegeben, lediglich eine Lederjacke, einen Rucksack und 50 Euro mitgenommen zu haben.“ Der Tischler stutzte. Die Lederjacke hatte er bisher noch nicht vermisst.

Wegen schweren Bandendiebstahls müssen sich seit dem 3. August drei Bosnier sowie ein Kroate vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten. (PNN berichteten.) Drahtzieher soll Hakija B. (36) sein. In der Wohnung seiner Lebensgefährtin Am Schlaatz soll er die Touren geplant, die jeweilige Crew zusammengestellt haben. Die Angeklagten legten an den vorhergehenden Prozesstagen Geständnisse ab. Das Gericht stellte ihnen dafür moderate Sanktionen in Aussicht. So solle die Strafe für Hakija B. viereinhalb Jahre Haft nicht überschreiten. Die drei anderen könnten auf Bewährung hoffen. Die Verhandlung wird fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga

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