zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Spuren von Barney Geröllheimer

In Paaren wurde ein Dolch aus Feuerstein entdeckt und der Nachweis für 4000 Jahre alte Siedlungen erbracht

Stand:

In Paaren wurde ein Dolch aus Feuerstein entdeckt und der Nachweis für 4000 Jahre alte Siedlungen erbracht Paaren - Die Zeichentrickfiguren Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer „lebten“ in der Steinzeit. In dem Ort Steintal. Fred schrie häufig „Yabba-Dabba-Doo“, Zeitungen erschienen auf Steintafeln, Autos fuhren mit Fußantrieb. So malten sich die Macher der Serie „Familie Feuerstein“ das Leben vor Tausenden von Jahren aus. Der Archäologe Oliver Ungerath hat jetzt im Potsdamer Ortsteil Paaren einen Fund gemacht, der wieder ein wenig mehr Licht in graue Vorzeiten bringt. Bei Bauarbeiten an der Bundesstraße B 273 förderte er einen Dolch aus Feuerstein zu Tage, der 4000 Jahre alt ist. „Es ist ein seltener Fund“, berichtet der Archäologe. Etwas ähnlich Besonderes habe er bislang noch nicht ausgegraben. 7,5 Zentimeter lang und 3,5 Zentimeter breit ist der handgefertigte Dolch, dessen Herstellung laut Ungerath „sehr aufwändig“ gewesen sei. Denn der Dolch musste langsam aus einer Feuersteinknolle herausgeschält werden. Er sei entweder als Messer zum Schneiden oder als Speerspitze verwendet worden. Wie so etwas im Originalzustand ausgesehen hat, kann er anhand eines Buches zeigen. Bei Oetzi, dem Alpenmann, sei ein solcher Dolch aus Feuerstein ebenfalls gefunden worden. Fast original erhalten. Auch das Paarener Fundstück steckte wahrscheinlich bis zur Hälfte im Holzschaft. Die Spitze konnte selbst Leder schneiden, und noch heute, 4000 Jahre später, ist sie scharf. Mit dem „hochwertigen Handwerkszeug“ werde der Nachweis angetreten, dass der Platz am Rande der Wublitzniederung bereits in der späten Jungsteinzeit besiedelt war, hebt Ungerath hervor. Die Gegend um Paaren sei einst ein „beliebter Ort“ zum Siedeln gewesen, denn sie liege nah am Wasser der Wublitz und hoch genug über dem Flussspiegel. Die Dorfgesellschaft sei ländlich geprägt gewesen, die Bauern hätten für den Eigenbedarf Landwirtschaft betrieben. Über die Ausdehnung des Ortes oder gar Siedlerzahlen habe er allerdings keine Vorstellung, sagt Ungerath. Er weist darauf hin, dass in Brandenburg in den vergangenen 150 Jahren mehrere Feuerstein-Dolche gefunden worden seien. Doch in Paaren sei eine Fundstelle nicht vermutet worden. Bei den Arbeiten für eine neue Regenentwässerung an der B 273 sei vielmehr mit Dingen aus dem Mittelalter gerechnet worden. Die Firma Martin Wurzel Archäologie aus Stahnsdorf begleitet die Bauarbeiten. Ungerath und seine Mitarbeiter entdeckten neben dem Dolch jüngere Überreste von zwei Siedlungen. Die eine bestand im Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit zwischen 1000 und 800 vor Christus, die andere in der späten vorrömischen Epoche. Dies habe sich anhand von gefundenen Keramikteilen entschlüsseln lassen, erläutert der Fachmann. Entdeckt wurden auch tierische Knochen und Muscheln. Ausgegraben aus einem historischen Komposthaufen, denn alles seien Essenabfälle. Selbst ein Teil einer menschlichen Schädeldecke wurde unter der B 273 gefunden. Ungerath kann selbst dabei rekonstruieren, dass es sich um einen nicht sehr alten Menschen gehandelt haben muss. Entlang der Bundesstraße am Ortseingang von Paaren hat das Archäologen-Team Gruben freigelegt, die laut Ungerath einmal zur Entsorgung von Abfällen oder zum Aufstellen von Pfosten gegraben worden waren. Noch zehn Tage werden die Archäologen dort verbringen und auch die andere Straßenseite, die später aufgerissen wird, untersuchen. Die Fundstellen der Scherben und des Feuerstein-Dolches liegen 80 bis 100 Zentimeter unterhalb der Fahrbahnoberkante. „In dieser Tiefe können wir alles erkennen, was noch an Archäologie da ist“, sagt Oliver Ungerath. Ausgegraben werde nur noch das, was ansonsten durch die Regenentwässerung zerstört würde. Anschließend werden die Fundstücke gereinigt, inventarisiert und wandern am Ende ins Magazin des Archäologischen Landesmuseums nach Wünsdorf. Günter Brüggemann/Jan Brunzlow

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })