Landeshauptstadt: Stadt beantragt neue Tram-Brücke
Baubeigeordnete: Land signalisiert Fördermittel / Gutachten erbringt positiven Kosten-Nutzen-Effekt
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Innenstadt - Noch in dieser Woche will die Stadt Potsdam beim Land Fördergelder für den Neubau einer separaten Straßenbahnbrücke über die Neue und die Alte Fahrt parallel zur Langen Brücke beantragen. Wie die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz gestern vor Journalisten und im Beisein von Verkehrsbereichsleiter Norbert Praetzel und Prof. Herbert Staadt vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Potsdam erklärte, habe die Landesregierung signalisiert, die Förderungsfähigkeit einer den Autoverkehr nicht kreuzenden Tram- Trasse am Alten Markt zu prüfen. Voraussetzung sei ein positiver Kosten-Nutzen-Effekt. Eine durch die Forschungsgruppe Stadt und Verkehr Berlin erfolgte Wirtschaftlichkeitsprüfung habe einen solchen geforderten positiven Kosten- Nutzen-Indikator bestätigt, so die Baubeigeordnete.
Der Brückenneubau verursache Kosten in Höhe von 10,5 Millionen Euro, 5,9 Millionen Euro für die Straßenbahn und 4,5 Millionen für den sich dann ebenfalls auf dieser neuen Brücke befindlichen Fußgänger- und Radweg. Bei einer positiven Fördermittel-Entscheidung durch das Landesministerium für Infrastruktur und Raumordnung (MIR) könnte noch im kommenden Jahr die Ausschreibung für die Trambrücke erfolgen. Als Termin für den Baubeginn nannte von Kuick-Frenz Ende 2006/Anfang 2007. Bauende für die Brücke und Inbetriebnahme der Straßenbahn könnte Mitte 2008 sein.
Die Verlegung der Tramstrecke am Alten Markt erfolgt im Zuge der dortigen Verkehrsneuordnung zur Vorbereitung des Landtagsneubaus. Wie die Baubeigeordnete erklärte, sei die alleinige Verlegung der Gleise am Alten Markt ohne den Neubau der Trambrücke nicht förderfähig. Ohne den Brückenneubau wären die Kosten der Umverlegung in Höhe von etwa 2,19 Millionen Euro ausschließlich über das Treuhandvermögen des städtischen Sanierungsträgers Bornstedter Feld zu finanzieren. Bei einer Gleisverlegung inklusive Brückenneubau betragen die Eigenmittel der Stadt dagegen nur 500 000 Euro, so von Kuick-Frenz.
Die Straßenbahn in Seitenlage zu verlegen und so Tram- und Straßen voneinander zu trennen ist laut Baubeigeordnete „ein generelles Thema“ und „nicht an den Landtagsneubau gebunden“. Diese Lösungen würden seit Mitte der 90er Jahre angestrebt, nachdem sich die Tram-Mittellage „als nicht optimal“ erwiesen habe. Bei der Brücke am Potsdam-Center sei die Verlegung der Straßenbahn an die Straßenseite bereits gelungen. Beim Ausbau der Humboldtbrücke ab nächstem Jahr unter Voraussetzung der Fördermittelbewilligung erfolge ebenfalls die Tramverlegung in die südliche Seitenlage, so von Kuick-Frenz. Dadurch seien flüssigere Verkehrsabläufe zu erreichen, ebenso ein behindertengerechter Ausbau der Haltestellen sowie eine Benutzung der Strecke gleichermaßen für Tram und Bus, wie in der Friedrich-Ebert-Straße vorgesehen.
Eine Verlegung der Tramstrecke an die Seite der Langen Brücke ist aus statischen Gründen nicht möglich, sagte Brückenfachmann Norbert Praetzel. Zudem habe der Neubau einer Parallelbrücke einen Vorteil: Der Verkehr auf der Langen Brücke müsse während der etwa 14-monatigen Bauzeit nicht unterbrochen werden. Die Übergang der Tram von Mittellage auf die etwa 14 Meter breite neue Brücke erfolge „an einem Wochenende“, so Praetzel. Die Straßenbahn werde dann etwa einen Meter am nördlichen Ufer der Havel ankommen, auf der historischen Höhe des Alten Marktes. Dadurch werde es auch einfacher, die entstehende Humboldtstraße anzubinden.
Ohne eine Entlastung vom Straßenbahnverkehr, argumentiert Praetzel, müsste die Lange Brücke bereits 2015 – also vier Jahre nach Eröffnung des neuen Landtages – eine Grunderneuerung erfahren. Der Überbau der 1960/61 erbauten Langen Brücke sei zwar zwischen 1994 und 1998/99 saniert worden, nicht jedoch der Unterbau. „Die Unterkonstruktion ist das Problem“, so Praetzel. Ab 2015 hätte es ohnehin eine Behelfsbrücke für die Straßenbahn geben müssen, um die Lange Brücke zu sanieren.
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