Landeshauptstadt: Stadt kapituliert vor Kartzowern Satzung auf Eis gelegt, weil Einwohner streiten
Kartzow - Die Verwaltung muss Pläne zur Erarbeitung einer Denkmalbereichssatzung für den Ortsteil Kartzow auf Eis legen. „Schweren Herzens“, wie der CDU-Stadtverordnete Eberhard Kapuste sagt.
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Kartzow - Die Verwaltung muss Pläne zur Erarbeitung einer Denkmalbereichssatzung für den Ortsteil Kartzow auf Eis legen. „Schweren Herzens“, wie der CDU-Stadtverordnete Eberhard Kapuste sagt. Denn es gab kein Weiterkommen in der Diskussion mit den Anwohnern. Die Argumente seien mehrfach ausgetauscht worden. Doch immer wieder seien danach Fragen gestellt worden, als hätte man nicht miteinander geredet, sagte Kapuste. Damit soll jetzt Schluss sein, auch „um den Fall endlich vom Tisch zu bekommen“. Ortsbürgermeister Claus Wartenberg erhofft sich dadurch wieder Ruhe. Die Leute würden sich mit nichts anderem mehr beschäftigen, sich nur über die Satzung zu streiten. Dieses Jahr sei ein Jubiläum, an eine Feier sei nicht zu denken.
Der Ortsteil mit seinen 120 Einwohner gilt als derart zerstritten, dass den Einwohnern untereinander inzwischen offene Fehden, wie sie von eher südländischen Familien bekannt sind, nachgesagt werden. „Der Ortsbürgermeister hat wenig dafür getan, diese Situation zu entschärfen“, sagte Saskia Hüneke vor den Stadtverordneten in Richtung Claus Wartenberg und erntete ein „Da protestiere ich aufs Allerschärfste“ vom Gescholtenen.
Die Stadtverwaltung wollte den Ortskern des 2003 eingemeindeten Dorfes einem Denkmalbereichsschutz unterziehen – ein Teil der Bewohner lehnte das kategorisch ab. Unterschriften dagegen und dafür sind gesammelt worden, zuletzt wurde sogar eine Befragung der Bewohner angeregt: In dem Ortsteil mit Schloss, Gutshof, Kirche und alter Schule im Zentrum befinden sich fünf Einzeldenkmale. Die Stadtverordneten stritten über das Für und Wider des Denkmalbereichsschutzes – und lehnten ihn zum Schluss ab. Daran änderte auch die Zusage der Baubeigeordnete Elke von Kuick- Frenz nichts, ein Dorfentwicklungskonzept zu erarbeiten. Zusammen mit der Denkmalbereichssatzung hätte dies Fördermöglichkeiten für Bauvorhaben eröffnet.
Vertreter mehrerer Parteien kritisierten das Votum. „Es liegt auf der Hand, dass die unmittelbar Betroffenen wenig Sympathie für die Satzung haben. Die dient aber der Allgemeinheit“, sagte Peter Schüler, Fraktionschef der Potsdamer Bündnisgrünen. Wäre jeder Anwohner gefragt worden, ob er sein Haus gerne unter Denkmalschutz gestellt hätte, gäbe es wohl keine Denkmäler in der Innenstadt, erklärte Wolfgang Cornelius (CDU). Die Satzung diene allen in dem Zweck, die historische Ortsstruktur zu erhalten. jab
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