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Landeshauptstadt: Stadt: Keine Eiszeit am Griebnitzsee

Kompromiss mit jüdischer Erbengemeinschaft in der Karl-Marx-Straße für öffentlichen Uferweg

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Babelsberg - Trotz der Eskalation im Konflikt um den Griebnitzsee-Uferweg in der vergangenen Woche verhandelt die Stadtverwaltung weiter mit den Anrainern. „Es herrscht nicht, wie einige Kontrahenten Glauben machen wollen, eine Eiszeit“, sagte gestern Stadtplanungschef Andreas Goetzmann.

Am Montag und Dienstag vergangener Woche hatten acht Anrainer des Griebnitzsees den Uferweg abgesperrt und einen angeblich privaten Wachschutz beauftragt, um die Sperren durchzusetzen (PNN berichteten). Nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichts konnte die Stadt den Weg wieder frei machen. Als nächsten Schritt will die Verwaltung den Stadtverordneten in ihrer Sitzung Anfang November den Bebauungsplan für den „öffentlichen Uferpark“ am Griebnitzsee vorlegen.

Darin wird sich auch ein Kompromiss für ein Seegrundstück finden, das eine jüdische Familie, die im Nationalsozialismus enteignet wurde, per Restitution zurück bekommen hatte. Dabei handelt es sich um die Karl-Marx-Straße 22, die an die Erbengemeinschaft Fritz Guggenheim rückübertragen worden war. Diese hat der Stadt nach PNN-Informationen eine Dienstbarkeit für den Uferweg in seinem heutigen Verlauf eingeräumt – im Gegenzug verzichtete die Stadt darauf, neben dem Grundstück einen weiteren Stichweg als Zugang zum Uferweg einzurichten. Diese Veränderung im Bebauungsplan haben die Stadtverordneten bereits nach der ersten öffentlichen Auslegung des Plan beschlossen. Nach PNN-Informationen steht die Villa an der Karl-Marx-Straße 22 nunmehr kurz vor dem Verkauf. Die Rechtsanwältin der Erbengemeinschaft, Ilona Maria-Germer, wollte diese Angaben mit Verweis auf ihre anwaltliche Schweigepflicht gestern nicht bestätigen. Dennoch könnte der Kompromiss zugunsten des öffentlichen Uferwegs mit den Guggenheim-Erben richtungsweisend sein: Bisher war besonders von Gegnern eines öffentlichen Weges davor gewarnt worden, die Griebnitzsee-Grundstücke in jüdischem Eigentum nach Enteignungen in der NS- und DDR-Zeit ein drittes Mal anzutasten.

Unterdessen hat gestern Balthasar Schramm, Vorstandschef der Nawaro BioEnergie AG, Vermutungen zurückgewiesen, sein Unternehmen sei an den Sperrungen des Uferwegs beteiligt gewesen. Dies hatte die „Initiative Griebnitzsee für alle“ vermutet, nach dem die Presseerklärung der Sperr-Anrainer als Fax-Kennung „Nawaro AG“ auswies. Schramm, der selbst am Griebnitzsee wohnt, sagte auf PNN-Anfrage: „Das Unternehmen hat damit gar nichts zu tun, das ist hanebüchen.“ Er habe nur einem Nachbarn erlaubt, sein Faxgerät zu benutzen. Zudem reiche sein Grundstück nicht bis zum See und sei auch nicht abgesperrt gewesen. Auch dass sein Nachbar am Griebnitzsee, der Rechtsanwalt Kay Jacobsen, im Nawaro-Vorstand sitze, lasse nicht den Schluss zu, das Unternehmen sei involviert.

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