Landeshauptstadt: Stadt am Wasser im Dilemma
4. Architekturgespräch: Abkehr vom Wasser in der Mitte befürchtet
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Berliner Vorstadt – Eine Abkehr vom Wasser befürchten renommierte Architekten in der Potsdamer Mitte. Die Brandenburgische Architektenkammer hatte das Thema „Potsdam – eine Stadt am Wasser“ für ihr 4. Architekturgespräch am Donnerstagabend im Foyer des Theaters an der Schiffbauergasse gewählt. Manfred Ortner, Professor für Entwerfen, ließ kein gutes Haar an den bekannten und vermuteten Potsdamer Stadtplanungen. Er vermisse besonders in der Mitte den Bezug zum Wasser, sehe gar eine Abkehr von dem so wichtigen Element. Die Stadt müsse sich gerade in ihrer Mitte zum Wasser öffnen, wofür der Professor insbesondere das Areal am Lustgarten und an der Alten Fahrt als geeignet ansieht. Er vermisse eine Idee und eine „Planungskultur“, auf welcher die Entwicklungen aufbauen könnten. Die Frage von Stadtplanungschef Andreas Goetzmann, wer die Idee liefern solle oder „das Bild malen“, blieb weitgehend unbeantwortet. Die Stadtverwaltung, insbesondere die Stadtplanung, müsse einen Masterplan als übergeordnete Order erlassen, hieß es. Landschaftsarchitektin Cornelia Müller regte eine „Gestaltungssatzung“ für den Bereich vom Landtagsschloss bis zur Havel nach dem Beispiel des Pariser Platzes in Berlin an.
Der frühere Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Michael Seiler bezeichnete den Zustand auf der Nordseite des Hauptbahnhofs bis zur Neuen Fahrt als „Katastrophe“. Warum hier nicht gebaut werden dürfe, wie Goetzmann sagt, könne er nicht verstehen. Ein Bezug der Stadt zum Wasser ließe sich laut Seiler durch die Bebauung des Brauhausberges herstellen. Von da aus sei der Blick aufs Wasser einmalig.
Kritik hagelt es auch zum geplanten neuen Wohnquartier in der Speicherstadt. Ortner spricht von „drei Blöcken“ ohne öffentlichen Raum. Und aus dem Publikum meldet sich Jörg Limbach vom Bereich Denkmalpflege und sagt: „Der Blick von der Gartensparte Hinzenberg auf die Fünfgeschosser vor dem Brauhausberg vermittelt nicht gerade das Bild einer städtebaulichen Qualität.“
RBB-Redakteurin Margit Miosga kam als Moderatorin des Podiumsgesprächs zeitweise ins Schlingern und hatte Mühe, den roten Faden im Wust der Meinungen zu behalten. Da war manchmal eine sachliche Meinungsäußerung von Christian Keller aus Cottbus hilfreich. Er berichtet, dass die Lausitz-Stadt bemüht sei, die Spree in die Stadtplanung einzubeziehen, ohne den Wert des wertvollen Gutes Fluss zu mindern. Das dürfte auch die Maxime für Potsdam sein, denn „Potsdam lebt vom Atem zum Wasser“, wie Seiler formuliert. Und Müller will in diesem Sinne die landschaftlichen und baulichen Elemente zusammenführen.
Mit dem Bau des Landtagsschlosses dürften sich die Probleme der „Stadt am Wasser“ weiter verschärfen. Architekturkritiker Nikolaus Bernau kritisierte wortreich, dass die Verkehrslösung untragbar sei und dass die Breite Straße auch künftig die Stadt vom Lustgarten und damit vom Wasser abschneiden würde. Da scheint guter Rat teuer, auch wenn Goetzmann auf eine Option der Stadtverordneten aus dem Jahre 2001 verweist, die den dritten Havelübergang als einzige Lösungsvariante sieht. „Es ist zwar die einzige Lösung, aber wir machen sie nicht“, so sei die gegenwärtige Lage.
Die Diskussion des 4. Architekturgesprächs sendet der RBB-Rundfunk in einer Sendung am 11. Dezember um 22.05 Uhr.
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