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Landeshauptstadt: Stadt hält an umstrittenen Ampeln fest Erste Bilanz für neue Verkehrssteuerung

Die umstrittenen Pförtnerampeln in Potsdam sorgen zwar dafür, dass es in der Stadt weniger Staus gibt – zu einer verbesserten Luftqualität tragen sie aber nur in begrenztem Umfang bei. Das ist das Ergebnis einer ersten Untersuchung zur neuen, 2,3 Millionen Euro teuren umweltorientierten Verkehrssteuerung, die seit April 2012 in Betrieb ist.

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Die umstrittenen Pförtnerampeln in Potsdam sorgen zwar dafür, dass es in der Stadt weniger Staus gibt – zu einer verbesserten Luftqualität tragen sie aber nur in begrenztem Umfang bei. Das ist das Ergebnis einer ersten Untersuchung zur neuen, 2,3 Millionen Euro teuren umweltorientierten Verkehrssteuerung, die seit April 2012 in Betrieb ist. Nach Berechnungen habe sich der durch den Verkehr entstehende Feinstaub um 4,4 Prozent verringert, der Ausstoß von Stickstoffoxiden sei lediglich um 2,7 Prozent zurückgegangen. Das sagte Reik Becker, Leiter des Verkehrsmanagements, am Mittwoch vor Journalisten: „Wir müssen das System weiter optimieren“.

Wie berichtet wird trotz des Einsatzes von Pförtnerampeln in Potsdam noch gegen geltende Grenzwerte für Luftschadstoffe verstoßen. So bekommt die Stadt seit mehr als fünf Jahren überhöhte Stickstoffdioxidwerte (NO2) in der Zeppelinstraße und in der Großbeerenstraße nicht in den Griff, auch dieses Jahr blieben geltende Grenzwerte unverändert überschritten. Dagegen war die Belastung mit Feinstaub 2012 erstmals seit drei Jahren unter geltende Grenzwerte gefallen. Dies habe aber vor allem an der günstigen Wetterlage und weniger an den Pförtnerampeln gelegen, sagte Hartmut Jonas, Referent im Landesumweltamt, den PNN.

Angesichts der weiter verletzten Grenzwerte kündigte Becker an, die innerstädtische „Grüne Welle“, damit der Verkehr besser fließt, solle nachjustiert werden. Geprüft werde auch, zwei neue Pförtnerampeln auf den nördlichen Einfallsstraßen Nedlitzer und Potsdamer Straße aufzustellen. Auch weitere Tempo-30-Zonen auf wichtigen Strecken, wie etwa bereits in der Großbeerenstraße ausgewiesen, seien im Gespräch, sagte Becker. Zu den Ampeln an sich sagte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne), diese seien trotz aller Kritik „alternativlos“.

Mit den Pförtnerampeln wird an derzeit vier Einfallsstraßen der Verkehrsfluss dosiert, wenn die Schadstoffbelastung in der Luft steigt: Die Ampeln zeigen dann rot und lassen keinen neuen Verkehr in die Stadt (siehe Kasten). Fast täglich wird im Berufsverkehr in der Frühe und am Nachmittag gepförtnert, sagte Becker. Schon jetzt aber zeigten Ampelschaltungen für eine „Grüne Welle“, damit Staus besser abfließen können, eine Wirkung. So sei etwa in der hochfrequentierten Behlertstraße die Zahl der Autos, die im Stau stehen oder nur schleichend vorankommen, von 263 000 auf 100 000 gefallen. Untersucht wurden dafür das dritte Quartal 2012 und derselbe Zeitraum zwei Jahre zuvor.

Immer lauter wird derweil die Kritik aus der Nachbargemeinde Schwielowsee zur Pförtnerung in Pirschheide. „So kann man nicht miteinander umgehen“, sagte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) auf PNN-Anfrage. Für die fünf Kilometer vom Ortsteil Geltow nach Potsdam würden Pendler inzwischen rund 30 Minuten benötigen. Jeden Montag und jeden Dienstag würde sich der Verkehr am Morgen bis nach Geltow hinein stauen, häufig durch den ganzen Ort. „Im Stau stehen auch die Busse“, so die Bürgermeisterin. Zwar sei es nachvollziehbar, dass sich Potsdam um eine umweltgerechte Verkehrssteuerung bemüht. „Es muss aber intelligentere Möglichkeiten für eine Bundesstraße geben, die täglich von über 20 000 Fahrzeugen befahren wird“, erklärte Hoppe. Das Potsdamer Rathaus solle die dazu unterbreiteten Vorschläge ernst nehmen und mit der Nachbargemeinde sprechen, forderte Hoppe. Klipp kündigte derweil an, die Stadt werde eine neue Mobilitätsagentur beauftragen, bei Arbeitgebern und -nehmern in Potsdam und im Umland für das Bilden von Fahrgemeinschaften oder Alternativen zum Autofahren zu werben. Als Beispiel diene eine ähnliche und erfolgreiche Initiative in Dresden.HK/hkx

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