Landeshauptstadt: Stadt immer mehr unter Druck
Fragenkatalog zum Niemeyer-Bad/Neue Zusagen gefordert/Baustart in Gefahr
Stand:
Potsdam gerät mit seinen Plänen für das 38,5 Millionen Euro teure Niemeyer-Freizeitbad auf dem Brauhausberg immer mehr unter Druck. Auch wenn Peter Paffhausen, Geschäftsführer der Stadtwerke und Bauherr des Kuppel-Bades, gestern versicherte, das Vorhaben stehe „absolut nicht auf der Kippe“, müssen Stadt und Stadtwerke zunächst einen Fragenkatalog des Wirtschaftsministeriums abarbeiten. Das Ministerium entscheidet über die beantragte Förderung in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Im Raum steht außerdem die Feststellung des Finanzministeriums, die veranschlagten Kosten seien „eher knapp bemessen“.
Dem Ministerium müssen Stadt und Stadtwerke erklären, warum Oscar Niemeyer als Architekt ausgewählt wurde. Auch soll die „touristische Wirksamkeit“ des Entwurfs erläutert werden. Nachfragen gibt es zudem bei der technischen Ausstattung des Bades. Dies begründete Paffhausen damit, dass die Unterlagen für die baufachliche Prüfung bereits im Frühsommer eingereicht worden seien. Nun seien Details spezifiziert worden.
Die Stadt Potsdam muss sich nach dem Willen des Wirtschaftsministeriums verpflichten, die Gestaltung des Brauhausbergs außerhalb des Bad-Geländes zu übernehmen. Sie muss weiterhin ihre Zusage geben, das Schul- und Vereinsschwimmen im kompletten Förderzeitraum von 15 Jahren mit jährlich 500 000 Euro zu fördern. Bisher hatte die Stadt dies nur für zwei Jahre zugesagt.
Zu den Bedenken, das Bad könne mehr als die kalkulierten 38,5 Millionen Euro kosten, sagte Paffhausen: „Es gibt selbstverständlich Mehrkosten.“ Dies beziehe sich allerdings auf unvorhersehbare Faktoren. „Wer konnte ahnen, dass der Brauhausberg so vermüllt ist.“ Die Vorbereitung des Baus mit Munitionssuche auf dem Areal und Bad-Planung hat bereits vier Millionen Euro gekostet.
„Kopfzerbrechen“ bereitet Paffhausen nach eigener Aussage die zeitliche Verschiebung der Entscheidung des Landes über die Fördergelder. Beraten werden soll das Projekt im Förderausschuss am 12. Dezember. Die endgültige Entscheidung treffen aber die Potsdamer Stadtverordneten. Kommen sie nicht zu einer Sondersitzung zusammen, würden sie erst Ende Januar grünes Licht geben können. Für den Baustart ist bisher aber bereits der 1. Februar 2006 vorgesehen, im Dezember 2007 soll eröffnet werden.
Unterdessen hat gestern das Finanzministerium betont, es habe keine Einwände gegen das Niemeyer-Bad. Dass der Entwurf des Stararchitekten rund fünf Millionen Euro teurer sei als ein herkömmliches Bad sei eine „Binsenweisheit“, so Sprecher Ingo Decker. Dies könne niemanden überraschen.
Gegen das Freizeitbad sprach sich gestern die Linkspartei.PDS-Landtagsabgeordnete Anita Tack aus. Es gebe „ernste baufachliche Mängel“, die Investitionskosten seien bereits zehn Millionen Euro höher als veranschlagt. Die Stadt versuche, mit „einem unabgestimmten Projekt und umfangreichen Vorarbeiten Tatsachen zu schaffen“. Damit solle Druck gegenüber dem Fördermittelgeber aufgebaut werden. Dieses Vorgehen sei „unseriös“. Die Potsdamer SPD-Fraktion will mit einer 29 Fragen umfassenden Großen Anfrage Klarheit schaffen, auch zum künftigen Betrieb des Bades. Sie sehe das Projekt Niemeyer jedoch derzeit nicht auf der Kippe, hieß es.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: